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Schattenjäger

Schattenjäger

Titel: Schattenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Golden
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nun ein Bewahrer zu sein. Ob all diese Gedanken jedem zukünftigen Bewahrer, der sie zu lesen wünschte, zur Verfügung stehen würden. Es war eine erschreckende Vorstellung, und er verdrängte sie rasch aus seinen Gedanken.
    »Fahr doch bitte fort, Ladranix. Was geschah, nachdem das Tor geschlossen war?«
    Der Protoss neigte den Kopf. »Wir stoben auseinander, als das Tor sich schloss. Selbst die strengst geschulten unter uns, verspürten das furchtbare Gefühl, im Stich gelassen worden zu sein, als uns bewusst wurde, dass man uns zurückgelassen hatte. Obschon wir den Grund verstanden – wir wenigen waren das Opfer, das den anderen das Leben retten würde –, traf es uns doch hart. Die meisten Templer fielen, als sie die Zerg ablenkten, damit die anderen fliehen konnten.«
    »Moment mal – was ist das, ein Templer?« Rosemary war verwirrt.
    Ladranix wandte sich ihr zu und sah sie für einen langen Augenblick an. Dies war eine private Unterhaltung zwischen den beiden, und daher hatte Jake keine Ahnung, was gesprochen wurde. Aber nach ein paar Sekunden nickte Rosemary. »Verstehe. Ein Kastensystem. Kommt mir ein bisschen, wie soll ich sagen, intolerant vor für eine Gesellschaft, in der alle gleich sein sollen.« Jake erkannte, dass Ladranix ihr nur das Grundlegendste vermittelte. Der Protoss respektierte ihre Grenzen und transportierte mit seinen Gedanken nur Begriffe, keine Gefühle.
    »Es ist nicht so intolerant, wie es den Anschein haben mag, Rosemary«, mischte Jake sich ein. »Die Protoss sind nicht ganz so wie wir. Wie ich Ihnen schon sagte, waren sie vor der Khala nach Stämmen getrennt. Jeder Stamm hatte eine besondere Neigung, eine… eine Stärke, einen Draht zu etwas. Als die Protoss sich der Khala zuwandten, passten die Stämme wie von selbst in drei verschiedene Kategorien. Aber keine Kaste ist besser als die andere.«
    Zamara sandte eine Bestätigung. Das Kastensystem wurde ursprünglich erschaffen, um die Fähigkeiten des Ganzen besser zu nutzen, ja. Um unsere unterschiedlichen Stärken herzunehmen, auf dass sie uns miteinander verbinden sollten anstatt uns zu trennen. Und so blieb es tausend Jahre lang. Aber selbst unter den Protoss, selbst an einem Ort, wo wir so fest miteinander verknüpft sind und das in einer Intimität, die du gerade erst zu erahnen beginnst, gibt es noch solche, die nur nach dem eigenen Wohl streben. Wir sind weder Engel noch Götter, Jake. Wir sind einfach nur Lebewesen, so wie ihr.
    Na, das ja wohl eher nicht…
    Zamara lachte leise.
    »Die Templer sind Krieger«, erklärte Ladranix. »Unsere Aufgabe ist es, unser Volk zu beschützen, es zu verteidigen, unser Leben zu geben, sollte es nötig sein. Wir werden von frühester Jugend an darauf trainiert, unsere Angst zu zügeln, sie für uns arbeiten zu lassen. Denn natürlich verspüren auch wir sie. Wie alle denkenden, fühlenden Geschöpfe. Aber das Konklave und dessen Weisheit sowie die Khalai und ihre Fähigkeiten und Begabungen zu beschützen, das ist es, was wir tun. Und auch an jenen langen, dunklen Tagen war es das, was wir taten. – Mehr als nur die paar Wenigen von uns, die ihr hier seht, strandeten an jenem Tag auf Aiur. Es waren Tausende. Hunderttausende. Ich bin stolz darauf, sagen zu können, dass der größte Teil derer, die starben, Templer waren, die bis zum Tode kämpften, um die anderen zu retten. Der Haken ist, dass nun, da wir dem Tod noch immer Tag für Tag ins Auge blicken, die meisten derjenigen, die noch leben, Khalai sind. Es gibt nur noch wenige ausgebildete Krieger, die sie jetzt verteidigen können.«
    »Keine Judikaturen?«, fragte Jake.
    »Nicht hier, nicht unter den Shel’na Kryhas.«
    Der Begriff ließ sich offenbar nicht übersetzen, denn Jake sah, dass sich sein verwirrter Ausdruck auf Rosemarys Gesicht spiegelte.
    Ladranix lachte glucksend und sandte ein Bild: stoisch, resolut, alles überstehend, was da auch kommen mochte.
    »Jene, die ausharren«, sagte Jake leise.
    Ladranix nickte. »Ja. Diese Worte sind nur eine ganz grobe Beschreibung dessen, was wir sind, aber sie müssen genügen.« Rosemary schnaubte.
    »An diesen ersten Tagen ging es einfach nur ums nackte Überleben. Protoss flohen, ganz allein, zu zweit oder in kleinen Familien. Sie fanden Zuflucht, wenn sie konnten, und starben, wenn Sie es nicht konnten. Ein großer Teil der Regenwälder war vernichtet worden, ebenso wie unsere einst herrlichen Städte. Ich rechnete damit, dass der Tod binnen kurzer Zeit uns alle ereilen

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