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Schattengrund

Schattengrund

Titel: Schattengrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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völlig durcheinander. Nico schüttelte den Kopf und vergrub das Gesicht in Minx’ struppigem Fell. Noch nie hatte sie jemand so gedemütigt.
    Sie schob die Katze liebevoll auf den Fußboden und tappte mit tränenblinden Augen in den Flur. Dann verriegelte sie die Haustür so, wie Leon es ihr gezeigt hatte. Beim Gedanken an ihn begann sie wieder zu schluchzen. Minx strich um ihre Beine und versuchte ein halbherziges Schnurren.
    »Rouladen?«, fragte Nico.
    Die Katze miaute laut, streckte den Schwanz in die Höhe und galoppierte in die Küche. Nico folgte ihr. Den Zettel fand sie erst, als sie den Dosenöffner suchte. Er lag auf dem Küchentisch unter der Teekanne.
    Nico, morgen sollen die Straßen wieder frei sein. Bevor du verschwindest, möchte ich dich gerne noch mal sehen. Wie wäre es mit Pizza? Leon.
    Nico ließ den Zettel sinken. So schrieb man doch nicht, wenn man Bücher verbrannte. Während sie Minx eine besonders große Ration Konservenrouladen unter die Haferflocken mischte und hoffte, dass sie nicht zu sehr gesalzen waren, überlegte sie, ob das alles nicht ein großer Irrtum war. Wenn ja … Sie ließ die Gabel sinken. Minx sprang auf den Stuhl und vibrierte vor Gier wie eine elektrische Zahnbürste.
    »Hat Leon das Buch verbrannt?«
    Die Katze war mit dieser Frage eindeutig überfordert. Sie wollte fressen, nicht petzen. Nico stellte die Schüssel unter die Spüle und betrachtete das Tier bei seiner von keinerlei Zurückhaltung getrübten Nahrungsaufnahme.
    Wenn sie sich irrte, war der andere wieder da gewesen. Sie hielt den Atem an und lauschte. Vielleicht war er noch im Haus und hielt sich versteckt. Wartete darauf, dass sie einen Fehler machte …
    Nico zog die Schublade im Küchentisch auf und holte ein Messer heraus. So bewaffnet ging sie zum Hinterausgang. Als Erstes warf sie einen kurzen Blick in den zugeschneiten Garten. Die Leiter lag noch da, wo Leon sie hingeworfen hatte. Er musste auch den toten Vogel entfernt haben, denn bis auf das gefrorene Blut im Schnee und ein paar verstreute schwarze Federn war nichts mehr von ihm zu sehen.
    Sie schloss doppelt hinter sich ab und stieg die Treppe hoch. Kianas kleine Kammer war unberührt. Aber die Tür zu ihrem Zimmer stand offen und jemand musste dort gewesen sein. Vor ihrem Bett standen die Bärchenhausschuhe. Ordentlich und adrett nebeneinander. Nico tastete sich mit erhobenem Messer an sie heran, bereit, sofort zuzustechen, falls die Plüschdinger sich vor ihren Augen in etwas Grauenhaftes verwandeln sollten. Aber sie blieben, wo sie waren, und der Raum war leer.
    Mit einem Aufseufzen setzte sie sich aufs Bett und hob den linken Schuh hoch. Und da sah sie es: Beiden Bärchen fehlten die Augen.

Zwanzig
    Nico verbrannte die Schuhe im Ofen. Sie loderten mit einer Stichflamme auf und zerschmolzen zischend zu einem schwarzen Klumpen. Es stank nach Plastik. Aber das ganze Haus roch mittlerweile so merkwürdig, dass dieser Geruch nun auch nicht mehr störte.
    Minx hatte ihre Mahlzeit verputzt und schlabberte Wasser aus einem flachen Suppenteller, den Nico so weit wie möglich unter den Küchentisch geschoben hatte, damit sie nicht bei jeder Gelegenheit hineintrat.
    Den Zettel las sie mehrmals durch.
    »Wie wäre es mit Pizza?« Minx hob den Kopf. Wahrscheinlich hatte irgendwann mal jemand dieses Wort in den Ordner Fressbares auf ihrer Festplatte gespeichert. »Was will er mir damit sagen? Kommt er heute Abend wieder? Oder hat er einen Hubschrauber gechartet, um mich auszuführen? Soll ich in den Schwarzen Hirschen kommen?«
    Sie ging in die Hocke. Minx schüttelte sich und verteilte kleine Wassertropfen.
    »Warum können Männer sich eigentlich nicht klar ausdrücken? Morgen sollen die Straße wieder frei sein. Heißt das: Wir werden weinen vor Glück, wenn du endlich die Biege machst?«
    Jemand klopfte. Nico wollte aufspringen, hatte aber vergessen, wie weit sie sich unter die Tischplatte gebeugt hatte, und schrammte mit der Stirn voll über die Kante. Der Fluch, den sie ausstieß, jagte Minx die Treppe hoch.
    Wieder klopfte es. Hektisch suchte Nico nach dem Messer und fand es, voller brauner Bratensoße, im Spülstein.
    »Moment!«
    Sie ließ Wasser darüber laufen und trocknete es ab. Dann steckte sie es sich hinten in den Bund ihrer Jeans und prüfte, ob sie es schnell genug ziehen konnte. Sie hatte noch nie eine Waffe gebraucht, geschweige denn benutzt. Adrenalin und Angst schnürten ihr fast die Kehle zu.
    »Ich komme gleich!«
    Kein Handy, kein

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