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SchattenGrab

SchattenGrab

Titel: SchattenGrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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weil sie ihm als behindertes Kind ohnehin lästig fiel.“
    Peter führte den Gedanken weiter. „Genau, und unser Toter, dieser Friedhelm, hat davon Wind bekommen, was sein Sohn gemacht hat und hat ihn zur Rede gestellt. Dabei kann er absichtlich oder unabsichtlich ums Leben gekommen sein.“
    „An sich kein schlechter Gedanke“, bestätigte Wolf, „aber warum ist er dann in Bückeburg umgekommen, wenn beide in Hannover wohnten. Das ist doch unlogisch.“
    „Verschleierungsgründe?“, warf Detlef in den Raum.
    „Eher unwahrscheinlich“, wandte Wolf ein. „Ich schlage vor, jeder macht sich jetzt ein paar Gedanken und schreibt Stichpunkte auf. Thorsten wird inzwischen sicher Justus Görlitz befragen und uns anschließend informieren. Dann tragen wir alles zusammen und besprechen uns erneut.“
    In Hannover saß Thorsten Büthe mit Marga Blume zusammen. Thorsten hatte sie gebeten, sich des letzten Tagebuches von Friedhelm zu widmen. Er selbst kam nicht dazu. Die neuesten Erkenntnisse warfen ihren Schatten auf beide Fälle. Marga war erstaunt gewesen, als sie von den aktuellen Ermittlungsergebnissen erfuhr.
    „Das gibt es öfter als man denkt, dass ein Vater nicht der biologische Vorfahre eines Kindes ist. Die Not der Mütter, Nachwuchs produzieren zu müssen oder zu wollen, zieht sich durch alle Jahrhunderte. So manch einKurschatten ist dadurch schon unbewusst zum Erzeuger geworden. Früher, im neunzehnten Jahrhundert zum Beispiel, sind junge Frauen aus wohlhabenden Verhältnissen sogar absichtlich zur Kur geschickt worden, wenn sie nicht schwanger wurden“, erklärte Marga. „Eigentlich eine familienfreundliche Idee, solange niemand dahinter kommt, denn alle sind zufrieden.“
    „Ja, aber wenn doch, kann es zur Katastrophe kommen. War das auch hier der Fall?“, überlegte Thorsten.
    „Es könnte sein. Wir müssen es herausfinden. Sollte Justus Görlitz mit der Tatsache konfrontiert werden, dass er nicht Sophies Vater ist?“, fragte Marga. „Seine erste Reaktion wird uns Aufschluss geben, ob es für ihn neu ist.“
    „Das wird ein ganz entscheidender Moment in der Ermittlung sein. Ich möchte dich dabeihaben. Du musst ihn ganz genau beobachten, wenn ich ihn befrage.“
    Sie nickte. „Überleg mal, was das für Auswirkungen auf die Beziehung zu seinem Vater oder seiner Frau gehabt haben kann, wenn er davon wusste.“
    „Ich denke, der Zeitpunkt könnte auch wichtig gewesen sein, an dem er dies erfahren hat. Schon in der Schwangerschaft, oder erst nach der Geburt oder erst kürzlich?“, gab Thorsten zu bedenken.
    „Ist dies nun die Verbindung zwischen Sophies Verschwinden und Friedhelms Tod, die wir gesucht haben?“
    „Möglich, aber vielleicht war er gänzlich ahnungslos. Wir müssen jetzt als Nächstes dringend Justus und Verena befragen. Ich bestelle sie ein.“
    Doch dazu kam er erst einmal nicht, weil sein Telefon klingelte. Ingo Freund von der Spurensicherung hatte etwas höchst Interessantes entdeckt.

Justus
    Die ganze Nacht über hatte Justus nachgedacht. Egal ob Sophie zurückkehrte oder nicht, seine Ehe war zerrüttet. Jetzt, als Verena fort war, fühlte er eigentlich nur Erleichterung. Die vergangenen Wochen waren sehr schwierig gewesen. Es hatte sich gezeigt, dass das Leid sie nicht intensiver zusammengeschweißt, sondern immer weiter voneinander entfernt hatte. Sie verstanden sich auf keiner Ebene mehr. Egal was der eine oder andere tat, kam beim Gegenüber falsch an. Vielleicht, weil es so aufgefasst werden wollte. Es war, als redeten sie in unterschiedlichen Sprachen miteinander. Er glaubte nicht daran, dass dieser Prozess umkehrbar war.
    Nun war sie fortgegangen. Erst einmal zu ihrer Schwester nach Bückeburg, aber irgendwie wusste er genau, dass sie niemals zurückkehren würde zu ihm und wenn er ehrlich war, wollte er es auch nicht mehr. Das war vor Kurzem noch anders gewesen, aber die letzten, sehr verletzenden Aussagen von Verena hatten etwas in ihm unwiederbringlich zerstört. Es war so, als habe sie am Seil der Guillotine gezogen. Mit Worten hatte sie ihn enthauptet und damit die Seele seiner Liebe getötet.
    Jetzt gab es mehrere Möglichkeiten, überlegte er. Wenn sie weiterhin in Hannover leben wollte, konnte er ihr das Haus überlassen und in das seiner Eltern nach nebenan ziehen. Ob das geschickt war, wenn man sich gelegentlich sah, darüber musste er erst nochnachdenken. Das Elternhaus wollte er so umbauen, dass er und seine Mutter eine abgeschlossene Wohnung hatten.

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