Schattenjagd
stiegen kleine Dampfwolken auf, und ich konnte meinen Atem in der Luft sehen, so frostig war es.
Ich lag einfach nur da, als Es brüllend auf mich zuhechtete.
Ich musste wieder aufstehen, konnte nicht. Es gibt Grenzen, selbst mit dem Mal kann ich nicht endlos viel ertragen. Oh Gott, oh Gott, es tut so weh …
Plötzlich ging die Nacht in Flammen auf, die wie irisierende Pfauenaugen aussahen. Ein Blitz traf das Ding in die Seite, prasselndes fluoreszierend blaues Höllenfeuer brannte mir in den Augen. Verfluchte Scheiße, Höllenfeuer im blauen Spektrum! Was ist jetzt los – kommt eine Höllenbrut, um mich persönlich abzutransportieren?
Jaulend flog das Ding durch die Luft. Es klang, als würden eiserne Nägel über die größte beschissene Tafel der Welt schrammen. Man hörte einen Zusammenstoß – Metall und Glas wurden zerknüllt wie Papier. Ich verschluckte mich an meinem eigenen Blut und versuchte, meinen Körper unter Kontrolle zu bekommen, kämpfte darum, mich auf die Seite zu wälzen und hochzustemmen. Der gefrorene Gehsteig verbrannte mir die Haut.
„Bleib liegen, Kiss.“ Die Stimme kannte ich. Ich kannte sie zu gut. „Gib deinem Körper die Zeit, sich zu heilen. Es dauert nur einen Augenblick.“
Was zum Teufel macht der hier?
Knurrend fletschte das Ding die Zähne. Ich rappelte mich hoch, während meine Rippen in ihre alte Position zurückschnappten und knirschend wieder zusammenwuchsen. Nur leider zu langsam. Viel zu langsam. Ich hustete, beugte mich vornüber und erbrach einen Schwall Blut und Lungenflüssigkeit, der aus Mund und Nase schoss und dampfend den eisbedeckten Asphalt besudelte.
„Du sollst dich nicht bewegen, Kismet!“ Jetzt klang er wütend.
Ich hob den Kopf.
In einem lässigen, eleganten grauen Anzug stand Perry vor mir, die Hände in den Hosentaschen. Die Straßenlaternen beschienen sein blondes Haar und verliehen ihm gerade so die Andeutung eines Heiligenscheins. Er legte den Kopf zur Seite, als lausche er, und beobachtete die Kreatur, die auf den Überresten eines Autos kauerte. Von seinem versengten Fell tropfte Höllenfeuer, das Glas und Metall schmelzen ließ. Ich öffnete den Mund, um zu schreien.
Plötzlich ging der Tank in Flammen auf. Feuer loderte empor, und das jaulende Gebrüll des Monsters wurde erstickt. Glas fing an, schrill zu pfeifen, und Metallsplitter flogen durch die Luft. Ich zuckte zusammen und hielt mir schützend meinen unverletzten linken Arm vor die Augen. Gellende Schmerzen gingen mir durch Mark und Bein.
Aufweichen, gepolsterten Pfoten und leise klirrenden Krallen zog sich das Ungetüm zurück, so schnell, dass das Geräusch kaum wahrnehmbar war. Trotzdem war der Klang einmalig und aus reiner Gewohnheit prägte ich ihn mir ein. Mit umgelegtem Armband wäre ich dazu nie in der Lage gewesen, doch nun lauschte ich, wie das Monster einige Meilen entfernt Richtung Süden verschwand. Ich hustete abermals, spuckte noch mehr Blut. Pochender, köstlicher Schmerz strömte aus meiner Narbe und den rechten Arm entlang, grub sich in gerissene Muskeln und gebrochene Knochen.
Dann versanken Perrys Finger in meinem linken Arm, und irrsinnige Hitze durchflutete mich. Glas und Metall ächzten, als sich die furchtbar taube Kälte wieder einstellte. „Dummkopf. Du kleiner Dummkopf. Sieh dir nur diesen Schlamassel an.“
Noch einmal hustete ich Blut, verschluckte mich, kippte vornüber und erbrach mich aufs Neue. Ich hatte ja keine Ahnung, dass so viel in mir steckt. Wie viele Liter sind das jetzt schon?
Ich hasse es, über solche Dinge nachzudenken. Andererseits komme ich für gewöhnlich nur dazu, wenn die Gefahr vorüber ist und ich noch immer atme, also geht es wohl in Ordnung.
Perry verstärkte seinen Griff, dann lehnte er mich gegen das geborstene Glas und verbogene Eisengitter. Ich hatte eine ordentliche Delle verursacht, war wohl ganz schön schnell, als ich dagegengerauscht bin. Inzwischen waren die Sirenen näher gekommen, und alles um mich herum knarzte, als die schreckliche, gefräßige Kälte allmählich nachließ.
Montaigne wird einen Anfall bekommen. Eine neue Welle Schmerzen schüttelte mich, und ich stöhnte leise.
Mein rechter Arm bestand nur noch aus Fleischfetzen, der Oberarmknochen war gebrochen. „Sieh dir das an“, wiederholte Perry und fand offenbar Gefallen an dem Thema. „Du bist so dämlich. Bescheuert. Du dummer, kleiner, bescheuerter, hirnverbrannter Trottel.“
Jetzt wummerte die Narbe fiebrig, und mit der Pein stieg auch
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