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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Seregil ihm in winzigen Bissen serviert hatte, als seien es wertvolle Relikte.
    Aber vielleicht war ›wertvoll‹ nicht der richtige Ausdruck.
    Das ist eine der wenigen Erinnerungen, die mir geblieben sind und die nicht schmerzen.
    Und das hast du nie irgendjemandem erzählt?
    Nur dir.
    Wie oft hatte er verblüffte Blicke geerntet, wenn er etwas erwähnt hatte, das Seregil ihm erzählt hatte? Er hat mir dir darüber gesprochen?
    Durch diese Erkenntnis ernüchtert, geleitete er Seregil zurück zu Kheeta und machte sich auf die Suche nach Beka.

 
12
Das Spiel beginnt
     
     
    Die erste Verhandlungsrunde begann bereits am nächsten Morgen, und Seregil erkannte von Anfang an, dass sie einen arbeitsreichen Prozess vor sich hatten.
    Der Iia’sidra traf in einem Steinpavillon zusammen, von dem aus man auf den großen See in der Stadtmitte blicken konnte. Die ursprüngliche Nutzung des großzügigen, achteckigen Gebäudes war jetzt nicht mehr bekannt, doch im Inneren fand sich ein großes, doppelstöckiges Zimmer mit einer steinernen Galerie. Möglicherweise hatte das Bauwerk einst als Tempel gedient, wenn auch niemand mehr die Götter kannte, die die Bash’wai verehrt hatten. Die elf wichtigsten Khirnari hatten bereits in großzügigen Sitznischen Platz genommen, die kreisförmig um die Mitte des Raumes angeordnet waren. Die Khirnari und ihre Berater saßen vorn, hinter ihnen Schreiber, Verwandte und alle möglichen Bediensteten. Jenseits dieses Kreises und auf der Galerie hatten diverse untergeordnete Clans ihre eigene Hierarchie aufgebaut. Sie konnten zwar nicht mit dem Iia’sidra abstimmen, doch sie durften sich durchaus zu Wort melden.
    In der skalanischen Nische saß Seregil neben Alec, gleich hinter Klia, sah sich in dem Kuppelsaal um und studierte die Gesichter der Anwesenden. Er fragte sich, was es für ein Gefühl sein würde, dem Iia’sidra beizuwohnen, nun, da er erwachsen war. Als er jedoch Adzriel und ihr kleines Gefolge erblickte, war diese Erfahrung durchaus nicht nur angenehm. Säaban, der ebenfalls als Berater fungierte, saß zu Adzriels rechter Seite, Mydri zu ihrer Linken. Dort wäre auch Seregils rechtmäßiger Platz gewesen. Stattdessen saß er auf der gegenüberliegenden Seite des Ratszirkels, trug die Kleidung und sprach die Sprache von Fremden. Gestreng ermahnte er sich, nicht länger bei diesen trüben Gedanken zu verweilen. Er selbst hatte sich in diese Lage gebracht; nun gab es Arbeit zu tun, ehrbare Arbeit für ein ehrenvolles Ziel.
    Klia hatte erneut ihr Talent für einen eindrucksvollen Auftritt unter Beweis gestellt. An diesem Tag war sie in voller Uniform mit zwei Dekurien als Eskorte zum Rat geritten. Torsin und Thero flankierten sie wie ein lebendig gewordenes Bild der Weisheit des Alters und des jugendlichen Intellekts. Wer hier eine Bittstellerin aus einem sterbenden Land erwartet hatte, erlebte nun zweifellos eine herbe Überraschung.
    Als alle sich gesetzt hatten, trat eine Frau vor und schlug mit einem hohlen Silberstab auf den Boden. Der feierliche Ton hallte durch den Raum und gebot den Anwesenden zu schweigen.
    »Ein jeder möge stets bedenken, dass wir uns in Sarikali, dem Herzen Aurënens, befinden«, verkündete sie. »Stellt Euch Auras Urteil und sprecht die Wahrheit.«
    Erneut schlug sie mit dem Stab auf den Boden, ehe sie sich auf eine kleine Plattform im Hintergrund zurückzog. Brythir í Nien erhob sich, um als Erster das Wort zu ergreifen.
    »Brüder und Schwestern des Iia’sidra, Kinder Auras, die ihr hier anwesend seid«, begann er. »Klia ä Idrilain, Prinzessin von Skala, bittet heute um eine Audienz. Hat irgendjemand etwas gegen sie oder ihre Gefolgschaft einzuwenden?«
    Eine gewichtige Pause trat ein. Dann erhoben sich zugleich der Khirnari der Haman, der Lhapnos und der Goliníl.
    »Wir wenden uns gegen die Anwesenheit des Verbannten, Seregil von Rhíminee«, erklärte Galmyn í Nemius.
    Alec und Thero warfen Seregil besorgte Blicke zu, doch er hatte nichts anderes erwartet.
    »Eure Einwände werden zur Kenntnis genommen«, erklärte Brythir í Nien den Dissidenten. »Weitere Einsprüche? Schön, dann, Klia ä Idrilain, mögt Ihr nun sprechen.«
    Klia erhob sich und verbeugte sich würdevoll vor dem Rat. »Geschätzte Khirnari, Volk von Aurënen, ich stehe heute vor Euch als Repräsentantin meiner Mutter, der Königin Idrilain, von der ich Euch Grüße überbringen und einen Vorschlag unterbreiten soll.
    Wie Euch wohl bekannt ist, ist Plenimar erneut gegen

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