Schattenjagd
den Kürzeren ziehst.“
Er hob sein Glas. „Oder ich könnte zwei Söldner losschicken, um deine kleine Miezekatze ins Jenseits zu befördern. Das würde mir sogar großen Spaß machen.“
Meine Finger verkrampften sich. Plötzlich fiel es mir schwer zu reden, weil mir ein Klumpen aus dreckigem Eis in der Kehle zu stecken schien. „Saul hältst du da raus.“
Das konnte ihn nicht beeindrucken. „Ich erlaube dir deine bedauernswerte Vorliebe für Sodomie. Und du wirst mir die Ehre erweisen, deinen Teil unseres Geschäfts zu erfüllen.“
Du dreckiges Arschloch. „Sodomie wäre es, einen Dämon zu vögeln. Du bist kein Mensch.“
„Kannst du dich denn noch Mensch nennen, nach all dem, was du getan hast? Ganz zu schweigen von den Züchtigungen, die du einem gewissen geduldigen, ausdauernden Höllenbewohner hast zuteil werden lassen, der dir immer nur geholfen hat. Oder denk nur an die zahllosen Seelen, die du so erbarmungslos in die Hölle befördert hast.“
Ich flüchtete mich in Sarkasmus. „Ich liebe meine Arbeit.“
„Tust du eben nicht, Kiss. Jemandem Schmerz zuzufügen ist dir zuwider. Es gefallt dir nicht, zu töten. Du hast keine Freude daran, zu …“
„Ich hab damit kein Problem“, unterbrach ich ihn. Das Einzige, was mir an meinem Job nicht gefällt, ist das hier. Du und der Anblick unschuldiger Opfer.
„Sie alle waren schwanger, Kismet.“
Mir verschlug es den Atem. „Was?“ Auf einmal klang ich wie eine Zehnjährige, und dabei so hauchig wie Marilyn Monroe.
Er blinzelte, und plötzlich waren beide blauen Augen viel dunkler als sonst. Beinahe schwarz, durchzogen von indigoblauen Schlieren. Und weiter hinten schimmerte in jedem ein Licht, wie eine Andeutung von Unendlichkeit. „Hier geht es um weit mehr, als du dir vorstellen kannst. Und ich warne dich, meine liebste kleine Hure der Finsternis, sieh dich vor. In dieser Angelegenheit kann selbst ich dich nur bis zu einem gewissen Grad beschützen.“
Heiliger Bimbam. Verfluchte Scheiße. Ich sprang auf die Füße und ließ das Glas fallen, dessen Inhalt sich auf den makellosen Teppich ergoss. „Soll das etwa heißen, was ich glaube, das es heißt?“
„Ich sage nur, dass ich dich möglicherweise nicht unbegrenzt beschützen kann.“ Behutsam hob er sein Getränk. Er sah wesentlich perfekter aus, als ich es gewohnt war. Seine Wangenknochen schienen ein wenig höher, die Augen waren immer noch voller Indigo, das sich durch das Weiß zog. Beinahe … na ja, wenn er nicht die Augen des Exorzisten gehabt hätte, hätte man ihn beinahe gut aussehend nennen können. „Obwohl ich deutlich gemacht habe, und das eindringlich, dass du mir gehörst, gelten in diesem Fall … gewisse mildernde Umstände.“
Für dich? Wenn du das im Ernst glaubst, denkst du besser noch mal nach, Perikles. Aber hier ging es um Wichtigeres. „Mildernde Umstände? Was soll das heißen – weißt du etwa, was hier vorgeht? Steckst du selbst mit drin?“ Ich wiederholte mich. Herrgott noch mal. Ich war schon mit so vielen Dämonen fertig geworden. Warum machte ausgerechnet dieser hier so viele Schwierigkeiten?
Völlig ungerührt trank er erneut. Und dann, meine lieben Zuhörer und Freunde, verwandelte er sich vor meinen Augen. Er war noch immer Perry, aber viel attraktiver mit feineren Gesichtszügen, volleren Lippen, selbst seine Augenbrauen nahmen eine elegantere Form an. War die übliche Durchschnittlichkeit nur Fassade, oder gaukelte er mir nun etwas vor? „Ich habe noch eine Stunde und vierzig Minuten bei dir gut, Kismet. Ich schlage vor, du zügelst deine Ungeduld.“
Eine Stunde und vierzig Minuten. Meine Hand legte sich um – nein, nicht um den Griff einer Pistole. Diesmal entschied ich mich für ein Messer. Wollte er mich dazu bringen, dass ich ihn vor Wut angriff? Ich kann ihn verletzen, aber ich kann ihn nicht zwingen, mir die Wahrheit zu sagen.
Nicht, nachdem ich gerade klargemacht hatte, wie sehr mich diese Angelegenheit beschäftigte.
Das rauchige Aroma von verschüttetem Brandy erfüllte die Luft. Ich nahm die Hand vom Messer und spürte, wie meine Narbe sich zusammenzog und heiß wurde, wie ein entzündetes Eitergeschwür, das sich wölbte und dehnte, kurz bevor es aufplatzte. Perrys Lippen wurden sogar noch praller und bogen sich zu einer Farce von einem Lächeln. Seine Augen verloren ihre Eindringlichkeit, waren voll tanzender Funken von undurchdringlicher Schwärze.
Sein Gesicht vollendete die Verwandlung von durchschnittlich zu
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