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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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erhellte kleine Lichtungen, auf denen ganze Rehherden ästen. Schwärme von Vögeln, die Kutka genannt wurden, schossen wie verschreckte Hühner über den Weg.
    »Geht hier denn niemand zur Jagd?«, fragte er Tael.
    Der Akhendi zuckte die Achseln. »Aura ist gut zu jenen, die nur das nehmen, was sie wirklich brauchen.«
    Der Weg ging in eine breitere Straße über, die durch kleine verstreute Dörfer führte. Menschen versammelten sich am Straßenrand, bestaunten winkend den Zug und riefen Amali an, die offensichtlich überaus beliebt war. Männer, Frauen und Kinder trugen diverse Variationen der vertrauten Tuniken und Hosen, und einige hatten sich mit bunten Schärpen und Tüchern geschmückt, die wie Fischernetze gefertigt und doch so kostbar wie Spitze waren.
    »Ich kann Männer und Frauen nicht unterscheiden«, sagte Minál.
    »Ich versichere Euch, Reiter, diejenigen, die es angeht, erkennen den Unterschied!«, erklärte ihm Nyal, womit er eine Woge des Gelächters unter seinen Kameraden auslöste.
    Die Häuser ähnelten denen in Gedre, wenngleich sie aus Holz und nicht aus Stein erbaut waren. Ganz in der Nähe erhoben sich unzählige halboffene Hütten, deren Eigentümer ihrem jeweiligen Gewerbe nachgingen. Soweit Alec es von der Straße aus beurteilen konnte, war die Holzbearbeitung in diesem Teil des Landes weit verbreitet.
    Außerdem fiel ihm auf, dass viele der Nebenstraßen, die von der Hauptstraße abzweigten, überwuchert waren und offenbar nicht mehr gebraucht wurden. In den größeren Städten standen zudem viele Häuser leer.
    Während er neben Riagil und Amali ritt, fragte er: »Mylady, war dies einst eine Handelsstraße?«
    »Ja, eine der belebtesten. Auf unseren Märkten wurden Waren aus ganz Aurënen, aus den Drei Ländern und den Reichen jenseits von ihnen feilgeboten. Unsere Wirtshäuser waren ständig von Händlern belegt. Aber jetzt sind eben diese Händler flussabwärts nach Bry’kha oder auf dem Landweg nach Virésse abgewandert. Viele von unseren eigenen Leuten sind von hier fort in die Nähe der großen Handelsstraßen gezogen oder haben sich gar anderen Fai’thasts angeschlossen.«
    Traurig schüttelte sie den Kopf. »Das Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, ist inzwischen vollkommen verlassen. Für jeden Faie ist es eine große Schmach, wenn er gezwungen ist, den Ort, in dem er aufgewachsen ist, in dem seine Familie seit Generationen ansässig war, zu verlassen, dem Haus seiner Ahnen den Rücken zu kehren, und über unseren Clan hat es Unglück gebracht.«
    »Für meinen Gemahl ist es noch schlimmer, nicht nur, weil er unser Khirnari ist, sondern auch, weil er schon so lange lebt und sich erinnert, wie die Akhendi früher waren. Ich versichere Euch, er wird die Mission Eurer Herrin mit aller Kraft unterstützen, und ich werde es ebenfalls tun.«
    Alec verbeugte sich, wobei er sich erneut fragte, was sie auf jenem dunklen Pfad im Gebirge mit Nyal zu schaffen gehabt hatte.
     
    So sehr sie sich auch darauf freute, endlich Sarikali kennen zu lernen, stellte Beka doch fest, dass sie wünschte, sie könnten länger in Akhendi verweilen. Dieses Land erinnerte sie an die üppigen Wälder, durch die sie als Mädchen gestreift war, und an das friedvolle Leben, das für sie einst selbstverständlich gewesen war.
    Am Abend kehrten sie für die Nacht in einem der größeren Orte ein, und ihre Ankunft sorgte sogleich für einen, wenn auch zunächst recht leisen, Aufruhr. Stück für Stück fanden sich die Dorfbewohner auf der Straße ein, um Amali zu grüßen und ihre Tírfaie-Besucher anzugaffen, und bald fanden sich die Skalaner von einer glotzenden Menschenmenge wieder umringt.
    »Für diese Leute sind wir die Kreaturen aus den Legenden, so wie die Faie im Nordland«, erklärte Beka ihren Reitern. »Also, gebt euch einen Ruck und lächelt.«
    Ein kleines Mädchen wagte sich als Erste näher heran. Es riss sich von der Hand seiner Mutter los, marschierte geradewegs auf Feldwebel Braknil zu und starrte mit unverhüllter Neugier seinen grauen Bart an. Der alte Veteran reagierte belustigt und präsentierte dem Mädchen sein Kinn zur genaueren Untersuchung. Das Mädchen vergrub ihre Finger in dem Bart und brach in aufgeregtes Gekicher aus. Daraufhin näherten sich auch andere Kinder und berührten Bärte, Kleider und Waffen mit begeisterter Verblüffung. Die Erwachsenen folgten ihrem Beispiel, und jeder, der beide Sprachen sprach, war schon bald voll und ganz damit beschäftigt, unzählige Fragen und

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