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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Fell die Pässe an Mystarrias Westgrenze sicherten. Von Tal Dur hatte er noch nie gehört. Die Burgen im Norden kannte er dagegen.
    »Schaffe ich es vor ihnen bis nach Carris?« wollte Roland wissen.
    »Habt Ihr ein schnelles Pferd?«
    Roland nickte. »Es besitzt eine Gabe des Durchhaltevermögens, eine der Körperkraft und eine des Stoffwechsels.«
    Es war ein prächtiges Tier, wie es die Boten des Königs ritten.
    Vor einer Woche auf der Straße war Roland einem
    Pferdehändler begegnet und hatte das Tier von dem Geld gekauft, das er, wie er herausgefunden hatte, während seines Schlafes geerbt hatte.
    Baron Poll sagte: »Dann solltet Ihr heute leicht hundert Meilen schaffen. Aber vermutlich sind die Straßen tückisch.
    Raj Ahtens Meuchelmörder sind überall unterwegs.«
    »Schön«, sagte Roland. Hoffentlich war sein Pferd der Herausforderung gewachsen.
    Er wollte gehen. Baron Poll rief: »Augenblick mal, Ihr könnt nicht einfach so losziehen. Nehmt meine Waffen und Rüstung – was immer Ihr wollt.« Er deutete mit dem Kopf in eine Zimmerecke. Baron Polls Brustharnisch lehnte an der Wand, zusammen mit einer gewaltigen Axt, einem mannsgroßen Schwert und einem Kurzschwert.
    Der Brustharnisch war für Roland um die Hälfte zu breit, und er bezweifelte, ob er das riesige Schwert überhaupt weit genug hochheben konnte, um es im Kampf zu benutzen. Er war von Beruf Metzger. Die Axt war nicht größer als die vierzig Pfund schweren Hackmesser, mit denen Roland Rinder in Hälften gespalten hatte, er hatte jedoch seine Zweifel, ob er bei einem Streit überhaupt eine so schwerfällige Waffe benutzen wollte. Doch da war noch das Kurzschwert.
    Es war unwesentlich größer als ein gutes, langes Messer.
    Trotzdem, Roland konnte nicht ein solches Geschenk
    aufgrund einer Täuschung annehmen.
    »Baron Poll«, entschuldigte sich Roland, »ich fürchte, Ihr habt Euch geirrt. Mein Name ist Roland Borenson. Ich bin kein Mitglied der Königlichen Garde. Ihr verwechselt mich mit meinem Sohn.«
    »Was!« spie Baron Poll. »Der Borenson, den ich kenne, ist ein vaterloser Bastard. Jeder hat das gesagt. Wir haben ihn erbarmungslos damit aufgezogen!«
    »Niemand ist vaterlos«, erklärte Roland. »Ich habe während der letzten einundzwanzig Jahre als Übereigner im Blauen Turm gedient und in Diensten des Königs Gaben des Stoffwechsels abgetreten.«
    »Aber alle behaupteten, Ihr seid tot! Nein. Wartet… jetzt erinnere ich mich wieder an die Geschichte: Es hieß, Ihr wärt ein gewöhnlicher Verbrecher, ein Mörder, der vor der Geburt Eures Sohnes hingerichtet worden sei!«
    »Hingerichtet nicht«, wandte Roland ein, »auch wenn die Mutter meines Sohnes sich das vielleicht gewünscht hat.«
    »Ah, ich erinnere mich noch gut an dieses gierige Weib«, meinte Baron Poll. »Wenn ich mich nicht irre, hat sie allen Männern oft den Tod gewünscht. Mich hat sie jedenfalls oft genug verflucht.« Baron Poll wurde plötzlich rot, als sei es ihm peinlich, weiter nachzufragen. »Ich hätte es wissen sollen«, fuhr er fort. »Ihr seht zu jung aus. Der Borenson, den ich kenne, besitzt Gaben des Stoffwechsels und ist dementsprechend gealtert. Er dürfte während der letzten acht Jahre um zwanzig Lenze gealtert sein. Stellte man euch nebeneinander, würdet Ihr inzwischen wahrscheinlich wirklich wie Vater und Sohn aussehen – nur daß er aussähe wie der Vater und Ihr wie sein Sohn.«
    Roland nickte. »Jetzt habt Ihr es begriffen.«
    Baron Poll zog nachdenklich die Brauen zusammen. »Ihr seid unterwegs, um Euren Sohn zu finden?«
    »Und um in den Dienst meines Königs zu treten«, antwortete Roland.
    Poll wagte sich mit der Bemerkung vor: »Ihr besitzt keine Gaben. Ihr seid kein Soldat. Ihr schafft es nie bis nach Heredon.«
    »Wahrscheinlich nicht«, gab Roland ihm recht.
    Er wollte zur Tür.
    »Wartet!« rief Poll. »Es steht Euch frei, in den sicheren Tod zu rennen, aber macht es ihnen wenigstens nicht so einfach.
    Nehmt zumindest eine Waffe mit.«
    »Danke«, sagte Roland und griff nach dem Kurzschwert. Er besaß keinen Gürtel, um die Scheide zu befestigen, also steckte er es unter sein Hemd.
    Baron Poll, dem seine Waffenwahl mißfiel, schnaubte verächtlich. »Nur zu. Und viel Glück.«
    Baron Poll kletterte aus dem Bett und schüttelte Rolands Hand am Handgelenk. Der Mann hatte einen Griff wie ein Schraubstock. Roland schüttelte ebenfalls heftig, als besäße er Gaben der Muskelkraft. Die jahrelange Arbeit mit dem Messer hatte seine Handgelenke

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