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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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kennen«, sagte die Frau, wobei sie seine Hand tätschelte.
    »Wie lange seid Ihr schon sein Talímenios?«, fragte Kheeta, der sich ebenfalls zu ihm gesellt hatte.
    »Seit zwei Jahren«, antwortete Alec, gespannt auf die Reaktion des jungen Mannes.
    Doch Kheeta nickte lediglich wohlwollend, als sein Blick quer durch den Raum Seregil suchte. »Es ist schön, ihn nun endlich glücklich zu sehen.«
    »Wo sind Seregils andere Schwestern?«
    Kheeta verzog das Gesicht. »Adzriel hat nur die Bôkthersa mitgenommen, die Seregils Rückkehr akzeptieren. Lasst Euch von dem, was Ihr hier erlebt, nicht täuschen. Es gibt viele, die nicht damit einverstanden sind. Shalar und Ilina zählen auch zu ihnen. Ich denke, Shalars Haltung ist verständlich; sie hat einen Haman geliebt, aber diese Verbindung wurde untersagt, nachdem … nun, nach dem ganzen Ärger. Was Ilina betrifft, so ist sie Seregil am nächsten an Jahren, aber sie sind nie gut miteinander ausgekommen.«
    Noch ein Missklang; kein Wunder, dass Seregil so ungern über seine Vergangenheit sprach.
    »Wie steht es mit Säaban? Seregil wusste nicht, dass er mit Adzriel verheiratet ist, aber er scheint mit ihrer Wahl ganz zufrieden zu sein.«
    »Sie kannten einander schon, ehe Seregil verbannt wurde. Säaban und Adzriel waren schon viele Jahre befreundet. Er ist ein Mann von großer Ehrenhaftigkeit und Intelligenz, und er besitzt ausgeprägte magische Fähigkeiten.«
    »Heißt das, er ist ein Zauberer?«
    »Wenn ich Eure Anwendung des Wortes richtig verstehe, ja, und ein Guter überdies.«
    Alec hatte kaum angefangen, über diese neue Erkenntnis nachzudenken, als sie auch schon wieder unterbrochen wurden. Sogleich wurde er weitergereicht, um wieder und wieder die gleichen Fragen zu beantworten: Nein, er hatte keine Erinnerung an die Hâzadriëlfaie; ja, Seregil war ein großer Mann in Skala; ja, er war glücklich, in Aurënen zu sein; nein, er war noch nie in einer Stadt wie Sarikali gewesen. Gerade suchte er den Raum nach Fluchtwegen ab, als sich eine Hand auf seinen Arm legte.
    »Komm, begleite mich. Es gibt etwas, das ich tun muss, und ich brauche deine Hilfe«, flüsterte Seregil und schob ihn durch eine Tür und eine Hintertreppe hinauf.
    »Wohin gehen wir?«
    »Das wirst du gleich sehen.«
    Seregil roch heftig nach Turab, doch seine Schritte waren sicherer, als Alec erwartet hatte. Sie stiegen drei Treppen hinauf und hielten auf jeder Etage an, um einen oder zwei Räume zu inspizieren. Üblicherweise konnte man sich darauf verlassen, dass Seregil irgendwann innehielt, um weit mehr als notwendig über einen Ort oder eine Sache zu erzählen, doch an diesem Abend sagte er gar nichts, sondern blieb nur dann und wann stehen und berührte einen Gegenstand, als wollte er sich mit dem Ort wieder vertraut machen.
    Alec hatte eine Gabe zu schweigen. Die Hände hinter dem Rücken gefaltet, folgte er Seregil über einen gewundenen Korridor im dritten Stockwerk. Schlichte Holztüren zweigten in unregelmäßigen Abständen von dem Gang ab, und jede unterschied sich von der vorhergehenden. In diesem Haus hätte ein kleines Dorf ohne Schwierigkeiten Platz finden können, oder auch ein vollständiger Clan.
    Vor einer Tür nahe einem scharfen Knick im Gang blieb Seregil stehen. Er klopfte, dann öffnete er und verschwand im Dunkel des Raumes.
    Es war schon lange her, seit sie zum letzten Mal in ein Haus eingebrochen waren, doch Alec verschaffte sich automatisch einen Überblick über ihre Umgebung: kein Licht, kein Essensgeruch, kein Kerzenqualm, keine Tagesdecke auf dem Bett. Der Raum war sicher, wurde nicht gebraucht.
    »Hier drüben.«
    Alec hörte Angeln kreischen. Dann sah er Seregils schlanke Gestalt umrahmt von einem Rundbogen vor dem nächtlichen Himmel. Betrunken oder nicht, er konnte sich stets unhörbar bewegen, wenn er es wollte.
    Der Rundbogen führte hinaus auf einen Balkon, von dem aus man einen Blick auf das Gästehaus werfen konnte.
    »Das ist unser Zimmer«, sagte Seregil und deutete auf ein Fenster im Gästehaus.
    »Und das hier war deines.«
    »Ach ja, das hatte ich dir erzählt, richtig?« Mit unergründlicher Miene lehnte sich Seregil im Mondschein an die Balkonbrüstung.
    »Hier hast du gesessen und der träumenden Stadt gelauscht«, murmelte Alec.
    »Ich selbst habe auch nicht gerade wenig geträumt. Warte hier.« Seregil ging zurück in das Zimmer und kehrte mit einem staubigen Federbett aus dem Bett zurück. Er knüllte es an die Mauer, setzte sich und griff

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