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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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nach Alec, um ihn zu sich herabzuziehen, sodass er zwischen seinen Beinen mit dem Rücken an seiner Brust saß.
    Seregil schmiegte sich an Alecs Wange und zog ihn fest an sich. »Das ist ein Traum, der wahr geworden ist. Aura weiß, dass sich alles andere anders entwickelt hat, als ich es erwartet habe.«
    Alec lehnte sich behaglich an ihn und genoss ihre gemeinsame Erregung. »Wovon hast du sonst hier draußen geträumt?«
    »Dass ich Bôkthersa verlassen und reisen würde.«
    »Wie Nyal.«
    Alec fühlte das ironische Lachen Seregils mehr, als er es hörte. »Vermutlich. Ich hätte unter Fremden gelebt, wäre über Jahre und Jahrzehnte immer tiefer in ihre Gewohnheiten eingesunken, aber ich wäre immer hierher zurückgekehrt. Und nach Bôkthersa.«
    »Was hättest du auf deinen Reisen getan?«
    »Gesucht. Nur gesucht. Nach Orten, die noch kein Aurënfaie vor mir gesehen hat, nach Leuten, die ich nie kennen gelernt hätte, wäre ich zu Hause geblieben. Mein Onkel sagte immer, es gäbe einen Grund für jede Art der Begabung. Meine Begabung liegt in Sprachen und im Kampf – er nahm an, dass diese Gaben auf eine Person hinweisen, die für die Wanderschaft bestimmt ist. Wenn ich heute zurückblicke, nehme ich an, dass ich tief im Inneren gehofft habe, einen Ort zu finden, an dem ich mehr als nur meines Vaters größte Enttäuschung gewesen wäre.«
    Schweigend dachte Alec einen Augenblick über seine Worte nach. »Das ist schwer für dich, nicht wahr? Hier zu sein, so wie die Dinge liegen.«
    »Ja.«
    Wie konnte ein einziges Wort so viel Schmerz, so viel Sehnsucht ausdrücken?
    »Was hast du dir sonst noch gewünscht, während du hier gesessen hast?«, fragte Alec rasch, wohl wissend, dass er nichts tun konnte, um diesen Schmerz zu lindern. Es war besser, einfach zu etwas anderem überzugehen.
    Langsam glitt eine Hand unter sein Kinn, wölbte sich über seine Wange, während Lippen über seine Haut glitten. Die Berührung jagte ein erwartungsfrohes Kribbeln über seine ganze rechte Körperhälfte.
    »Dies, mein Talí«, sagte Seregil sanft, und sein Atem strich warm über Alecs Haut. »Ich konnte dein Gesicht damals nicht erkennen, aber du warst der Mann, von dem ich geträumt habe. Ich hatte so viele Liebhaber – Dutzende, vielleicht Hunderte. Aber keiner von ihnen …« Er unterbrach sich. »Ich kann es nicht erklären. Ich glaube, ein Teil von mir hat dich schon in der ersten Nacht, in der wir uns begegnet sind, erkannt, so geschunden und schmutzig du auch warst.«
    »In diesem fernen, fremden Land.« Alec drehte sich um, um dem nächsten Kuss mit seinen Lippen zu begegnen. Wie lange würde es dauern, bis jemand sie vermissen und nach ihnen suchen würde?
    Lang genug.
    Aber Seregil zog ihn lediglich näher an sich heran, umfing ihn ohne das spielerische Betasten, das üblicherweise ihr Liebesspiel einleitete. So blieben sie eine Weile sitzen, bis Alec erkannte, dass Seregil nicht deswegen hierher gekommen war.
    Stille herrschte zwischen ihnen, und Alec fühlte, wie er in einen leichten Schlummer glitt. Als Seregil die Beine bewegte, erwachte er ruckartig.
    »Nun, ich denke, wir sollten wieder hinuntergehen«, sagte Seregil.
    Unbeholfen und schläfrig erhob sich Alec. Die Nachtluft fühlte sich auf seiner rechten Körperhälfte, mit der er zuvor an Seregil gelehnt hatte, kalt an, und der plötzliche Verlust des physischen Kontaktes ließ ihn ein wenig desorientiert und melancholisch zurück, beinahe so, als hätte er Seregils Kummer durch seine Poren in sich aufgenommen.
    Sie legten das Bettzeug zurück und waren schon beinahe zur Tür heraus, als Seregil innehielt, sich umwandte und irgendetwas vor sich hin murmelte.
    »Was ist los?«, fragte Alec.
    Statt einer Antwort zog Seregil das Bett zur Seite und verschwand hinter ihm.
    Alec hörte ein Scharren auf Stein, gefolgt von einem triumphierenden Kichern. Dann tauchte Seregil plötzlich mit einem Enterhaken, einem weiteren Haken und einem Seil wieder auf.
    »Wo kommt das denn her?«, erkundigte sich Alec, amüsiert über die offenkundige Freude seines Freundes.
    »Komm und sieh selbst.«
    Alec kletterte auf das staubige Bett und schielte über den Rand. Seregil hatte eine der glatt polierten Bodenfliesen abgenommen. Darunter verbarg sich ein dunkles Loch.
    »Hast du das Loch gemacht?«
    »Nein, und ich war auch nicht der Erste, der es benutzt hat. Der Enterhaken gehört mir und das hier auch.« Er zog einen klaren Quarzkristall von der Größe seiner Handfläche

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