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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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doch gemacht hat. Wie mir scheint, steht allein das Wort seiner Mörder dafür ein, dass das Bündel verkohlter Knochen, das wir gesehen haben, wirklich die sterblichen Überreste Corruths waren. Welchen Beweis haben sie uns denn geliefert?«
    »Beweis genug für seine Verwandte, die Königin«, konterte Klia. »Beweis genug für mich, die ich den Leichnam gesehen habe, bevor er verbrannt worden ist. Und es gibt noch mehr Beweise. Seregil, wenn ich Euch bitten darf.«
    Seregil stählte sich für das, was nun auf ihn zukommen mochte, stand auf und stellte sich Nazien. »Khirnari, habt Ihr Corruth í Glamien gut gekannt?«
    »Das habe ich«, schnappte er, ehe er scharf hinzufügte: »In jenen Tagen, bevor ein Missklang die Freundschaftsbande zwischen den Haman und den Bôkthersa zerteilte.«
    Ich bin Euch ja so dankbar, dass Ihr das hier zur Sprache bringen musstet, dachte Seregil erbost. Aber wenn man oft genug auf die gleiche Stelle einschlägt, wird sie irgendwann taub.
    »Dann werdet Ihr das hier wiedererkennen, Khirnari.« Er zog den Ring aus der Tasche und trug ihn langsam herum, auf dass der Rat ihn in Augenschein nehmen konnte.
    Naziens Miene verfinsterte sich vor Misstrauen, als er an der Reihe war. »Er gehörte Corruth«, gab er schließlich grollend zu.
    »Ich habe diesen Ring und den Siegelring seiner Gemahlin von seinem unversehrten Leichnam an mich genommen, ehe er verbrannt wurde«, erklärte Seregil, wobei er dem Mann eisern in die Augen blickte. »Wie Prinzessin Klia bereits berichtet hat, hat auch sie den Leichnam gesehen.« Als alle den Ring gesehen und als echt anerkannt hatten, kehrte er an seinen Platz zurück.
    »Der Mord an Corruth betrifft die Bôkthersa und die skalanische Königin, nicht aber diese Versammlung«, erklärte Elos í Orian von den Goliníl ungeduldig. »Prinzessin Klias Vorschlag fordert jedoch zum Bruch des Edikts der Trennung auf. Mehr als zwei Jahrhunderte haben wir in Frieden innerhalb unserer eigenen Grenzen gelebt, haben Handel getrieben, mit wem wir wollten, ohne Fremden und Barbaren zu gestatten, durch unser Land zu streifen.«
    »Handel getrieben, mit wem die Virésse wollten, sollte das wohl heißen!«, platzte Rhaish í Arlisandin wütend heraus und löste so zustimmendes Gemurmel unter den nachrangigen Clans aus, die den Rat umringten. »Das ist alles schön und gut für die Clans im Osten – Ihr müsst Eure Güter nicht an den Häfen vorbeischaffen, die Ihr einst für Euren Handel habt nutzen können, und Ihr profitiert von denen, die dazu nun gezwungen sind. Wann hat es auf den Märkten von Akhendi oder Ptalos zum letzten Mal Güter und Gold der Tírfaie gegeben? Nicht, seitdem das Edikt der Trennung uns allen die Kehle zuschnürte!«
    »Vielleicht würde Virésse es vorziehen, Skala untergehen zu sehen?«, fragte Iriel ä Kasrai von den Bry’kha herausfordernd. »Immerhin war die Reise nach Benshâl immer schon kürzer als die nach Rhíminee.«
    Ulan í Sathil verhielt sich auffallend schweigsam, während sich die Gemüter der übrigen Ratsmitglieder in dem üblichen Streit erhitzten. Offensichtlich wusste der Khirnari der Virésse nur zu gut, wann es besser war, andere für sich eintreten zu lassen.
    »Das ist Euer stärkster Gegner«, sagte Seregil zu Klia, solange der Lärm der Streiterei ihre Worte jenseits ihrer Nische übertönte.
    Klia warf einen Blick in Ulans Richtung und lächelte. »Ja, das sehe ich auch. Ich möchte den Mann besser kennen lernen.«
     
    Die Silmai stellten den reichsten Clan des Westens, und Brythir í Nien hatte es im Namen der Gastfreundschaft an nichts fehlen lassen. So angespannt er nach dem harten Tag war und obwohl der ganze Abend noch vor ihm lag, fühlte Seregil doch Erleichterung, als er gemeinsam mit seinen Leuten den Dachgarten betrat, den Brythir í Nien für den Besuch vorbereitet hatte.
    Blühende Pflanzen und Bäume in mächtigen, kunstvollen Kübeln schmiegten sich zu drei Seiten dicht an das Dach und blockierten den Blick auf den Rest der Stadt, abgesehen von der Prachtstraße vor dem Haus, die für eine Vorstellung der Reitkunst abgesperrt worden war. Strahlende Seidenbanner und heilige Drachen raschelten leise über ihren Köpfen in der sanften abendlichen Brise. In Wasserbecken schwammen Seegeschöpfe und kleine silberne Schiffe, die brennende Kerzen und aromatische Räucherkegel trugen. Es war, als seien sie auf wundersame Weise nach Silmai versetzt worden, und die Sen’gai der Datsia und der Bry’kha

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