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Schattenhaus

Schattenhaus

Titel: Schattenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Reichenbach
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Aksoy.»
    «Ach, die?», sagte Fock mit großen Augen und zupfte seine Fliege zurecht. «Und ich dachte, diese schreckliche Feministin können Sie nicht leiden!»
    Winter seufzte. Fock lernte wirklich nie.
    ***
    Er hatte das Gefühl, dass er mit ihr etwas zu klären hatte. Nach den vielen Umarmungen der Tage vor seiner Suspendierung. Nachdem er so innig ihre Hand gehalten hatte. Schon, um sich selbst eine Grenze zu setzen, jetzt, wo er sich Carola gegenüber zum ersten Mal seit Monaten zu Loyalität verpflichtet fühlte. Das Dumme war, dass er nicht wusste, wie lange die zurückgewonnene Normalität mit Carola anhalten würde. Ob es nur vorübergehend war. Aber er konnte wohl kaum auf Zeit spielen. Das wäre niemandem gegenüber fair.
    «Sag mal, Hilal, bist du eigentlich verheiratet oder so?», fragte er, als Kettler weg war und sie beide allein über einem Kaffee die letzten Entwicklungen im Fall Vogel besprachen.
    Aksoy lächelte ein bisschen traurig. «Du hast ganz schön lange für die Frage gebraucht», sagte sie. Hatte sie gemerkt, wie oft er kurz davor gewesen war und es sich dann verkniffen hatte? Nur, um die Antwort nicht hören zu müssen? Dass er die Frage jetzt stellte, war ein Zeichen, dass die Antwort nun nicht mehr so wichtig war. Ob sie das wusste?
    «Ich war verheiratet», sagte sie und nahm einen Schluck Kaffee. «Mit meinem Freund aus der Schulzeit. Und dann ging es nicht mehr, weil Christoph nicht damit zurechtkam, dass ich Geld verdient habe. Er bekam nach seinem Abschluss nichts Festes. Und ich fand es schwierig, wie er mit der Situation umgegangen ist. In der ersten Zeit nach der Trennung war ich vor lauter Unglück mal hier, mal da liiert, aber nichts Ernstes. Ich hatte immer das Gefühl, ich kann den Kindern keinen neuen Mann zumuten. Du hast ja selber welche, du kannst dir sicher vorstellen, wie das ist. Übrigens wohnen meine Eltern gegenüber. Die sind inzwischen beide in Rente und übernehmen Kinder und Kochen. Sonst würde das natürlich nicht so gehen mit dem Job. Und ich habe auch noch eine sehr enge beste Freundin. Ich bin also nicht ganz allein. Aber das mit Christoph tut noch weh.»
    Winter war ganz aufgewühlt und wusste nicht, wie er reagieren sollte. So war das also. Vor einer Woche hätten ihn Glücksgefühle überrollt bei diesen Nachrichten. Er hätte sich nicht beherrschen können und Aksoy wieder umarmt, quasi zum Trost für die Sache mit ihrem Exmann. Und dann hätte er probiert, wie weit er gehen konnte. Aber jetzt … Gott, war das traurig.
    «Und bei dir?», fragte sie und rührte in ihrem Kaffee. «Ich weiß ja, dass du verheiratet bist. Aber es läuft nicht gut mit dir und deiner Frau, oder?» Sie sah ihm in die Augen. Erwartungsvoll?
    «Es lief fast ein Jahr lang nicht gut. Seit der Katastrophe letzte Woche haben Carola und ich uns aber wieder angenähert», sagte er und bewegte die Worte im Mund wie einen Knebel.
    «Ah», sagte sie. Und nach einer Pause fügte sie hinzu: «Dann hätten wir die Verhältnisse ja geklärt.» Sie lächelte ihn traurig an, stellte den Kaffee ab und verließ den Raum.
    Winter stöhnte. Er stand auf, drehte eine Runde durchs Büro und lehnte die Stirn mit geschlossenen Augen gegen die Wand. Irgendwie fiel ihm ein alter Asterix-Comic ein. Obelix lehnte sich auf Asterix’ Schulter und jammerte: Buhuu, ich bin so unglücklich. So fühlte er sich jetzt auch.
    Und dann dachte er: Es hätte alles noch viel schlimmer kommen können.

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Über Alex Reichenbach
    Alex Reichenbach studierte Amerikanistik und Politologie und lebt und schreibt in Frankfurt am Main. Im Rowohlt Taschenbuch Verlag erschien bereits «Staustufe», der erste Band in der Reihe um Hauptkommissar Andreas Winter und seine türkische Kollegin Hilal Aksoy.

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Über dieses Buch
    Mörderkinder sterben früher.
    In einer frostigen Nacht zerstört ein Eindringling in Frankfurt-Kalbach ein Familienidyll: Vater und Mutter werden grausam hingerichtet, die zwei kleinen Töchter bleiben hilflos bei den Leichen zurück. Als Hauptkommissar Winter aus dem Urlaub zurückkehrt, hat sein Konkurrent Kettler den Fall aufgeklärt. Angeblich. Doch Winter sieht offene Fragen. Er bleibt heimlich dran an dem Fall, unterstützt von Kollegin Hilal Aksoy. Als Monate später in einer Westendvilla erneut eine Frau getötet wird, weiß Winter, dass er sich nicht getäuscht hat ...
     
    «Man darf sich auf weitere Fälle für Winter und Aksoy freuen.»

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