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Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Titel: Schattengreifer - Die Zeitenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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der Stelle, an der er den Lufthauch bemerkt hatte.
    Die Taschenlampe legte er vorsichtig auf den Boden und platzierte einen breiten Stein so unter dem vorderen Teil, dass der Lichtkegel genau auf die Stelle traf, an der die Staubpartikel noch immer in der Luft tanzten.
    Tom atmete einmal tief durch, dann nahm er den Ast, holte weit aus und rammte schließlich das eine Ende in die Höhlenwand. Es bröckelte, und eine Staubwolke wirbelte ihm entgegenund nahm ihm die Sicht. Schließlich aber legte sich der Staub, und Tom konnte erkennen, dass sich ein handtellergroßes Loch in der Wand aufgetan hatte.
    Sein Verdacht bestätigte sich. Hinter der Wand war ein Hohlraum.
    Noch einmal rammte Tom den Stock in die Wand. Wieder und wieder. Bis er ein Loch geschlagen hatte, das so groß war, dass er gut hineinkriechen konnte.
    Er blickte sich um. Jetzt war ganz gewiss der richtige Augenblick, Jessica hierher zu rufen. Er dachte daran, in die Stadt zu laufen und sie zu informieren.
    Doch dann spähte er durch das Loch in die Dunkelheit hinein, und seine Neugier siegte. Selbst seine anfängliche Furcht war verschwunden.
    Rasch griff er sich seine Taschenlampe und quetschte sich in gebückter Haltung durch das Loch in der Wand.
    Seine Füße landeten in einer tiefen Pfütze, und eisiges Wasser drang in seine Schuhe.
    Es roch verfault.
    Modrig.
    Tom ließ das Licht der Taschenlampe durch den ganzen Raum gleiten.
    Die Höhle setzte sich tatsächlich hier fort. Dieser Teil war ebenso breit wie der Bereich, in dem sich die Höhlenmalereien an den Wänden befanden. Doch er führte tiefer in die Klippe hinein. Viel tiefer. Das Licht der Lampe konnte das Ende der Höhle nicht erreichen.
    Wie lang mochte dieser Gang wohl sein? Und was könnte Tom dort erwarten?
    Simon?
    Vorsichtig ging er weiter in die Höhle hinein. Es war stockfinster. Selbst das Licht der Taschenlampe schien von dieser Dunkelheit gefressen zu werden. Nur schwach leuchtete sie den engen Gang aus.
    Der Lichtkegel der Lampe auf dem Boden vor ihm flatterte. Es lag an Tom. An dem Zittern seiner Hand. An dem Zittern seines ganzen Körpers.
     
    Simon spürte, wie Nin-Sis Schatten allmählich aus ihm herausfuhr. Er blickte dem Schattengreifer direkt ins Gesicht, dessen ganze Konzentration sich wieder auf diesen Zauber richtete. Beide bekamen von dem, was in dem Saal vorging, nichts mehr mit. Sie waren einzig in ihr Geschehen vertieft.
    Die Schmerzen ließen nach. Simon spürte, dass ein großer Teil des Schattens seinen Körper bereits verlassen hatte. Er sah den Kopf von Nin-Sis Schatten in der linken Klaue des Magiers, wie er ihn weiter und weiter aus Simon herauszog, bis Simon sich mit einem Mal leer fühlte und der Schattengreifer ihn fallen ließ. In seiner linken Hand wehrte sich wieder Nin-Sis Schatten gegen den Zauber.
    Der Magier blickte sich im Saal um. Er suchte augenscheinlich Nin-Si. Die Menschen hatten sich zu einer Traube versammelt. Im hinteren Teil des Saals standen sie eng aneinandergedrängt. Es war offensichtlich, dass sie Nin-Si hinter sich versteckten.
    Wütend rannte der Schattengreifer auf sie zu. Die Menschen aus Ur blickten ihm angstvoll entgegen. Viele schlossen die Augen und wandten den Blick ab.
    Schon hatte der Schattengreifer die Vorderen erreicht. Es waren die Wachen des Königs, die nun ihre Speere gegen den Magier richteten.
    Simon wollte aufspringen, ihnen beistehen, doch in diesem Augenblick wurde er von hinten gepackt. Jemand riss ihn auf die Füße und zerrte ihn mit sich. Simon drehte den Kopf. Moon hatte ihn am Arm gepackt und zog ihn in Richtung des Eingangs.
    »Lauf!«, brüllte der Indianer ihm zu, dann ließ er von Simon ab und rannte mit ihm aus dem Saal hinaus.
    Hinter ihnen ertönte Kampfgeschrei. Die Wachen griffen vermutlich an. Grüne Blitze zuckten auf, deren Licht noch den ganzen Gang erhellte.
    Moon rannte Simon voraus. Sie nahmen den Weg, den sie gekommen waren. Sie bogen um die Ecke, hinter der sie sich versteckt hatten, rannten den langen Gang entlang, durch den Simon zuvor mit der Karre gekommen war, und stürzten schließlich aus dem Palast hinaus auf den Tempelhof vor der Zikkurat der Stadt Ur.
    »Nin-Si!«, schrie Simon verzweifelt. »Nin-Si. Sie ist noch im Saal. Wir können sie doch nicht …!«
    Moon trieb Simon weiter an. »Lauf!«, brüllte er wieder. »Denk nicht nach und lauf!«
    Doch die Sorge um Nin-Si und die Verzweiflung, sie nun doch in den Händen des Schattengreifers zu wissen, nahm Simon beinahe alle

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