Schattenjäger
überrascht.
»Sein Name war James Raynor.« Wieder zeigte man Jake ein Bild, diesmal das eines Mannes mit kahl rasiertem Kopf, auf dem sich schon wieder Stoppeln gebildet hatten, einem kurz geschnittenen Vollbart und Augen, von denen man sah, dass sie früher einmal gelacht haben mussten, inzwischen aber zu viel mit angesehen hatten. Er stand Schulter an Schulter mit den Protoss, offensichtlich von ihnen auf- und angenommen, und ebenso offensichtlich zutiefst besorgt um ihr Wohl.
»Wegen Raynor erkannten wir euer Schiff als terranisch – wir dachten, es könnte das eines Freundes sein. Darum kamen wir euch zu Hilfe, als unsere Späher es erblickten.«
Rosemary lachte leise glucksend. »Sollte ich diesem Raynor je begegnen, werde ich ihm die Hand schütteln und danken, dass er so ein guter Botschafter ist.«
Jake war ganz ihrer Meinung.
»Wir rechneten damit, dass es ein Todesurteil war«, fuhr Ladranix fort. »Wir waren bereit, den Zerg zum Opfer zu fallen und als jenes stolze Volk zu sterben, das wir sind. Und versteht mich nicht falsch – viele, viele von uns starben in der Tat. Die Zerg wurden bestens gesteuert und waren absolut tödlich. Aber Exekutor Tassadar rettete sein Volk, indem er das Overmind vernichtete, das die Zerg kontrollierte. Es kostete ihn das Leben, doch immerhin, es gelang ihm. Die Zerg waren danach weiterhin aufs Töten aus – aber sie wurden nicht mehr auf dieses Ziel zugelenkt. Sie fielen nun ebenso übereinander her wie über uns. Dadurch gewannen wir etwas Zeit.«
Jake dachte an die Angriffe zurück und konnte sich eines Schauderns nicht erwehren, als er sie im Geiste noch einmal durchlebte. »Aber… sie kamen mir ziemlich zielstrebig vor, als sie uns sahen.«
Ladranix nickte. »Ja. Einige Zeit nachdem das Tor geschlossen worden war, änderte sich etwas. Zwar griffen die Zerg nicht mehr ganz so verbissen an und auch nicht mit derselben Zielstrebigkeit wie zu der Zeit, da das Overmind sie gesteuert hatte, aber sie waren keine geistlosen Kreaturen mehr. Irgendwo hatte sich etwas verlagert. Gefährlich waren sie natürlich immer noch. Und sie waren immer noch intelligent.«
In Jakes Bewusstsein entstand die Vorstellung von einem Raubtier, das mit seiner Beute spielte. Katz und Maus, dachte er und übermittelte das Bild.
Ladranix sandte eine Bestätigung zurück. »Ja. Früher war die totale Auslöschung der Protoss ihr Hauptziel. Jetzt streifen sie umher – sie sind Werkzeuge, die zwar noch funktionieren, meistenteils aber ausrangiert wurden. Im Laufe der Jahre konnten wir in dieser Gegend viele Zerg töten, und so weit wir es beurteilen können, wuchsen keine neuen heran, die ihren Platz eingenommen hätten. Das gibt uns Hoffnung. Dennoch greifen die Zerg uns nach wie vor an, wenn sie unserer ansichtig werden. Und wir wussten, dass sie euer Schiff gesucht hätten, um herauszufinden, ob ihr eine Gefahr darstellt.«
»Glaubt ihr, sie werden uns verfolgen?« Jake verspürte plötzlich ein Frösteln, trotz der drückenden Hitze hier drinnen.
»Das ist unwahrscheinlich. Euer Schiff ist zerstört, und es war reiner Zufall, dass sie ein zweites Mal auf euch trafen. Sie werden vermuten, dass ihr in unsere Gruppe aufgenommen werdet, womit ihr keine größere oder geringere Bedrohung für sie seid als wir. Die Waffen, die wir aus eurem Schiff bergen konnten, werden uns von großem Nutzen sein.«
Jetzt flogen sie zwischen ehemals prachtvollen Dächern und Türmen hindurch. Das war das Bild, das seine eigentlichen Augen wahrnahmen, denn überlagernd sah Jake vor seinem geistigen Auge, wie dieser Anblick wirklich einmal gewesen war.
Das kleine goldene Schiff, ein Glühwürmchen nur, glitt anmutig durch die Ruinen, bis es eine geschwärzte Lichtung erreichte. Es sah aus, als sei hier einmal eine Bombe explodiert; inzwischen aber war die Stelle wenigstens teilweise wieder urbar gemacht worden. In nördlicher Richtung entdeckte er ein paar Trümmer, die ihn faszinierten, auch wenn er nicht erkannte, worum genau es sich bei dem Durcheinander handelte. Das Schiff setzte sanft auf, und in dem Moment, da es vollends zur Ruhe kam, erhoben sichdie Protoss in einer derart synchronen Bewegung, dass es wie eine einstudierte Choreografie wirkte. Die Tür öffnete sich, und die elegante Rampe fuhr aus, ihre filigrane Form ein scharfer Kontrast zur Verheerung, in die sie hinausführte.
»Bitte, geht ihr zuerst. Ihr werdet erwartet.«
Jake und Rosemary nickten. Rosemary ging als Erste, den Kopf hoch
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