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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Schmerzen laut auf. Ich bin gleich wieder hinausgerannt, habe die Tür verrammelt und dich gerufen. Die übrigen Schüler sind auf ihren Zimmern. Vater Rourke hält dort mit seiner Armbrust Wache.“
    Das Zischen eines Streichholzes war zu hören, und für einen kurzen Moment fiel flackerndes Licht auf die schwarz-weißen Fliesen des hohen, engen Ganges. Saul hatte sich eine Charvil angesteckt.
    Um Himmels willen, Saul. Aber ich ließ es gut sein. Er hatte mehr als einen Grund, die Kirche zu verabscheuen. Guillermo sagte nichts, sondern deutete lediglich auf die Kapellentür. „Er ist da drin. Bitte, hab Erbarmen. Wenn er … wenn …“
    Nickend griff ich nach der Hand des guten Priesters. Seine Finger waren so fest um den Rosenkranz geschlungen, dass es ein wahres Wunder war, dass seine Gelenke nicht quietschten. „Schon gut.“ Mit der anderen Hand zeigte ich auf eine Bank an der gegenüberliegenden Wand. Dort konnte er sitzen und wäre in Sicherheit für den Fall, dass die Tür aufgeschmettert wurde – und außer Sichtweite, falls das Ding da drin und nicht ich sie aufsprengen würde. „Setzt Euch da hin. Behaltet Euren Rosenkranz bei Euch und wiederholt das Ave Maria. In Ordnung?“ Das würde ihn beschäftigen und ihm außerdem einen gewissen Schutz gewähren – eine Göttin anzurufen ist eins der ältesten Heilmittel gegen das Böse. Gui hatte mir einmal gestanden, dass er Gott liebte, natürlich – aber Maria war seine Fürbitterin, und ein Jesuit steht der Marien Verehrung ohnehin näher als andere.
    Das war nur einer der Gründe, weshalb ich Gui mochte. Das und seine Vorliebe für selbstgebrautes Bier.
    Gern hätte ich ihm gut zugeredet, aber welcher Priesterwürde schon wollen, dass ausgerechnet ich das tat? Ich bin Jägerin und dazu verdammt, zur Hölle zu fahren – oder wenigstens ins Fegefeuer –, selbst wenn die Kirche insgeheim die Ausbildung von nicht gerade wenigen von uns finanziert.
    Guillermo nickte. „Sei … hab Mitleid mit ihm, Julian.“
    „Ihr kennt mich, Vater. Ich bin ein regelrechter Engel der Barmherzigkeit.“ Sobald die Worte meinen Mund verlassen hatten, bereute ich sie bereits. Er verzog das Gesicht und seine tapfere Maske bröckelte ein wenig. In diesem Moment wurde mir klar, wie sehr ihn diese Sache wirklich mitgenommen hatte, und bekam ein noch schlechteres Gewissen. „Geht und setzt Euch, Gui. Ich verspreche Euch, dass ich mich um ihn kümmern werde.“
    Kurz darauf, nachdem der Priester aus dem Weg war und fleißig seine Gebete murmelte, warf Saul mir einen Blick zu. „Bereit?“ In seiner Hand, die lässig auf dem Balken lehnte, qualmte noch immer die Zigarette. Mit den Fingern fuhr er über den baumelnden Rosenkranz – die Holzperlen waren angesengt.
    Heiliger Bimbam! Was zum Teufel geht hier vor?
    Ich griff nicht nach der Peitsche. Stattdessen stahlen sich die Finger meiner Linken zu meinem rechten Handgelenk.
    Sauls Augen weiteten sich ein wenig. Schweigend ließ er die Zigarette zu Boden fallen, trat darauf und drückte sie aus.
    Die Narbe brannte und vibrierte unter ihrem Reif. Mein linkes Auge – das blaue und clevere – wurde trocken. Ich fixierte den schwingenden Rosenkranz, dessen kleines Kreuz leise gegen die Tür pochte. Je mehr ich mich näherte, desto heftiger schaukelte es.
    Tap. Tap. Tap.
    Ich holte tief Luft. Saul hob die Hand, das Jagdmesser mit dem Knochengriff flach gegen den Unterarm gepresst. Sei vorsichtig, sagte sein Blick, obwohl seine Lippen die Worte nicht einmal formten. Seiner Ansicht nach wäre das einer Beleidigung gleichgekommen, weil es bedeuten würde, dass er mir nicht zutraute, alleine auf mich aufpassen zu können. Werwesen sind da empfindlich.
    Dass er meinen Stolz nicht verletzen wollte, bescherte mir ein warmes Kribbeln im Bauch. Für einen Wer war das ein Riesenlob.
    Ich legte das Armband ab. Plötzliche Frische drang an die Narbe und ließ mich scharf die Luft einziehen.
    Ob Perry es mitbekam – in seinem Büro im Monde vielleicht, oder seinem Apartment über der Tanzfläche, den Blick starr auf die Wände oder einen leeren Stuhl gerichtet –, wenn so etwas passierte? Ich hatte nie danach gefragt.
    Und ich wollte es auch gar nicht wissen.
    Die Farben wurden intensiver, die beißende Kälte prallte gegen meinen Gaumen, so empfindlich war meine Haut auf einmal für die leichteste Brise. Meine Sehkraft schärfte sich, und die Dunkelheit nahm Farbe und Gewicht an, während neue Stärke meine Glieder durchflutete.
    Wie

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