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Schattenhaus

Schattenhaus

Titel: Schattenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Reichenbach
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Märchen erzählt, sie hätten sich mit dem Teufel getroffen, nur weil die Kirche das hören wollte.
    «Okay», sagte Winter. «Sprich morgen mit deinem Anwalt, und danach holen wir dich noch mal zur Vernehmung.» Er zweifelte nicht, dass der junge Mann in der JVA mit «Stoff» gut versorgt war. Die Gefängnisse waren Drogenumschlagplätze und Organisationszentren der Kriminalität. Der ewige Sparzwang und die Personalnot hatten es so weit gebracht.
    ***
    Winter wusste später nicht, welche Intuition ihn anschließend trieb, nach dem ohnehin schon langen Arbeitstag einen Bogen nach Westen Richtung Kalbach zu fahren. Zum Tatort. Vielleicht hatte er einfach nur keine Lust, nach Hause zu kommen.
    In der Dunkelheit wurde ihm erst richtig bewusst, wie einsam das Vogel’sche Gehöft lag. Ideal für einen Überfall. In der Ferne glänzten die Lichter der Schnellstraßen ums Homburger Kreuz, doch von dort hatten Bewohner des Hauses keine Hilfe zu erwarten.
    Als Winters Wagen sich dem Ende der unbeleuchteten Stichstraße näherte, sah er bei Vogels zwischen Haus und Schuppen ein Licht aufblitzen. Von einer Sekunde auf die nächste war er hellwach. Er schaltete den Motor aus. In der Dunkelheit erahnte er Bewegungen auf dem Hof, schemenhafte Gestalten, ab und zu flackerte der Lichtkegel einer Taschenlampe auf. Da stimmte etwas nicht.
    Winter griff zum Funkgerät und rief zwei Streifen zur Verstärkung. Um besser hören zu können, was draußen geschah, ließ er ein Fenster herunter. Wenige Minuten später knallten auf dem Vogel’schen Hof Autotüren. Rücklichter leuchteten auf. Ein Wagen, anscheinend ein Transporter ähnlich dem Thomas Vogels, manövrierte vor dem Haus. Winters Dienstlimousine stand mitten auf der schmalen Stichstraße und versperrte den Herrschaften den Rückweg. Auch gut. Nun würde er das ohne Verstärkung lösen müssen. Sein Herz klopfte stark und gleichmäßig. Er wünschte sich nur, er hätte seine Weste an.
    Doch der Transporter mit den Unbekannten kam mitnichten auf ihn zu. Er bog in die andere Richtung auf den Feldweg ein, fort von Kalbach. Winter blendete in derselben Sekunde sein Licht auf, notierte sich, was er vom Kennzeichen erkennen konnte, und begann die Verfolgung. Über Funk gab er durch, dass die Zielpersonen in Richtung Wiesen unterwegs waren. Der Kleinbus zog jetzt erheblich das Tempo an. Hinter Winter erschien mit Blaulicht die erste Streife, aber die nutzte ihm hier nichts mehr. «Fahrt außen herum und schneidet ihnen den Weg ab», rief Winter ins Funkgerät, während er auf dem Feldweg kräftig durchgeruckelt wurde. In der Einsatzzentrale hatten die Kollegen eine genaue Karte vor sich, die würden das so gut lösen, wie es ging. Winter bekam die Direktive dranzubleiben. Der Transporter bog irgendwann vom Feldweg auf eine geteerte schmale Straße und raste weiter zwischen Wiesen und Lagerhallen entlang. Winter vermutete, dass die Verdächtigen die Autobahn erreichen wollten, und genau so war es auch. An der Auffahrt östlich Kalbachs hatte die Zentrale die zweite Streife positioniert. Diese übernahm nun Winters Verfolgerrolle. Er selbst ließ sich erleichtert zurückfallen und vom Navi auf gewöhnlichen Straßen zum Vogel’schen Haus zurückführen. Im Labyrinth der Kalbacher Wiesen hätte er sich bloß verfranst. Wie war noch gleich der Gedanke, der ihm eben gerade während der Verfolgung gekommen war? Irgendetwas war ihm klargeworden, aber nun war es nicht mehr greifbar.
    Am Vogel’schen Haus erhielt er über Funk die Nachricht, dass man die Fliehenden am Bad Homburger Kreuz verloren hatte. Winter fluchte kurz, dann sah er nach dem Zettel, auf dem er das Kennzeichen notiert hatte: Er war bei einer Zahl und einem Buchstaben unsicher gewesen. Wie er seinen Datenbankfreak Steffen Leibold kannte, würde der den Halter dennoch ziemlich gut eingrenzen können.
    Winter stieg aus, ließ zur Beleuchtung das Licht an. Das Siegel an der Haustür wirkte unversehrt. Aber die Tür zu einem der Schuppen stand offen. Es war derselbe Schuppen, in dem er die zerschossene Tür gefunden hatte.
    ***
    Am Morgen lag ein bleigrauer Januarhimmel über Frankfurt. Um halb zehn war es noch so dunkel in den Räumen, dass fast überall Licht brannte.
    Hendrik von Sarnau knipste seine Deckenbeleuchtung dennoch aus Gründen der Sparsamkeit aus. Angewidert sah er dabei aus dem Fenster. Sein Blick ging frontal auf das geschwungene neue Glasdach des Frankfurter Hauptbahnhofs. Unvorstellbar, dass ihm dieser triste

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