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SchattenGrab

SchattenGrab

Titel: SchattenGrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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Immerhin war Friedhelm der Vater ihres Kindes. Im Grunde war das jetzt auch unwichtig. Entscheidender war die Frage, wie diese Uhr an den Strand von Neuharlingersiel kommen konnte, wenn das Kind sie getragen hatte. Thorsten Büthe befürchtete das Schlimmste. Wasserleichen tauchten nicht immer unbedingt so schnell wieder auf und auch nicht unbedingt dort, wo sie entsorgt worden waren.
    Er ärgerte sich. Sie hätten schon viel weiter sein können, wenn diese blöde Seehundflosse nicht so schnell als tierische Substanz entlarvt worden wäre. Dann hätte Wolf Hetzer vielleicht schon an der Küste herumgefragt, und falls jemand Sophie gesehen hatte, hätte er sich eventuell an sie erinnert.
    Hätte, wäre, könnte, müsste, dachte er bei sich. Diese Uhr hatte sie alle genarrt. Und die, die darüber hätten Auskunft geben können, waren entweder tot oder verschwiegen oder schlicht unwissend wie Sarah.
    Er rang mit sich, ob er die Kollegen an der Küste nicht doch noch bitten sollte, mit dem Foto von Sophie an allen öffentlichen Orten nachzufragen oder ihr Bild in die Zeitung zu setzen, wollte das aber später erst im Team abklären. Immer noch ärgerte er sich.
    Glücklicherweise klingelte in diesem Moment das Telefon. Am Apparat war Ingo mit einer kleinen Sensation.

Ingo Freund
    „Stell dir mal vor“, sagte Ingo, „was ich noch in der Wand des versteckten Raumes gefunden habe. Willst du raten? Es ist ein kleines Buch mit Ledereinband.“
    „Nein, entschuldige bitte“, sagte Thorsten, „aber zum Raten habe ich jetzt echt keine Lust. Ich hoffe, du kannst meine Laune ein bisschen verbessern.“
    „Das kann ich, glaube ich. Wir haben das Stammbuch der Familie Görlitz senior gefunden“, sagte Ingo.
    „Was ist daran so besonders?“, wollte Thorsten wissen.
    „Der Inhalt“, erklärte Ingo. „Du hattest mir doch gesagt, dass Marianne und Friedhelm Görlitz nur zwei Söhne haben.“
    „Ja, das ist auch so. Ich kenne die Familie schon lange.“
    „Kennen oder nicht“, sagte Ingo, „es stimmt aber nicht. Sie hatten schon vorher eine Tochter, und rate mal, wie die hieß?“
    „Marie?“, fragte Thorsten atemlos.
    „Genau so ist es!“ Ingo spürte, dass es in seinem Freund und Kollegen vor Spannung knisterte.
    „Und gibt es ein Sterbedatum?“, wollte Thorsten wissen.
    „Eben nicht, das ist ja das Kuriose. Nach den Unterlagen hier müsste das Mädchen noch leben und jetzt 52 Jahre alt sein“, gab Ingo Auskunft. „Sie ist 1961 geboren worden.“
    „Das ist wirklich sehr merkwürdig, denn es war niemals von einer Schwester die Rede. Ich habe auch keine gesehen“, sagte Thorsten.
    „Vielleicht ein plötzlicher Kindstod?“, überlegte Ingo laut, „und der ist hier einfach nicht eingetragen worden, weil man das Ganze vergessen wollte?“
    „Dann muss es aber irgendwo einen Totenschein geben. Ich frage sofort bei der Stadt Hannover nach. Beim Standesamt werden sie mir Auskunft geben können“, sagte Thorsten. „Sonst noch etwas Auffälliges?“
    „Na ja, ich frage mich, warum der Raum abgemauert worden ist und die Sachen der Kleinen hier drin aufbewahrt wurden, samt Kleidung, Fotos und Dokumenten. Das ist doch merkwürdig“, fand Ingo.
    „Es scheint fast so, als habe jemand ihre Existenz komplett auslöschen wollen, vielleicht, weil der Schmerz zu groß war“, mutmaßte Thorsten. „Ich glaube auch nicht, dass Justus und sein Bruder von einer Schwester wussten. Auch ihn werde ich fragen. Bei der Mutter wird es wenig Sinn haben nachzuhaken, aber wenn ich sie direkt damit konfrontiere, sagt sie eventuell etwas Verwertbares. Ich schlage vor, du machst da unten weiter, und wir hören uns nachher noch mal. Glaubst du, es wäre möglich, dass du verwertbare DNA des Mädchens findest?“
    „Das glaube ich nicht nur“, sagte Ingo, „die habe ich sogar schon in einer Tüte in Form von Mädchenhaaren. Ich fand sie in einer Bürste aus Ziegenhaar.“
    „Wunderbar“, freute sich Thorsten, „ab damit in die Rechtsmedizin!“
    „Schon längst unterwegs“, schmunzelte Ingo.
    „Alles klar, bis später“, sagte Thorsten und legte auf. In ihm fuhren die Gedanken Achterbahn. Diese erste Schwangerschaft, von der er gerade im Tagebuch gelesen hatte, das musste Marie gewesen sein. Er wollte dringend weiterlesen. Hier lag der Schlüssel zu der gesamten Geschichte. Das fühlte er. Alles warmiteinander verwoben. Ein Kind namens Marie, dessen Verbleib ungeklärt war, Sophies Verschwinden und Friedhelms Tod.
    Beim

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