Schattenjagd
Minute zu Minute merkwürdiger.
Die Narbe an meinem Handgelenk fing an zu pulsieren, heftig und so warm, dass es sich obszön anfühlte. Seidene Hitze kroch über meine Haut und unter das Nass von Angstschweiß und der plötzlichen Gänsehaut, ausgelöst durch den kühlen Adrenalinkick. In meinen Ohren hallte mein Atem wider, den ich harsch und quälend ausstieß.
Was zum Teufel ging hier vor?
Ein stechender Schmerz durchzuckte die Narbe. Geknickt atmete ich lange aus und legte das Armband um mein Handgelenk. Die runzelige Wulst wieder abzudecken, fiel mir nicht leicht. Was, wenn dort draußen noch jemand im Hinterhalt lag und diesmal mich im Visier hatte? Vielleicht würde es mich nicht umbringen, aber es wäre doch sicherlich ein wenig unangenehm.
Naja, es treiben sich Sorrow in der Stadt herum. Ein Bogen wäre genau der Stil dieser dreckigen kleinen Fortschrittshasser. Aber warum? Ich darf nicht davon ausgehen, dass beides in einem Zusammenhang steht, aber genauso wenig darf ich es ausschließen. Grandios!
Ich stopfte das Armband schließlich doch zurück in die Tasche, wog den Pfeil in der Hand und dachte eine Weile nach.
Plötzlich schwappte eine Woge von Blutdurst durch die Dunkelheit. Die Nachhut. Aha. Noch mehr Spaß im Anmarsch.
Ich hätte mir gleich denken können, dass es nicht bei einem Pfeil bleiben würde.
Ich trat an den Rand des Daches und sprang. Im selben Augenblick stürmte das zweite Team aufs Feld, und Kugeln drangen in meine Brust ein. Während ich fiel, spritzte Blut über den Nachthimmel, und wenn ich nur menschlich gewesen wäre, hätte ich es nicht überlebt.
Meine Messer glitten in meine Hände. Diesmal verzichtete ich auf die Kanonen, weil ich einige der Kerle lebend haben wollte.
Hart kam ich auf, rollte mich ab und hinterließ kleine Blutlachen auf dem Boden, wo mein Rücken ihn berührte, dann sprang ich wieder auf die Füße. Aus meiner Kehle drang ein Schrei wie von einer Katze auf der Jagd, als ich sah, wie meine Angreifer in der typischen Formation einer Söldnerarmee die Straße mit schwerem Geschütz und Schutzwesten entlangliefen.
Dem Ersten verpasste ich ein Knie ins Zwerchfell und brach ihm einige Rippen. Hinter mir wurden Schreie laut. Runter auf den Boden und unten bleiben, ihr da hinten! Ich kümmere mich um alles. Jill Kismet tritt jetzt ihren Dienst an.
Ich schlug dem Typen vor mir die Waffe aus der Hand und schickte ihn mit einem Tritt zu Boden, wobei er den Flankenschutz zu seiner Linken mit sich riss. Dem Zweiten verpasste ich eine durch den Gesichtsschutz seines Helms hindurch und trat ihm gleichzeitig gegen die Kniescheibe, die prompt aus dem Gelenk ploppte. Noch immer prasselten Kugeln auf mich nieder, eine surrte direkt an meiner Wange vorbei. Ihr Pisser geht mir langsam mächtig auf die Nerven.
„ERGEBT EUCH!“, brüllte ich und schleuderte mit der Linken mein Messer, das in einem Typen der Nachhut stecken blieb. Damit blieben vier im linken Flügel, die sich gerade anschickten, mich einzukreisen. Gut ausgebildete Jungs sind das, so was ist nicht billig. Wer bezahlt wohl für all das?
Moment mal. Das ist kein Angriffsmanöver, das ist eine Barrika-
Und dann passierte es. Durch das Licht und den Schatten der Straße hetzte etwas auf mich zu und setzte zum Sprung an, noch bevor ich einen Mucks machen konnte.
Der Aufprall war so gewaltig, dass ich ihn in allen Knochen spürte. Was dieses Ding auch sein mochte, es war groß und schnell und hatte Klauen, die meinen rechten Arm zerfetzten. Mein Messer fiel scheppernd auf den Asphalt. „Los, los, los!“, schrie jemand. Die Söldner. Sie zogen sich zurück. Die Narbe auf meinem Handgelenk strömte gequält eine plötzliche Hitzewelle aus.
Es stank. Es stank widerlich. Ein gigantisch massiver Geruch, der in meine Nebenhöhlen eindrang, brachte mich zum Würgen. Heiße Galle sammelte sich in meinem Mund.
Ich fiel durch das Schaufenster eines Pfandhauses, was nicht weiter schlimm gewesen wäre, wenn dieses spezielle Stadtviertel nicht auf vergitterte Fenster angewiesen wäre. Mit einem grässlichen Schmerz knackten meine Rippen, und ich fiel auf die Straße, als das Vieh nach mir hieb. Diese gebückte, bucklige Gestalt sah grotesk aus, falsch. Meine Augen weigerten sich, das Ding anzusehen. Selbst mein blaues Auge wollte nicht erkennen, was es war. Ich fühlte heißes, klebriges Blut auf meinem Gesicht, das auf den Gehsteig tropfte.
Kälte. Es war kalt, Frost überzog den Asphalt. Von meiner Haut
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