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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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    Roland gab sich, was seine Person betraf, keinerlei Illusionen hin. Weder glaubte er, die grüne Frau werde ihn jemals lieben, noch daß er sie jemals tatsächlich lieben könnte.
    Schließlich war er ein Nichtsnutz – das sagte ihm jeder. Seine Frau hatte ihn das ebenfalls stets spüren lassen. Sein König hatte ihn ausschließlich für wert befunden, eine Gabe des Stoffwechsels abzutreten. Er konnte weder Worte noch Zahlen lesen, konnte nicht kämpfen. Manchmal glaubte er, Bauer werden zu wollen, denn er sah die Dinge gern wachsen, aber er besaß kein Land, das er hätte bestellen können, und bereits jetzt gab es in Mystarria zu viele Bauern und viel zuwenig nutzbare Äcker.
    Sein Sohn war mittlerweile Gardist des Erdkönigs. Demnach würde der Junge irgendwann einmal Land erhalten und vielleicht sogar ein Gutshaus besitzen. Vielleicht würde ihn sein Junge dort leben und auf den Feldern etwas anbauen lassen.
    Lange dachte Roland über Gaborn nach. Er hatte sich nie viel damit beschäftigt, wie er sich verhalten würde, sollte sich jemals ein Erdkönig erheben.
    Jetzt stellte er fest, daß es keinen großen Unterschied machte.
    Kein Erdkönig würde je einen Mann wie Roland Borenson Erwählen, einen Mann, der nichts zu bieten hatte. Und das bedeutete, Rolands kurzes, hartes Leben würde vermutlich immer so bleiben, wie es war – kurz und hart.
    Als er endlich aus dem Nebel herausgelangte, mußte er erkennen, daß er sich gründlich verlaufen hatte. Die Sonne hatte den Zenit längst überschritten, und weiterhin konnte er die Türme von Carris in der Ferne sehen, gut fünf Meilen von hier entfernt. Doch irgendwie war es ihm gelungen, die Burg vollständig zu verfehlen, denn jetzt lag Carris südlich von ihm.
    Einen Augenblick stand er da und fühlte sich schwach und niedergeschlagen. Sein Rock war feucht vom Nebel, so durchnäßt, daß er ihn auszog, auswrang und das Wasser in den Staub zu seinen Füßen rinnen ließ. Dann zog er ihn wieder über und begab sich schweren Herzens zurück in den Nebel. Er fragte sich, ob er mit einer Fackel vielleicht mehr erkennen könnte.
    Wenn überhaupt etwas, so erschien ihm der Dunst noch feuchter als zuvor. Nach ein paar Augenblicken entschied er, daß nicht einmal eine Fackel etwas nützen würde. Sie wäre in diesem grauenhaften Wetter erloschen.
    Stunden später erreichte er abermals die Grenze des Nebels –
    und jenseits von Carris, das diesmal im Westen lag.
    Mittlerweile war es später Nachmittag.
    Entmutigt ließ er sich auf den Boden fallen und unterdrückte den Drang, einfach loszuheulen.
    Dann biß er die Zähne zusammen, schwor sich, diesmal genauer darauf zu achten, wohin er seine Füße setzte, und marschierte zurück in diese bedrückende Wolke, in das Dämmerlicht hinein.
    Nach einer Stunde Fußmarsch mußte er feststellen, daß er den Straßenrand aus den Augen verloren hatte. Er lief im Kreis herum und erkannte an den zahlreichen Rillen und Spuren, daß er auf eine Straßenkreuzung gestoßen war.
    Schließlich entdeckte er an einer Ecke der Kreuzung einen Wegweiser.
    Das Hinweisschild war in Hochschrift abgefaßt, die zu entziffern ihm stets Schwierigkeiten bereitet hatte, da alle Schreiber sich oft größte Mühe gaben, ihre eigene künstlerische Ausgestaltung des Alphabets zu entwickeln.
    Ein Pfeil auf dem Hinweisschild zeigte an, wenn er einen bestimmten Pfad wählte, werde ihn dieser an einen Ort führen, der mit B oder D begann – in Hochschrift kannte er den Unterschied nicht. Wählte er dagegen den anderen Weg, würde ihn dieser zu einem Ort führen, der mit einem M
    begann.
    Da ihn keiner der beiden Pfade nach Carris führte, verharrte er mitten auf der Kreuzung und wußte nicht weiter.
    Unter normalen Umständen hätte vermutlich jeder Trottel, der imstande war, seiner eigenen Nase nachzulaufen, von hier aus die Türme von Carris sehen können, überlegte er. Daher war ein Hinweisschild natürlich überflüssig.
    Da D und B im Alphabet nahe an C lagen, beschloß er, diesen Weg einzuschlagen, und wandte sich nach rechts.
    Er war noch nicht weit gegangen, zwei Meilen vielleicht, da hörte er links von sich eine Glocke sechsmal schlagen. Es war spät geworden, und Roland wurde bewußt, daß die Nachricht, die er kurz nach dem Morgengrauen hatte überbringen wollen, sich mittlerweile bis zum Abend verspätet hatte. Er war den ganzen Tag in diesem Nebel herumgeirrt.
    Bald darauf stieß er auf eine Straße, die nach links führte, und eine Meile

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