Schattenjäger
diese Nahrung zu beschaffen.«
»Wir haben Vorräte mitgebracht«, sandte Jake zurück und bückte Ladranix direkt in die leuchtend blauen Augen. »Wir möchten euch nicht mehr Unannehmlichkeiten bereiten, als wir es ohnehin schon getan haben.«
Der Protossführer schloss die Augen zur Hälfte und neigte den Kopf auf jene Weise, von der Jake wusste, dass sie ein Lachen bedeutete. Er wusste es, noch ehe Ladranix’ warme Heiterkeit über ihn hinwegspülte, und formte mit seinen Lippen die Menschenversion eines Lächelns.
»Ihr bringt uns Waffen und Medizin. Dagegen sind ein paar Früchte von den Bäumen und das Fleisch von Tieren nichts. Duund Rosemary Dahl und Zamara seid hier willkommen, Jacob Jefferson Ramsey. Mehr als willkommen.«
Und Jake hatte – auf eine sehr seltsame, aber doch auch sehr reale Art – das Gefühl, dass er, in gewisser Weise, heimgekommen war.
KAPITEL ACHT
Das Wasser, das man ihnen gab, schmeckte schal und warm, aber es war nass, und Jake trank es begierig. Er fühlte sich ungefähr genauso schal und warm und nass wie das Wasser. Die Hitze, die von den Ruinen der Stadt abstrahlte, als würde sie unter einer trägen Sonne gebacken, war fast unerträglich.
Den Protoss schien sie nichts auszumachen, aber das war nicht anders zu erwarten gewesen. Sie hatten sich auf dieser tropischen Welt mit ihrer Sonne und Schwüle entwickelt.
Man bemerkte, dass Jake und R. M. sich nicht wohl fühlten, und nach einer kurzen Diskussion wurden sie in ein Gewirr aus Metall und einer Art Beton geführt, das die Sonne zumindest etwas abhielt. Jake kam dieses Gebilde merkwürdig bekannt vor. Er sah sich um, während er aus einer weiteren mit Wasser gefüllten, kürbisartigen Flasche trank.
Ladranix trat neben ihn. »Erkennst du diesen Ort wieder?«, fragte er leise.
»Irgendwie schon. Aber es ist alles sosehr beschädigt, dass ich nicht weiß, wo ich ihn schon einmal gesehen habe.« Jake ging zu den Überresten eines Stuhls und strich mit der Hand darüber. Wie alles andere, das die Protoss geschaffen hatten, musste er einmal wunderschön gewesen sein. So wie dieser Ort wunderschön gewesen war – und riesengroß. Er entsann sich, etwas gesehen zu haben, das wie ein zerstörter Turm ausgesehen hatte, sowie eine verheerte Landschaft auf einer gewaltigen runden Scheibe.
»Es gibt noch anderswo in der Stadt Orte, die nicht bewohnbar sind. Wir hatten Glück, diesen Unterschlupf in so intaktem Zustand zu finden. Was du hier siehst, ist die Ruine dessen, was einst die Zitadelle des Exekutors gewesen ist. Schon vor der Zeit Aduns haben die Führer der Templer hier gelebt.«
Jakes Magen verkrampfte sich. Vor seinem geistigen Auge erschien das Bild Aduns, wie er dastand und auf Antioch hinunterblickte, über diese armseligen Trümmer. Vielleicht hatte er in genau diesem Stuhl gesessen. Jake merkte, wie seine Hand sich fester um die Lehne schloss, so als könne er die Vergangenheit auf diese Weise festhalten.
»Uns gefällt die Vorstellung, dass Adun auch jetzt noch irgendwie über uns wacht«, sagte Ladranix sanft. Er berührte die brüchigen Überreste des Stuhls mit seiner langen, vierfingrigen Hand, schien sich von seinem eigenen Gefühlsausbruch zu erholen und sah Jake an. »Ich habe unsere besten Scouts auf die Suche nach eurer Nahrung geschickt. Es ist nicht ungefährlich, aber wir verstehen uns besser als ihr darauf, den Zerg aus dem Weg zu gehen. Bald wird die Nacht anbrechen. Die Hitze wird zwar nicht sehr nachlassen, aber der Wind nimmt bei Nacht zu. Dann wird euch nicht mehr so warm sein.«
»Das klingt gut«, sagte Rosemary. Schweiß glänzte auf ihrem Gesicht, die Hitze hatte es gerötet. Jake dachte an ihre erste Begegnung zurück, ruhig und beherrscht hatte sie im Schatten der Gray Tiger gestanden.
Er dachte daran, wie bezaubernd sie in Ethan Stewarts dekadentem Anwesen bei Kerzenlicht ausgesehen hatte, das Haar perfekt frisiert, das Kleid tief ausgeschnitten und hochgeschlitzt. Nun war sie schmutzig, verschwitzt, von der Sonne verbrannt und roch nicht sonderlich gut.
Und sie schien ihm wirklicher… menschlicher… als je zuvor. Er spürte einen Anflug sanfter Heiterkeit in seinem Kopf, und sein Gemüt verfinsterte sich um eine Spur. Es war anstrengend, wenn jeder Gedanke an Hunger, Ärger, Schwäche, Lust oder Langeweile von anderen gelesen wurde. Einen Moment lang fragte er sich, ob diese »Mission« von Zamara erfolgreich war und er tatsächlich lange genug durchgehalten hatte, um
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