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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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zu können -lag zusammengesackt in der Mitte. Klebriges Blut bedeckte Disteln und toten Löwenzahn. Die Rippen waren aufgebogen, die inneren Organe fehlten, die Augen hatte man aus dem Schädel gepflückt und lange Strähnen blutverkrusteten Haars bewegten sich sachte unter den zärtlichen Fingern des Windes.
    Drüben im Rettungswagen saß der Junge, der die Tote auf seinem Weg zur Schule gefunden hatte, als er eine Abkürzung über den Parkplatz nehmen wollte. Er gab einen leisen gequälten Laut von sich, heulte sich die Augen aus und wartete auf seine Mutter, die unterwegs war, um ihn abzuholen. So bald würde er keine Abkürzung mehr nehmen.
    „Herr im Himmel.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust. Inzwischen hatte ich das Blut vom Mantel wischen können, aber er hing noch immer in Fetzen und zeigte deutlich, wo das Vieh nach mir gegrapscht hatte. Den rechten Ärmel hatte ich sogar flicken müssen, bevor ich ihn anziehen konnte, und ich trug mein zweitbestes Paar Schuhe. „Alles, was mir das bringt, sind noch mehr Fragen.“
    „Ein schwarzer Kleintransporter ohne Nummernschild. Eine Rothaarige, die Französisch spricht, und etwas, das riecht wie – wie war das noch mal?“ Carp klang nach Galgenhumor.
    „Ein nasser Hund, der sich in einem Puff die Seele aus dem Leib kotzt“, zitierte ich und hatte mir schon gedacht, dass er das witzig finden würde. Carps Lachen klang so scharf und schroff wie Glassplitter.
    Saul umkreiste die Leiche, während er genau achtgab, wohin er trat. Die Sonne fiel auf sein schwarzrotes Haar und die eingeflochtenen Silberamulette, strich ihm liebevoll über den Mantel und betonte die gesunde Farbe seiner dunklen Haut. Ein gut aussehender Mann. Ein äußerst gut aussehender Mann.
    Plötzlich blieb Saul stehen, bückte sich langsam und starrte auf den Boden. Dann griff er vorsichtig nach etwas und hob es auf.
    Ich hielt den Atem an.
    Er ging weiter seine Runde, untersuchte den aufgerissenen Grund und die erfrorenen Gräser.
    „Anscheinend hat unser Winnetou was gefunden“, kommentierte Rosie und trat an meine Seite. „Wie geht’s dir, Jill? Hab gehört, du hast letzte Nacht einigen Schaden angerichtet.“
    „Das war nicht meine Schuld. Sind die vom FBI auch gut zu dir?“
    Sie zuckte mit den Schultern, ihre Augen waren hinter einer verspiegelten Sonnenbrille versteckt. Heute trug sie eine Kapuzenjacke der Santa-Luz-Wheelwrights, einen schwarzen Ledermantel, Jeans und schwarze Nikes. Damit sah sie aus wie ein frischgebackener Student, vor allem mit der Sonnenbrille. „Rujillo ist ganz in Ordnung. Nicht wie dieses Arschloch Astin.“
    Ich zuckte zusammen. Astin war ein guter Agent gewesen, aber ein unnachgiebiger. Er war der Meinung, dass die Polizisten der Stadt allesamt unfähig oder schlecht geführt waren. Seine Versetzung war eine große Erleichterung gewesen. „Stimmt, er ist anders. Ein wenig entspannter.“
    „Geht’s dir gut?“, fragte sie verdächtig nebensächlich.
    Also hast du schon davon gehört, dass ich blutüberströmt war. Rosie, ich hatte ja keine Ahnung, dass du dir Sorgen um mich machst. Dieser abfällige Gedanke war undankbar von mir. Natürlich machte sie sich Sorgen. Eine Polizistin, der ich egal bin, wäre nicht von oben bis unten bandagiert in meine Lagerhalle gehumpelt, um sich bei mir zu entschuldigen. „Ich hab ein paar Prügel eingesteckt, aber es ist alles okay.“
    „Weißt du schon, was hier gespielt wird?“, mischte sich Carp ein.
    „Noch nicht, Carp. Solche Angelegenheiten darf man nicht vorschnell angehen.“ Allmählich verliere ich eindeutig die Geduld. Fahles Wintersonnenlicht liebkoste meine Schultern, der Wind hatte sich gedreht und kam nun von den entfernten Bergen. Es würde Frost geben. Wenn man in der Wüste lebte, waren die Winter grässlich kalt, vor allem weil die Winde vom Fluss und den Bergen sich genau hier bekriegten.
    „Schade. Die Presse sitzt uns im Nacken. Und jede Menge Bekloppter kriechen hinter ihren Öfen hervor.“
    Das war mir bekannt, ich hatte die Schlagzeilen gesehen. Serienkiller terrorisiert Bordsteinschwalben! war noch die freundlichste. Selbst die Blätter, die noch am respektabelsten waren, scheuten nicht die Vergleiche mit Jack the Ripper. Und die abendlichen Fernsehnachrichten waren in Aufruhr. „Irgendwas extrem Abartiges dabei oder nur die normalen Spinner?“
    „Nur das Übliche. Mit Crystal vollgedröhnte Psychos. Nachahmungstäter. Irre.“ Carp stieß einen Seufzer aus. „Langsam aber

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