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Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Titel: Schattengreifer - Die Zeitenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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ihr seid. Plötzlich seid ihr aufgetaucht und habt gesagt, ihr seid Freunde. Doch ich wusste nicht so recht …« Sie sah ihm fest in die Augen. »Bis du all diese Schmerzen für mich auf dich genommen hast. So etwas tun nur wirkliche Freunde füreinander. Da wurde mir erst bewusst, dass ihr wirklich zu meiner Rettung gekommen seid. Ich danke dir. Von Herzen. Und ich entschuldige mich für mein Zögern. Für mein Misstrauen, als ihr …«
    Ihre Worte taten Simon gut. Ebenso wie ihre Hände in seinen. Dennoch konnte er sich das alles nicht erklären: »Wie kannst du hier sein?«, fragte er. »Du müsstest doch hinter deinen Leuten im Palast …«
    »Ein Ablenkungsmanöver«, erklärte Neferti. »Gut, oder? Während der Schattengreifer Nin-Sis Schatten aus deinem Körper geholt hat, sind wir mit ihr zusammen geflohen. Nin-Sis Familie hatte sich inzwischen in der hintersten Ecke dicht zusammengestellt. Es sollte so aussehen, als schützten sie Nin-Si hinter ihren Rücken. Sie wollten den Schattengreifer ablenken. Und wenn es auch nur für wenige Augenblicke war. So konnten wir flüchten.«
    »Und das hat auch funktioniert«, staunte Simon und drehte sich noch einmal zu Nin-Si um. »Und deine Leute? Was …?«
    »Sie wollten in den Tod gehen«, gab sie zur Antwort. »Es ist eine große Ehre für sie, dem Herrscher dorthin zu folgen. Und es ist eine große Ehre für sie, sich für mich zu opfern. Nun werden sie nicht durch Gift, sondern … sondern …«
    Simon nahm sie in den Arm und drückte die schluchzende Nin-Si fest an sich. Auch wenn es ein Trost für sie war, dass ihre Freunde und ihre Familie freiwillig in den Tod gegangen waren,so wurde ihr doch augenblicklich bewusst, dass sie nun die einzige Überlebende ihrer Familie war.
    »Lasst uns zum Schiff gehen«, schlug Moon vor. »Wir müssen uns vorbereiten. Der Schattengreifer wird uns diese Tat nicht gerade danken.«
    Sie wandten sich um. Nin-Si blieb in Simons Armen, und Neferti ging mit Caspar und Moon voraus. Es waren ja nur wenige Schritte über diesen Hügel nötig, um den Seelensammler zu erreichen.
    Gerade hatten sie den Fuß des Hügels erreicht, als ein Beben die ganze Gegend erzittern ließ. Wind kam auf. Erst nur als leise Regung der Luft, doch dann begann es rund um die Freunde zu stürmen. Der heiße Wüstensand wirbelte um die Beine der Jugendlichen, und die Sandkörner stachen wie Tausende kleine Nadeln in ihre Haut.
    Noch einmal bebte die Erde, dann ging etwas mit dem Hügel vor sich: Riesige Sandmengen strömten von der Spitze des Hügels nach unten auf die Jugendlichen zu, wo sich der Sand auftürmte, nur wenige Schritte vor den Füßen der überraschten Freunde. Eine Wand aus heißem Wüstensand baute sich sekundenschnell vor ihren Augen auf. Eine Wand, die rasch ihre Köpfe überragte.
    »Was … was geht hier vor?« Nin-Si klammerte sich fest an Simon.
    »Das kann nur eines bedeuten!« Caspar blickte zurück zur Stadt. »Der Schattengreifer ist deinen Leuten entkommen. Wir müssen uns beeilen.«
    Die Seitenenden der riesigen Wand vor ihnen begannen sich zu krümmen. Die Wand schloss die Jugendlichen ein.
    »Da! Seht nur«, rief Caspar und zeigte auf die Stadt Ur.
    Die Freunde wandten die Köpfe. Der Magier kam mit ausgestreckten Armen aus der Stadt heraus. Er hinkte, ging gekrümmt und wirkte sehr geschwächt. Doch in seinen Augen war selbst auf diese Entfernung die Wut und die Entschlossenheit zu erkennen.
    Der Ring aus Sand, der nun etwa so hoch war wie die Stadtmauer von Ur, hatte sich beinahe vollständig um die Jugendlichen geschlossen. Einzig eine enge Gasse blieb noch offen, durch die gerade der Schattengreifer auf sie zukam, dann schloss sich der Kreis, und die Freunde befanden sich mit dem Magier allein in diesem runden Raum aus heißem Sand.
    Der Schattengreifer stampfte mit dem rechten Fuß auf, und augenblicklich bebte wieder die Erde unter den Jugendlichen. Doch gleichzeitig krümmte sich der Magier vor Schmerzen. Ihm war arg zugesetzt worden.
    »Ihr glaubt, ihr habt gewonnen?«, fragte er über das Rauschen des Windes hinweg, der die Wand aufrecht hielt. Seine Stimme war kaum zu hören, was nicht nur an den Windgeräuschen lag, sondern auch daran, dass dem Magier sogar die Kraft zum Sprechen fehlte. »Ihr denkt, ihr habt mich überlistet?« Jedes einzelne Wort kam ihm nur mit Mühe über die Lippen. »Ihr täuscht euch! Noch halte ich die Fäden in der Hand.«
    Simon überlegte, was dieser Satz des Schattengreifers bedeuten

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