Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenjäger

Schattenjäger

Titel: Schattenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Golden
Vom Netzwerk:
erhoben, leichtfüßigen und doch festen Schrittes.
    Jake folgte ihr. Er musste sofort an ein Flüchtlingslager denken. Dutzende, vielleicht Hunderte von Protoss drehten sich unisono um und sahen ihn an. Große, funkelnde Augen musterten ihn von Kopf bis Fuß, schienen ihm geradewegs in die Seele zu blicken. Vor allem aber war es die Stille, die ihn traf. Kein Säuglingsgeschrei, kein Schluchzen, kein Lachen, keine halblauten, sich unterhaltenden Stimmen – nichts von all dem, was man angesichts einer so großen Ansammlung von Leuten an einem Ort erwartet hätte. Andererseits aber waren die Protoss zwar durchaus »Leute«, aber sie waren keine Menschen. Hätte Zamara keinen Puffer gebildet, das wusste er, wäre sein Geist von Gedanken überflutet worden, deren Detailliertheit, Reichtum, Tiefe, Komplexität und Verflechtung jeden menschlichen Laut verblassen ließen.
    Sie hatten das Lager nach besten Kräften errichtet, eine seltsame Mischung aus Dingen, die die Natur ihnen zur Verfügung gestellt hatte, und Gegenständen, die sie aus der Stadt hergebracht hatten. Ein glänzender Metallträger stützte ein geflochtenes Blätterdach; ein zweites kleines, nur in der Atmosphäre manövrierfähiges Schiff wurde durch Stangen geschützt, die man aus Ästen gefertigt hatte. Doch selbst in der Kargheit des schieren Lebensnotwendigen lag noch Schönheit. Türen bestanden aus den Blättern und Wedeln verschiedenfarbiger Pflanzen, und das Ergebnis war nicht einfach nur funktionell, sondern reizend. Ein paar Dinge hatte man angestrichen, andere mit Schnitzereien verziert.
    Die Aufmerksamkeit richtete sich rasch von den Ankömmlingen selbst auf das, was sie mitgebracht hatten. Die Protoss, die Jake, Zamara und R.M. gerettet hatten, legten alles, was sie aus dem jetzt zerstörten System Runner geborgen hatten, auf den schwarzen, unebenen Boden. Die Flüchtlinge eilten herbei, und elegante, vierfingrige Hände nahmen die Waffen auf, das Bettzeug, die Decken, das kostbare Medkit.
    »Die nehmen uns alles weg!«, fuhr Rosemary auf und machte Anstalten, sich in Bewegung zu setzen.
    »Sie haben uns das Leben gerettet«, erinnerte Jake sie. »Eine Waffe in ihren Händen kann uns nur helfen. Und andere brauchen das Medkit dringender als wir.« In diesem Augenblick pochte es in seinem Kopf. »Naja, nicht das ganze Medkit – Medizin einnehmen können sie ja nicht.«
    »Jake, hören Sie, Sie können mir glauben, ich bin heilfroh, dass wir jetzt nicht im Bauch eines Zerg sind. Aber das hier ist keine archäologische Expedition. Wir müssen eine Möglichkeit finden, diesen Planeten zu verlassen.« Sie sah nicht die Protoss an. Sie sah die Ruinen an, die einst eine blühende Stadt gewesen waren. Sie suchte nach irgendetwas, das die Hoffnung auf einen Ausweg schüren konnte.
    Sie hat recht, dachte Jake an Zamaras Adresse.
    Es könnte einen Weg geben. Ich muss erst mit den anderen sprechen.
    »Zamara arbeitet daran«, sagte Jake.
    »Gut.« Rosemary wirkte gereizt, und er verstand sehr wohl, warum. Auf ihrem Gebiet war sie über die Maßen kompetent, aber jetzt waren sie von Aliens umgeben, die sie vor ein paar Augenblicken zum ersten Mal gesehen hatten. Die Technologie, mit der sie so vertraut war und meisterhaft zu benutzen wusste, war zu einem von Säure zerfressenen Klumpen geworden, und sie waren dicht dran gewesen, dasselbe Schicksal zu erleiden. Sie waren auf die Gnade besagter Aliens angewiesen, saßen auf einem fremdenPlaneten fest. Und sie musste zuschauen, wie ihre kostbaren Waffen untersucht und ausgeteilt wurden.
    »Es ist gut, Rosemary«, sagte Jake sanft und mit einem merkwürdigen Beschützergefühl. »Ich weiß, Sie machen sich Sorgen und fühlen sich hier fehl am Platze. Aber es könnte noch viel schlimmer sein.«
    Sie funkelte ihn aus blauen Augen kalt an. »Lesen Sie wieder meine Gedanken, Professor? Ich dachte, darüber hätten wir gesprochen.«
    Es hatte eine Zeit gegeben, da hätten ihre Worte ihn verletzt. Diesmal empfand er nur Mitleid für sie. »Nein. Nur in Ihrem Gesicht.«
    Sie sah etwas beschämt drein, dann verärgert, und schließlich wandte sie sich ab.
    »Wir wissen, dass Menschen sich von Pflanzen und Tieren ernähren müssen«, sagte Ladranix. »Wir nicht, darum können wir euch im Augenblick nichts anbieten. Aber wir haben sauberes Wasser zum Sterilisieren von Instrumenten, und bald werden wir auch das haben, was ihr benötigt. Zamara hat… eine Mahlzeit mit dir geteilt, Jacob. Wir werden alles daran setzen,

Weitere Kostenlose Bücher