Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond
Antworten zu übersetzen.
Bekas Haare und ihre Sommersprossen standen im Mittelpunkt besonders ausgeprägter Neugier. Sie löste ihren Zopf, schüttelte ihr Haar aus und grinste vergnügt, als Kinder und Erwachsene vorsichtig einzelne Strähnen hoben, um das Spiel des Sonnenlichts auf dem kupferroten Schopf zu betrachten. Als sie aufblickte, sah sie, dass Nyal sie über die Köpfe der anderen hinweg beobachtete, und um seine fahlhellen Augen zeigten sich kleine Fältchen offensichtlichen Amüsements. Er blinzelte ihr zu, und sie wandte rasch den Blick ab, als sie spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. Als sie sich umdrehte, sah sie sich eben jenem kleinen Mädchen gegenüber, das zuvor so kühn auf Braknil zumarschiert war. Nun wurde sie von einem jungen Mann, etwa in Alecs Alter, begleitet.
Das Kind deutete auf Beka und sagte irgendetwas über »machen.«
Beka schüttelte den Kopf, um den beiden zu zeigen, dass sie sie nicht verstehen konnte.
Der junge Mann streckte die Hand aus und zeigte ihr ein Bündel bunter Lederriemen. Dann bedeckte er die Riemen mit der anderen Hand, rieb die Handflächen aneinander und präsentierte ihr ein kunstvoll geflochtenes Armband, an dessen Enden jeweils ein Stück der Lederriemen hervorragte, um es zu verschließen.
»Chypta«, sagte sie erfreut. Schon ihr ganzes Leben lang hatte sie Seregil bei dieser Art Taschenspielertricks beobachtet.
Der Mann bedeutete ihr mit einer Geste, dass er noch nicht fertig war. Er nahm ihr den Lederschmuck wieder ab und zog ihn langsam durch die Finger seiner anderen Hand. Als er fertig war, baumelte ein kleiner hölzerner Frosch an der Mitte des Bandes.
Das kleine Mädchen verknotete den Lederzopf an Bekas Handgelenk. Dann berührte es die Schwertscheide und anschließend die Beule an Bekas Kopf und plapperte aufgeregt drauflos.
»Das ist ein Talisman, der den Heilungsprozess unterstützt«, erklärte Seregil, der gemeinsam mit Alec herübergekommen war. »Sie sagt, sie hat noch nie einen weiblichen Soldaten gesehen, aber sie könnte erkennen, dass du sehr tapfer bist und darum wahrscheinlich oft verwundet wirst. Sie ist noch nicht alt genug, selbst solche Talismane zu machen, darum musste ihr Cousin ihr aushelfen, aber es war ihre Idee.«
»Chypta!« sagte Beka noch einmal, gerührt durch die freundliche Gabe. »Wartet mal. Ich möchte ihr auch etwas schenken. Verdammt, was habe ich denn überhaupt dabei?«
Als sie ihre Taschen durchwühlte, stieß sie auf einen Beutel mit glänzenden Spielsteinen, die sie in Mycena gekauft hatte, Jaspisrauten mit silbernen Intarsien. »Für dich«, sagte sie in der Sprache der Aurënfaie, während sie dem Mädchen einen der Spielsteine in die Hand drückte.
Das kleine Mädchen schloss die Faust um den Stein und drückte Beka einen Kuss auf die Wange.
»Und vielen Dank.« Beka blickte den Cousin des Mädchens an. Sie bezweifelte, dass er ob dieser Belohnung besonders beeindruckt war.
Er beugte sich vor und deutete auf seine Wange. Beka verstand den Wink und gab ihm einen Kuss. Lachend führte er das kleine Mädchen wieder weg.
»Hast du gesehen, wie er das gemacht hat?«, fragte Beka Seregil, während sie das Armband bewunderte. »Das hat mich an die Tricks erinnert, die du uns immer nach dem Essen vorgeführt hast.«
»Was du gerade erlebt hast, war Magie, kein Taschenspielertrick. Und der Talisman ist ebenfalls magisch, wenn auch nicht sehr stark. Die Akhendi sind für ihre Kunstfertigkeit bei der Herstellung von Amuletten und Geweben berühmt.«
»Und ich habe gedacht, es wäre nur irgendein Schmuck. Ich hätte ihr ein besseres Geschenk machen sollen.«
Seregil grinste. »Du hast doch ihr Gesicht gesehen. Sie wird diesen Stein noch ihren Urenkeln zeigen, ein Geschenk von einer bewaffneten Tírfaie-Frau, deren Haar die Farbe von – wie drücke ich es poetisch aus? – blutbenetztem Kupfer hat.«
Beka verzog das Gesicht. »Ich hoffe, sie wird Besseres zu tun haben.«
In diesem Augenblick zupfte eine junge Frau an Alecs Ärmel, vollführte einen ähnlichen Trick und präsentierte ihm ein Armband mit drei roten Perlen. Er dankte ihr, stellte ein paar Fragen und deutete dann lachend auf Seregil.
»Was ist los?«, fragte Beka.
»Es ist ein Liebeszauber«, erklärte Seregil. »Er hat ihr erzählt, dass er den eigentlich nicht braucht.«
Das Mädchen sagte etwas, deutete mit einem schüchternen Kopfnicken auf Seregil und zog das Armband noch einmal über ihre Handfläche. Die Perlen
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