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Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Titel: Schattengreifer - Die Zeitenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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könnte. Ein klammes Gefühl erwachte in ihm. Er wusste die Reaktion des Magiers nicht einzuschätzen.
    »Ich kann euch alle mit einem Schlag vernichten«, sprach der Schattengreifer weiter. »Es braucht nur eine einzige, kurze Reise, um euch alle verschwinden zu lassen.«
    Langsam dämmerte es Simon, worauf der Schattengreifer hinauswollte.
    Der Magier grinste wieder breit, was ihm jedoch sichtbar Schmerzen zufügte. »Es braucht nur wenig: Einen einzigen Sprung gilt es zu verhindern, dann kommt alles wieder in Ordnung, und mein Plan kann vollzogen werden. Nur ein Besuch bei deinem Vater, Simon. Nur ein kurzes Gespräch. Ein kleiner Zauber. Und er wird seinen Sprung von einst bereuen. Dann kann alles von vorn beginnen.«
    Noch einmal stampfte er mit dem Fuß auf, und wieder bebte die Erde, allerdings tat sich diesmal hinter dem Schattengreifer erneut die Wand auf. Die kleine Gasse entstand, durch die er rückwärts verschwinden konnte.
    »Diesen Kampf werdet ihr verlieren. Wir werden uns wohl nicht mehr wiedersehen. Ich danke euch für eure Dienste, aber eure Reise endet hier«, rief er den Jugendlichen noch zu, dann schloss sich die Wand wieder, und der Schattengreifer stand außerhalb des Rings aus Sand.
    Neferti wollte etwas sagen, doch ihre Stimme ging unter in dem tosenden Geheul des Windes, der nun stärker und stärker wurde. Simon beugte sich zu ihr herüber, bis sein Ohr dicht an ihrem Mund war, und Neferti wiederholte schreiend: »Der Ring schrumpft!«
    Tatsächlich: Die Wand um sie herum rückte näher. Der Wind trieb den Sand an sie heran. Die Körner peitschten weiter um sie her, doch stachen sie ihnen nicht mehr nur in die Beine. Die Gesichter, die Arme, ihre Oberkörper – alles schien plötzlich nur noch aus dem Sandsturm zu bestehen, der im Inneren des Rings wirbelte.
    Selbst die Luft, die sie atmeten, bestand nur noch aus Sand. Simon hustete und schnaufte. Er hielt sich beide Hände vor das Gesicht, ebenso wie seine Freunde. Doch der Sand glitt ihm zwischen die Finger. Er schien in alle Poren einzudringen. Er nahm ihnen den Atem. Er nahm ihnen die Kraft. Und er schien ihre Haut aufzureißen. Zumindest fühlte es sich für alle so an.
    Inzwischen schloss sich der Ring auch über ihnen. Wie im Inneren eines Iglus, das ganz aus diesem wirbelnden Sand bestand, knieten die Jugendlichen im Zentrum des Sturms und verloren allmählich ihre Lebenskraft.
     
    Wie weit mochte er schon gegangen sein? Und wie tief zog sich diese Höhle wohl noch in den Felsen hinein?
    Tom konnte außer diesen Steinwänden nichts erkennen. Das Licht seiner Lampe verlor sich in der Weite der Höhle. Er war bestimmt schon seit über einer Stunde unterwegs. Und nicht ein einziges Mal hatte er eine Weggabelung entdeckt oder einen weiteren Eingang zur Höhle. Hier gab es nichts außer Stein, Wurzeln und Nässe.
    Tom hatte genug gesehen. Er beschloss umzukehren. Vielleicht würde er einmal wiederkommen. Dann aber mit Simon an der Seite. Wenn er ihn gefunden hatte.
    Denn dass Simon sich hier irgendwo befinden könnte, daran glaubte Tom inzwischen nicht mehr. Die Zeichnungen in Simons Block hatten ihn auf eine völlig falsche Fährte geführt.
    Tom stöhnte auf.
    Dann würde er eben von vorn beginnen.
    Morgen. Wenn er geschlafen hatte.
    Er drehte sich um und leuchtete mit der Lampe den Weg ab, den er gerade gekommen war. Seine Fußspuren auf dem Boden hatten sich inzwischen mit Wasser gefüllt. Eine Spur von Pfützen reihte sich durch den gesamten Höhlengang, wie Glieder einer Kette: Stück an Stück.
    Tom setzte einen Fuß in eine der Pfützen. In diesem Moment schwankte die Höhle kurz, und er verlor das Gleichgewicht. Fluchend landete er auf dem Boden.
    »Was …?«
    Ein Zittern folgte. Die Höhle erbebte. Wieder nur für eine Sekunde, doch es reichte aus, um Tom einen Schrecken einzujagen.
    »Ich muss hier raus!«, murmelte er und rappelte sich auf. Doch bevor er auch nur einen einzigen Schritt tun konnte, schwankte die Höhle erneut, und unmittelbar vor Tom rieselten Steine von der Decke herab. Erst nur winzige Brocken, doch dann löste sich ein riesiger Steinblock von der Decke und fiel donnernd auf den Weg vor Tom. Augenblicklich krachten weitere Brocken von der Decke auf den Pfad. Staubwolken nahmen Tom die Sicht. Er duckte sich und hielt die Hand schützend über den Kopf. Einige Sekunden lang donnerte es in der Höhle, dann war Stille.
    Tom schluckte hart. Er wartete, bis der Staub sich einigermaßen gelegt hatte, und

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