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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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stiften. Während der Kerl oben auf dem Dach das Auto in ein Sieb verwandelte, hinter dem ich mich verschanzt hatte, löste sich der andere in Luft auf. Ich riss mir das Armband vom Handgelenk und stopfte es mir in die Hosentasche. Eine Sekunde lang verschlug es mir den Atem, als Luft an die Narbe drang und eisige Hitze durch mein Nervensystem schoss. Ich wäre auch so mit diesen Spaßvögeln fertig geworden, aber ich fühlte mich ein bisschen aus der Ruhe gebracht. Außerdem, wenn ich schon nahezu unverwundbar sein konnte, warum nicht davon Gebrauch machen?
    Früher hieß es mal: „Nur wenn ich keine Wahl habe.“ Himmel, Jill, was ist bloß aus dir geworden?
    Jetzt zog ich meine eigenen Pistolen und richtete mich auf. Mit einem Seufzen presste ich die Luft durch die Zähne, wirbelte herum, ging zwei oder drei Schritte zurück, um Anlauf zu nehmen, und walzte dann los. Meine Beine brannten förmlich, während ich all die Sphärenenergie in Anspruch nahm, die ich durch die Narbe anzapfen konnte. Meine Stiefel krachten durch die Kühlerhaube des Autos und drückten sich von dem gewaltigen Motor darunter ab.
    Wind pfiff mir um die Ohren, als ich nach oben sauste, während die Schwerkraft für einen kurzen, siegreichen Moment außer Kraft gesetzt war.
    Dieses simple physikalische Gesetz zu brechen hat nur einen Nachteil: Wenn man erst mal eine so hohe Geschwindigkeit erreicht hat, ist die Landung, die folgt, viel härter, als man sich vorstellen kann.
    Aufprall!
    Ich donnerte in den Mann auf dem Dach und hörte menschliche Rippen wie junges Holz brechen, während das Gewehr durch die Luft flog. Im nächsten Moment kam ich hart mit den Füßen voran auf dem Dach auf, schlitterte darüber und spürte, wie meine Stiefel durch die Reibung ganz heiß wurden. Plötzlich verlor ich das Gleichgewicht, fiel auf den Hintern und hörte meine Zähne klappern. Der Mann hatte gerade noch Zeit, ein ersticktes Blubbern auszustoßen, da war ich schon wieder sicher auf den Beinen.
    Aus genau diesem Grund trage ich Hosen aus Leder. Wenn man nämlich mal schneller als geplant auf einem Dach aufprallt, gibt es weniger schlimme Abschürfungen. Von Jeans würden nur noch Fetzen übrig bleiben. Leder ist bestimmt nicht nur die erste Wahl der Modebewussten – obwohl mein Arsch darin zum Anbeißen aussieht, wie Saul mir immer wieder versichert.
    Ich packte mir den Mann. Er trug einen Nacht-Tarnanzug und hatte sich das Gesicht geschwärzt. Außerdem gab er einen Pfeiflaut von sich, der mir verriet, dass eine seiner gebrochenen Rippen in die Lunge eingedrungen war.
    Scheiße.
    „Wer hat euch geschickt?“ Ich lass dich im Krankenhaus wieder zusammenflicken, damit ich dir zur Strafe dafür, dass du auf meinen Straßen einfach so auf mich schießt, jeden einzelnen Knochen brechen kann. Du hättest Unschuldige töten können, du Arschloch! Meine Unschuldigen. „Wer? Sag schon, dann lass ich dich am Leben.“ Ich hielt ihn einhändig in die Höhe – an einer Art Gurt, in dem seine Waffen steckten. Der Kerl war bis an die Zähne bewaffnet. Sogar ein paar Granaten waren zu sehen. Genau das Richtige für einen Straßenkampf. „Verflucht noch mal, wer?“
    Hätte er genug Luft bekommen, hätte er aufgeschrien.
    Dann durchbrach etwas seine Brust und bespritzte mich mit Blut und Knochensplittern. Kreischend ging ich auf dem Boden in Deckung, hörte aber noch das Klicken einer Seilwinde und das dumpfe Aufprallen von Fleisch, als der tote Körper auf das Dach fiel. Was zum heiligen Bimbam war das denn?
    Stille. In der Feme dröhnten Sirenen, von der Straße unten drang Geschrei und Gewimmer. Gottverflucht. Was zur Hölle war das? Ich öffnete meine Sinne so weit wie möglich, konnte aber nichts fühlen.
    Der Mann im Tarnanzug lag zusammengesunken vor mir, und etwas ragte aus seinem Brustkorb. Ich sah es mir näher an.
    Es war ein Pfeil. Die Spitze war für höchste Beanspruchung gemacht, ein fieses Stück Kriegskunst. Auf einmal ergab das Geräusch, das ich für eine Seilwinde gehalten hatte, Sinn. Wahrscheinlich war es von einem Jagdbogen gekommen.
    Es kostete mich einige Mühe, den Pfeil aus dem Fleisch zu zerren. Ich verfolgte seine Flugbahn zurück, sowohl durch die Erinnerung an das Geräusch als auch durch meinen Instinkt. Das Ergebnis war ein Dach östlich von hier und höher gelegen – ein idealer Platz, um sich auf die Lauer zu legen. Inzwischen war der Schütze fort.
    Wer benutzte denn heutzutage noch Pfeil und Bogen? Dieser Fall wurde von

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