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Schattenjäger

Schattenjäger

Titel: Schattenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Golden
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der Temperatur zu tun hatte, sondern allein mit den Protoss, die er vor seinem geistigen Auge sah. Sie unterschieden sich äußerlich nicht von denen, in deren tatsächlicher Gegenwart er sich jetzt befand. Aber sie fühlten sich anders an.
    Sie hatten dieselben Sorgen, dieselbe Angst, dieselbe Wut wie die Shel’na Kryhas. Doch anstatt Kraft aus der Not zu schöpfen, hatten diese Protoss die Not beinahe… begrüßt. Von ihnen ging etwas aus, das am ehesten als mentaler Gestank zu bezeichnen war, etwas Uraltes und Primitives, und Jakes Herz übersprang unvermittelt einen Takt, als ihm bewusst wurde, dass er ihm furchtbar vertraut war.
    Auf einmal war er wieder jener alte Protoss und sah mit an, wie die Xel’naga sie zurückließen. Es ging in die Höhe, das Heim, das flog und die Ihan-rii trug, die Großen Lehrer, die Schöpfer, die Wächter, es ging auf und davon, für immerfort. Dutzende geschmeidiger, purpurner blaugrauer Gestalten sprangen in die Luft in dem aussichtslosen Versuch, es zu verfolgen, und klammerten sich an die wunderschönen Kristalle, deren Kanten so scharf wie Shikmas waren. Das Heim, das flog, stieg weiter auf seine Insassen blieben ungerührt sowohl vom Betteln und Flehen jener, die sie verehrten, als auch von dem Zorn und der Rage der anderen, die sie tot sehen wollten. Hände, die nun schlüpfrig waren von Blut, verloren ihren Halt, und die panischen Wesen stürzten zu Boden, fielen zu tief, um überleben zu können, schlugen mit widerlichen Geräuschen auf, die jedoch übertönt wurden von dem überwältigenden Lärm des davonfliegenden Gefährts und dem quälenden geistigen Getöse, das Jake den Schädel zu spalten drohte, genau wie der Schmerz in seinem Herzen ihm den Geist zerfetzen wollte.
    Nein, nein, sie durften nicht gehen, sie waren alles, alles…
    Von Verzweiflung übermannt, fiel auch Jake zu Boden, um sich schlagend und seine dunkelblaue Haut fleckig und heiß von blind machender, erstickender Angst und Wut. Was würden sie tun? Wie konnten sie nur gehen? Allein, allein, so allein…
    »Hey, alles in Ordnung, Professor?«, fragte Rosemary. Jake blinzelte, kehrte ins Hier und Jetzt zurück, war wieder Jacob Jefferson Ramsey und nicht länger jener zutiefst verängstigte Protoss vor entsetzlich langer Zeit, dessen Gefühl, im Stich gelassen zu werden, nicht nachlassen wollte. Er zitterte und keuchte, und als Ladranix ihm eine bauchige Flasche mit metallisch schmeckendem, warmem Wasser reichte, trank er gierig davon.
    »Ihr habt das alle gespürt, ich weiß es«, brachte Jake hervor; sein Hals war immer noch etwas trocken, obwohl er gerade getrunken hatte. »Es ist wie eine… eine rassische Erinnerung.« Er zögerte, dann fügte er leise hinzu: »Eine Wunde der ganzen Rasse.«
    Ladranix nickte. »Nur ein Bruchteil unseres Volkes wird zum Bewahrer geboren, aber diese Wenigen sind lediglich der ultimative Ausdruck von etwas Latentem in unserem Volk. Dass die Xel’naga die Protoss verlassen haben, dieses traumatische Gefühl ist tief in unserem Geist verankert. Jener dunkle Tag, als das Tor geschlossen wurde und wir erkannten, dass wir festsaßen, allein waren, ist ein machtvolles Echo des Tages, an dem wir vor so vielen Äonen in der Vergangenheit verlassen wurden. Für einige war dieses Erlebnis zu traumatisch, um sich davon wieder zu erholen.«
    Abermals kamen Jake die »anderen« Protoss in den Sinn. Er wappnete sich gegen ihre überschäumenden Emotionen, doch diesmal war es nicht so erdrückend. Er nahm etwas Dunkles, etwas Wildes an ihnen wahr. Es war, als habe der Schlag, verlassen worden zu sein, beide Gruppen von Protoss hart getroffen und im übertragenen Sinn niedergeschmettert – aber nur eine hattesich wieder erhoben. Jene wurden von Wut und Angst beherrscht, nicht von Ruhe und Erleuchtung. Er nahm einen Namen wahr – Tal’darim, »die Geschmiedeten« –, verstand aber nicht, warum der Name in ihm widerhallte, noch nicht. So wie Jake die Shel’na Kryhas als Brüder und Schwestern im Geiste von Protoss wie Adun und Vetraas und Temlaa und Savassan erkannte, war ihm klar, dass diese Protoss so schwer traumatisiert worden waren, dass sie in der Entwicklung zurückgegangen und nach einer Geisteshaltung gegriffen hatten, die es ihnen erlaubte, weiterzuleben. Anstatt an die Fortschritte zu glauben, die ihre Rasse gemacht hatte, wurden sie wieder zu jenen frühesten, zornigen, mächtigen Wesen, aus denen sie hervorgegangen waren.
    »Die Spaltung vollzog sich langsam,

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