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Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Titel: Schattengreifer - Die Zeitenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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hatten sich gegen ihn gestellt. Und damit ihr eigenes Schicksal besiegelt.
Denn: Wichtig war nur sein Plan – eine gewaltfreie Welt, in seiner Hand.
Auch, wenn dieses Opfer sehr hoch gewesen war.
Er fing mit einem Fingernagel seiner Klaue die Träne auf, bevor sie sein Kinn erreicht hatte, und blickte verloren darauf.
Der Plan.
Nun musste es erst recht geschehen. Wieder hatte es Opfer gegeben. Und diese Opfer sollten nicht umsonst gewesen sein.
Er erhob sich.
Zunächst brauchte er Ruhe. Zeit, in der er seine Kräfte wieder sammeln konnte.
Er war angeschlagen. Völlig entkräftet. Er war so erschöpft, dass er Simons Vater nicht einmal mehr eine Antwort hatte geben können.
Er brauchte Ruhe.
Und Vergessen. Wenigstens für eine kurze Zeit musste er seine Erinnerungen auslöschen.
Um zu Kräften zu kommen.
Mit einer kurzen Bewegung wischte er die Träne von seiner Hand und die schmerzhaften Gedanken aus seinem Kopf.

Im Reich des Aton
I M R EICH DES A TON

»Kannst du nicht mal woanders hinsehen?«
    »Was?«
    Simon verdrehte die Augen. »Nun schau doch mal in eine andere Ecke des Schiffes. Wenigstens mal für eine Minute.«
    Tom schüttelte den Kopf. »Ich weiß gar nicht, was du …«
    »Nin-Si fällt es auch schon auf, dass du sie die ganze Zeit anstarrst.«
    Endlich drehte Tom den Kopf und blickte Simon ins Gesicht. »Ich starre sie nicht an. Warum sollte ich? Ich …« Seine Stimme wurde plötzlich leiser. »Meinst du wirklich, sie hat das bemerkt?«
    Simon nickte, und Tom schoss das Blut in den Kopf.
    »Ach, sieh mal«, kicherte Simon. »Unsere Rotkopf-Klippe bekommt Konkurrenz.«
    Tom tat beleidigt. »Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich sie nicht anstarre. Hab sie nicht mal angeschaut bisher. Aber, sag mal selbst: Ist dir aufgefallen, wie schön sie ist?«
    »Wusste gar nicht, dass du auf reife Damen stehst.«
    »Wie meinst du …?«
    »Nin-Si ist locker Viertausendfünfhundert Jahre älter als du.«
    Tom grinste. »Wie heißt es doch? Es kommt auf die inneren Werte an«, gab er knapp zurück. Dann verfiel er wieder in seine Träumereien: »Ich hab noch nie einen schöneren Menschen gesehen. Dieses Gesicht, diese Augen. Und sie hat eine wahnsinnig nette Ausstrahlung. So jemanden habe ich noch nie …«
    »Du starrst schon wieder«, flüsterte Simon lachend. »Nun gib ihr doch mal eine Minute Ruhe. Sie weiß ja schon gar nicht mehr, wo sie hinschauen soll.«
    »Aber ich starre doch gar nicht«, erwiderte Tom noch einmal, und Simon beendete dieses Gespräch, indem er sich kurzerhand vor seinen Freund auf das Deck setzte. So, dass Tom Nin-Si nicht mehr sehen konnte.
    »He!«
    »Anderes Thema«, schlug Simon vor. »Wie geht es deinem Bein?«
    »Nicht so besonders!« Tom rieb sich den Knöchel. »Ich glaube nicht, dass es gebrochen ist, aber verstaucht ist da bestimmt etwas.«
    Simon sagte erst einmal nichts mehr. Sie hatten die ganze Zeit geredet. Allen Ärger, alle Wut hatten sie weggeredet, und nun saß Simon auf dem Deck und war überglücklich, seinen besten Freund bei sich zu haben.
    Plötzlich kam Neferti auf sie zu.
    »Simon, kann ich mit dir reden?«, fragte sie. »Ich habe einen Vorschlag.«
    Sie wartete seine Antwort gar nicht erst ab, sondern setzte sich an seine Seite und begann zu reden: »Jetzt, wo sich alle wieder etwas erholt haben, sollten wir so schnell wie möglich handeln. Wir müssen den Schattengreifer stoppen. Und ich habe mir dafür etwas überlegt. Ich weiß nur nicht, ob es gelingen kann.«
    Simons Interesse war geweckt. »Was ist es?«
    »Wir müssen in meine Zeit zurück«, gab Neferti zur Antwort. »Es gibt jemanden, den ich dort treffen möchte. Jemand, der uns vielleicht helfen kann.«
    »Du willst nach Amarna?«, hakte Simon nach. »Natürlich. Wir können jetzt gleich …«
    Da fiel ihm Tom ins Wort. »Wir werden nach Amarna reisen?«, fragte er begeistert. »Eine Zeitreise wie die, von denen du mir vorhin erzählt hast?«
    Doch Simon winkte ab. »Du kommst auf keinen Fall mit!«, bestimmte er. »Mit deinem Bein ist das viel zu gefährlich und …«
    »Was?« Die Entrüstung war dieses Mal nicht gespielt. »Du reist zu den Pharaonen, und ich soll hierbleiben?«
    »Du musst dein Bein untersuchen lassen. Ich schlage vor, dass du zu mir nach Hause gehst. Meine Mutter wird schon wissen, was zu tun …«
    »Klar! Ich hüpfe auf einem Bein durch den Sand!«, spottete Tom. »Sieht bestimmt super aus, wenn ich dauernd auf die Nase falle. Und überhaupt: Was soll ich denn bei dir zu

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