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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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überzeugt.
    „Also immerhin haben wir mehr als vorher. Und wenn Sauls kleines Fundstück von dem Täter stammt, können wir seine Fährte aufnehmen. Und das ist schon mal der erste Schritt, um ihn zu finden, was wiederum ein Schritt dahin ist, dem Biest den Arsch aufzureißen. Und das wird mir ein außergewöhnlich großes Vergnügen sein.“
    An meiner Seite wurde Saul unruhig, und ich musste kein Gedankenleser sein, um das zu deuten. Er dachte gerade daran, dass ich dem Ding schon einmal begegnet und dabei um ein Haar gestorben wäre. Also warum sollte es mich freuen, seine Spur zu verfolgen?
    So war’s aber nun mal. Entgegen aller Vernunft war ich froh. Denn wenn dieses Biest Fehler machte, wie zum Beispiel etwas am Tatort zurückzulassen, dann würde es unter Umständen noch mehr Fehler machen. Es sei denn, dies hier war eine Herausforderung, ein Du kannst uns mal, Kismet. Wir hatten dich schon fast, und am Ende werden wir dich kriegen.
    „Kennen wir den Todeszeitpunkt?“
    „Bei dem Zustand der Leiche schwer zu sagen. Aber sie ist nicht gefroren, obwohl sie auf dem Asphalt liegt. Und bei dieser Kälte heißt das, dass es noch nicht lange her sein kann.“ Carp klang so unglücklich, wie man nur klingen konnte, ohne sarkastisch zu wirken.
    „Außerdem ist das Blut noch nicht vollständig geronnen.“ Ich sah mich um. Es würde verdammt schwer sein, auf diesem Boden Reifenspuren zu finden, und wie haben sie den Transporter überhaupt hierherfahren können? Falls sie mit dem Kleinbus gekommen waren. „Stellt sich nur die Frage …“ Ich ging alle Fragen in meinem Kopf durch, von denen es für meinen Geschmack noch immer zu viele gab. Schließlich hielt ich mich an die nützlichste von allen. „Stellt sich nur die Frage, warum sie die Leichen ausgerechnet auf diesem Weg loswerden. Wozu soll das gut sein?“
    „Um uns das Leben schwer zu machen?“, grummelte Carp.
    „Nicht so schwer wie ihr.“ Rosie nickte in Richtung der Leiche, um die sich mittlerweile eine Traube von Gerichtsmedizinern geschart hatte.
    „Ich werde ein bisschen nachforschen“, sagte ich und stellte mich auf die Hacken, als Saul mich anrempelte. Er drängte sich mal wieder an mich. In der Kälte des frühen Morgens war seine Körperwärme tröstend. Es stimmte, die Leiche war noch nicht gefroren. Wer die Tote auch sein mochte, sie war noch nicht lange tot. „Piepst mich an, wenn noch jemand stirbt.“
    Nennt es von mir aus schwarzen Humor. Oder Galgenhumor. Aber wenn man erst mal lange genug auf Leichen gestarrt und mit der Polizei zu tun gehabt hat, geht es einfach nicht mehr ohne. Es ist wie ein Schutzschild gegen die finsteren Dinge, denen wir begegnen, gegen all das Abscheuliche, das jedem von uns zustoßen kann.
    Ich habe Glück. Ich sehe unmenschliche Bestien, die sich an der Menschheit vergreifen. Ich begegne den Missgeburten, die ihre Seele für Macht verkaufen, und solchen, die alles hergeben für die süße Verführung – die Eitergeschwüre auf dem Rosenblatt, die Plagen dieser Welt. Die Polizei ist so viel ärmer dran.
    Die Cops müssen mit ansehen, was menschliche Wesen sich gegenseitig antun, ganz ohne jede Hilfe der Hölle.
    Sauls Brust berührte meinen Rücken. Er war hinter mich getreten und stand nun entschlossen da, wie es Werwesen so tun. Der frische Knutschfleck an meinem Hals fing an zu pochen.
    „Wir rufen dich an, ganz bestimmt. Warum legst du dir nicht endlich mal ein gottverdammtes Handy zu?“, sagte Carp. Diesen Vorwurf bekam ich andauernd zu hören. Er zog die Schultern hoch und fischte ein Paar Latexhandschuhe aus seinen Jackentaschen.
    „Kann mir nicht leisten, mir immer wieder ein neues zu kaufen – so oft wie man mich verprügelt und ins Wasser wirft. Ganz abgesehen von den Malen, wo man mich unter Strom setzt, niedersticht, auf mich schießt …“
    „Schon gut, schon gut. Ich hab’s kapiert“, verdrehte Carp die Augen. „Sieh einfach zu, dass du dieses Monstrum möglichst schnell dingfest machst, Kiss. Rosies Laune wird von Stunde zu Stunde unerträglicher.“
    Rosie fand das gar nicht lustig. „Du kannst mich mal, Carper. – Ich für meinen Teil bin froh, dass es dir gut geht, Jill.“
    Bevor ich wegging, lehnte ich mich noch einmal an Saul und fühlte, wie seine Hand über meine streichelte. „Ich auch, Rosie. Danke.“
    Saul begleitete mich zum Impala, der außer Sichtweite in der Egerton Street geparkt war. Der Wer hielt sich so dicht an mich, dass man hätte denken können, man habe

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