Schattenjagd

seine Finger in allem zu haben. Tatsächlich war es möglich, dass er keinen blassen Schimmer hatte. Langsam wurde ich wieder kräftiger. Glasscherben knarzten unter zerschlissenem Leder, als ich mich aufsetzte. Dann hievte ich mich hoch und bemühte mich, auf den Beinen zu bleiben. Die Sirenen kamen näher. „Gewissermaßen.“ Jetzt hatte ich wieder genug Puste. „Was machst du hier?“
    „Auf meine Investition achtgeben, Kiss. Ich habe mir viel Mühe mit dir gemacht, und bisher gedeihst du ganz prächtig.“ Der Anklang perverser Freude in seiner kühlen Stimme erinnerte mich an Maden, die sich durch aufgedunsenes Fleisch wühlten.
    Du kannst mich mal, Perry. Himmel, wenn ich dich doch nur auf der Stelle erschießen könnte. „Lass die Augenwischerei, Perikles.“
    „Das ist keine Augenwischerei, Kiss. Nur reine Fakten. Also was jetzt, bleibst du hier und wartest auf die Cops? Ich für meinen Teil hab heute Nacht noch andere Dinge zu erledigen. Du weißt schon, ein paar Besuche, ein paar Morde.“
    „Hau ab und fall jemand anderem auf die Nerven.“ Meine Rippen riefen mir erneut in Erinnerung, dass sie für derartigen Scheiß nicht gemacht waren, und ich musste abermals husten, was mit rasenden Schmerzen einherging. Die Narbe pulsierte schmatzend. Ein Gefühl der Lust kroch mir wie mit fiebrigen, schwitzenden Fingern über den Rücken, direkt gefolgt von tiefstem Ekel – als würde ein geschuppter Schwanz über deine Haut gleiten, während du süß träumend im Bett liegst.
    Er machte keine Anstalten zu gehen. „Wo steckt eigentlich deine Miezekatze? Hast du der Sodomie letztlich doch abgeschworen?“
    Herr im Himmel, ich wünschte, Saul wäre jetzt hier und in Perrys Kopf steckten ein oder zwei Kugeln. Das würde mir ein höllisches Vergnügen bereiten. „Lass es, Perry. Ich warne dich.“
    „Ich bin nur neugierig. Merkst du, wie geduldig ich bin? Wie eine brave kleine Höllenbrut.“ Er grinste. Dieses Lächeln habe ich erst ein oder zwei Mal an ihm gesehen, und jedes Mal lässt es mir das Blut in den Adern gefrieren. Er sieht dann immer so beschissen glücklich und interessiert aus, als würde er ein Kunstwerk begutachten – oder einen Knackarsch. Etwas, von dem er weiß, dass er es sich einfach nehmen kann – aber er genießt es, den Moment hinauszuzögern. In diesen Augenblicken wird sein langweiliges, nichtssagendes Gesicht zu einer wahren Maske des Grauens.
    Vor allem, wenn seine Augen leuchten.
    Endlich hatte ich das Gefühl, genug Sauerstoff zu bekommen. „Man hat mir eine Falle gestellt.“ Man hörte es mir nicht an, aber ich fühlte mich entgeistert.
    „Nein, meinst du wirklich?“ Er gab sich keine große Mühe, die Worte in zu viel Sarkasmus zu packen. Doch in seinen Augen war ein verschlagener Glanz, der mir nicht gefiel, auch wenn ich zu müde und geschunden war, um ihm viel Beachtung zu schenken.
    Abgesehen davon, liegt in Perrys Blick immer ein gewisser Glanz, der mir nicht gefällt. Ich verdrehte die Augen und sog noch mehr von dieser süßen Luft ein. „Was machst du wirklich hier?“
    „Habe ich doch schon gesagt, ich behüte meine Investition. Meinst du, du kriegst es fertig, ein paar Stunden lang nicht unter Beschuss oder zwischen irgendwelche Reißzähne zu geraten? Ich habe wichtige Geschäfte zu erledigen.“
    Ich schüttelte probehalber die Hand – funktionierte wie immer. Allmählich zog sich der Nebel zurück und stieg in langen weißen Schlieren von der Straße auf. „Danke, Perry. Und jetzt mach, dass du verflucht noch mal hier verschwindest.“
    „Ein freches Mundwerk hilft dir auch nicht weiter.“ Er schob das Kinn ein wenig vor und grinste. „Ich seh dich dann morgen Nacht.“
    Mein Herz donnerte, aber mein Körper war zu erschöpft, um Adrenalin auszuschütten. Trotzdem war die beißende Angst, die mir unter die Haut kroch, scharf wie ein nagelneues Messer und schwer zu verbergen. „Um Mitternacht.“ Ich atmete weiter tief heilenden Sauerstoff ein. „Ich habs nicht vergessen.“
    Da erschienen die ersten Streifenwagen am Tatort, und ich machte mich bereit. Als ich den Blick wieder auf die Stelle richtete, wo Perry eben noch gestanden hatte, war er fort.
    Ich hasse es, wenn er das tut. Dann schluckte ich, schmeckte Blut und Galle und schob mich von den verbogenen Eisenstangen fort. Monty wird ausflippen, dachte ich, während das Blaulicht näher kam. Das brennende Autowrack roch grässlich, und noch immer hing der Gestank der Kreatur in der Luft. Bah, ist