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Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Titel: Schattengreifer - Die Zeitenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Hause?«
    »Jemand muss nach deinem Bein sehen«, wiederholte Simon. Doch als er Toms sturen Gesichtsausdruck sah, startete er einen letzten Versuch: »Nin-Si kann dich ja begleiten. Du brauchst bestimmt jemanden, der mit dir geht.«
    Toms Blick schwirrte zu Nin-Si. »Ach so …«, entgegnete er plötzlich sehr lässig. »Ja, weißt du, diese Pharaonen … da können wir ja auch später mal hin. Und du hast recht: Mein Bein muss untersucht werden. Unbedingt. Und allein schaffe ich den Weg dorthin gar nicht. Und …«
    Simon konnte sein Lächeln nicht verbergen: »Also abgemacht: Du lässt dich von Nin-Si zu mir nach Hause bringen, die Krähe wird euch begleiten, und wir anderen reisen nach Ägypten. Einverstanden?«
    Tom grinste zurück: »Hey – hab ich dir jemals widersprochen?«Simon hielt die Aufregung kaum noch aus. Sein ganzer Körper zitterte vor Vorfreude auf seinen Besuch in Amarna, der weltbekannten Stadt des Pharao Echnaton und seiner Frau Nofretete. Die Stadt, von der in Simons Zeit nur noch Ruinen bestanden. Die Stadt, in der die weltberühmte Büste der Nofretete gefunden wurde. Und vor allem: Nefertis Heimatstadt.
    So, wie vor ihrem Besuch der Stadt Ur legten sie mit dem Schiff ein Stück von der Stadt entfernt an. Etwas südlich von Amarna befanden sich mitten auf dem Nil zwei schmale Inseln. Dahinter gingen sie vor Anker, denn Neferti war sicher, dass die Wachen der Stadt den Seelensammler hier nicht entdecken konnten.
    Simon wäre am liebsten sofort losgerannt. Er wollte alles sehen: die sagenumwobene Stadt, die Kunst der alten Ägypter und die Menschen dort. Er wollte ihre Sprache hören und ihre Bräuche sehen. Mit einem Sprung von Bord tauchte er in den Nil ein.
    »Nun warte doch mal!«, kicherte Neferti ihm hinterher, als Simon wieder auftauchte. »Du bist ja nicht mehr wiederzuerkennen vor Ungeduld.«
    »Weißt du, für die Menschen aus meiner Zeit ist Ägypten einfach ein unglaublich interessantes Land!«, rief er ihr aus dem Wasser heraus zu. »Ich habe schon so viel darüber gelesen. Lass uns endlich …«
    Neferti lachte. »So kenne ich dich gar nicht. Keine Schutzmaßnahmen?«
    Das hatte gesessen. Simon blickte entschuldigend zu ihr hinauf. Er hatte nur an sich gedacht.
    Neferti zwinkerte ihm von der Reling aus zu. »Ich schlage vor, Caspar und Moon bleiben hier, um das Schiff zu bewachen. Wir werden nicht lange brauchen.«
    »Was genau hast du denn vor?«, erkundigte sich Moon.
    »Wir müssen jemanden aufsuchen. Und wenn ich mich nicht täusche, kann er uns helfen. Ich erkläre euch alles ganz genau, wenn wir wieder hier sind, einverstanden?«
    Caspar zog die Schultern in die Höhe. »Wie du meinst. Wir bleiben also hier, und ihr sucht diesen Menschen auf.« Er sah Neferti nach, wie sie von Bord sprang und dicht neben Simon in den Nil eintauchte.
    Die beiden waren noch nicht weit geschwommen, als Simon bewusst wurde, dass sie tatsächlich Wachen auf dem Schiff brauchten. Denn zwischen den beiden schmalen Inseln tauchten immer wieder die typischen länglichen Boote der Ägypter auf: mit einem Segel in der Mitte und den langen Rudern am Heck zur Steuerung.
    Natürlich fiel einigen Seeleuten der Seelensammler zwischen den beiden Inseln auf. Das Schiff erregte sofort Interesse. Doch andererseits machte der riesige Krähenkopf den Menschen auch Angst, sodass sie nicht allzu nah herankamen.
    Trotzdem: Sicher war sicher. Es war auf jeden Fall besser, zwei Leute auf dem Seelensammler zu lassen.
    Mit kräftigen Zügen schwammen sie ans Ufer nahe der Stadt Amarna. Von hier aus konnte Simon bereits die Stadtmauer erkennen und einige hohe Türme. Er glaubte auch, die Spitzen von Obelisken hinter der Stadtmauer zu erkennen.
    Hand in Hand zogen sie los. Simon konnte regelrecht spüren, wie das Wasser auf seiner Haut trocknete. Diese Wüste hier war viel heißer als die in Nin-Sis Heimat. Es war eine reine Sandwüste. Hier gab es keine Gesteinsbrocken wie um die Stadt Ur, was das Gehen enorm erschwerte. Die Füße versanken im Sand,und so wurde jeder Schritt zum Kraftakt. Auch war die Luft heißer und drückender als in Nin-Sis Zuhause.
    »Sieh nur, meine Heimatstadt: Amarna«, sagte Neferti, und aus ihrer Stimme war klar der Stolz auf diese Stadt herauszuhören.
    »Wenn du wüsstest, wie das in meinen Ohren klingt«, entgegnete Simon. »Amarna gilt in meiner Zeit als Stadt voller Zauber und Geheimnisse. Echnaton ist einer der interessantesten Pharaonen, die es gab. Oh – entschuldige: die es gibt.

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