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Schattengott

Schattengott

Titel: Schattengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli Paulus
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Savognin.
Knapp zweitausend Meter über dem Meer gelegen, erstreckte sich hier eine
traumhafte Hochebene, die dank ihres weiten Horizonts ein wenig an mongolische
oder tibetische Hochflächen erinnerte.
    Der weisse Kastenwagen stand allein am Wegesrand. Zur Alp Flix und
den benachbarten Häusern waren es nur einige hundert Meter. Die Polizisten
öffneten den Kleintransporter und untersuchten die Ladefläche. Die Hunde
schlugen auf die Kleidung der entführten Patricia Salis an. Es war zweifelsohne
der Wagen, mit dem die Fünfzehnjährige entführt worden war. Der Lieferwagen war
am Wochenende auf dem Parkplatz eines Laaxer Handwerksbetriebs gestohlen
worden.
    Malfazi studierte eine Karte der Gegend und koordinierte die
Einsatzkräfte.
    «Wir nehmen uns zunächst die Alp vor, dann sämtliche Häuser drum
herum und alle Behausungen auf der Höhe zwischen Rona und Marmorera. Ich
fordere Unterstützung an, damit wir Höhlen ausfindig machen, falls es welche
gibt. Trupp eins geht mit mir und Sabina Richtung Norden, Trupp zwei nach
Süden. Die Hunde sind unsere beste Chance. Wenn sie anschlagen, führen sie uns
zum Ziel.»
    Die Hunde schlugen nicht noch einmal an. Die Wahrscheinlichkeit,
dass ein oder mehrere Opfer irgendwo auf der Hochebene versteckt waren, sank
somit drastisch. In weniger als drei Stunden hatten die Polizisten sämtliche
Häuser rund um die Alp Flix durchsucht. Die Hunde schnüffelten an den
Kleidungsstücken aller vermissten Frauen, fanden aber keine Spur. Über Funk
erhielt Malfazi die Nachricht, dass auf einem Parkplatz bei Vals ein weiteres
seit Sonntag gestohlenes Fahrzeug entdeckt worden war. Die Kollegen aus der
Surselva hatten den Wagen und die nähere Umgebung bereits untersucht. Auch hier
kein Hinweis auf den Verbleib der Frauen. Um vierzehn Uhr dreissig brach
Malfazi den Einsatz ab.
    «Scheisse», fluchte er und setzte sich, den Blick auf die
gegenüberliegenden Gipfel gerichtet, ins Gras.
    «Die haben die Fahrzeuge nur abgestellt, um uns ein bisschen zu
beschäftigen, und sind mit einem anderen Wagen zu ihrem Versteck gefahren. Da
haben wir wenig Chancen», sagte Sabina.
    «Wir lassen auf jeden Fall sämtliche Wagenspuren untersuchen, die
hier hochführen», sagte Malfazi. «Und dasselbe machen wir auf dem Parkplatz bei
Vals.»
    «Klar», sagte Sabina und informierte Beeli und die Spurensicherung.
Malfazi telefonierte mit den Kollegen in der Surselva.
    «Nach jetzigem Ermittlungsstand hat niemand die Täter beim Umladen
der Entführten beobachtet», sagte Malfazi. «Wir müssen das auf jeden Fall noch
mal publik machen. Alle Beobachtungen hier oben und an dem Parkplatz bei Vals
können uns weiterbringen.»
    «Ich kümmer mich drum», sagte Sabina. «Heini und Hemmi sollen die
Pressemeldung vorbereiten.»
    «Wir sind immer einen Schritt zu spät», sagte Malfazi und riss ein
Büschel Gras aus, «die führen uns an der Nase rum. Die Rückverfolgung der
Videobotschaft hat auch nichts ergeben. Das Video wurde von einem Server aus
Russland versandt, der vermutlich über Strohmänner angeheuert wurde. Die
Schweine hinterlassen keine verwertbaren Spuren ausser denen, die sie uns
schenken.»
    «Allmachtsphantasien», sagte Sabina.
    «Wenn es nur Phantasien wären», sagte Malfazi. «Die sind uns ja
tatsächlich überlegen. Und dann wissen wir auch noch, dass die Geschichte
irgendetwas mit Schloss Mondfels zu tun hat. Aber alle haben Alibis. Niemand
hat die Schlossmauern an Pfingsten verlassen. Und dieser Schlorf, der
offensichtlich alles plant, ist ein Phantom. Das kotzt mich alles so an.»
    «Es wird langsam eng», sagte Sabina. «Wenn wir nicht bald was
vorweisen können, zerlegt uns die Presse.»
    «Nicht nur die», sagte Malfazi. «Was meinst du, wie mir der Chef im
Nacken sitzt.»
    «Ich fahr noch mal ins Schloss», sagte Sabina, «Rosenacker muss
mithelfen. Mag auch irgendwas mit den Schlossgästen nicht stimmen, er ist unser
Vertrauensmann. Er hat nichts damit zu tun, da bin ich mir sicher.»
    «Okay, halte mich auf dem Laufenden», sagte Malfazi. «Du kannst den
Wagen nehmen, ich fahr mit den Jungs im Bus zurück.»
    Noch bevor Malfazi den Rückweg antrat, erhielt er einen Funkspruch,
dass ein dritter gestohlener Wagen in der Nähe von Davos gefunden worden war.
    Rosenacker bat Sabina in die Bibliothek und erkundigte sich, den
Blick auf ihre Nase gerichtet, nach ihrem Befinden. Sie blockte seine Neugierde
ab und kam sofort zur Sache.
    «Für uns ist Schlorf ganz klar derjenige, der die Taten

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