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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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das Silber und der Stahl meiner eigenen Schmuckstücke wendeten sich gegen mich, während ich so mit offengelegter Narbe im Büro der Höllenbrut saß.
    Perrys Lächeln war verschwunden. Stattdessen studierte er mich das erste Mal seit unserem allerersten Treffen mit ernstem Interesse. Zum Glück saß ich bereits, denn meine Knie wurden weich.
    Und ich fing an zu schwitzen.
    Er schwenkte kurz sein Glas, ließ mich jedoch nicht aus den Augen. „Oh, ich bin daran gewöhnt. Ich tröste mich selbst mit dem Gedanken, dass du mich letztendlich doch anflehen wirst. Es ist nur eine Frage der Zeit.“

Ich entschied mich, in die Offensive zu gehen. Gegen das riesige Fenster hinter dem Bett flackerten die Lichter eines Stroboskops und besprenkelten den weißen Überzug mit Rot und Grün. Die summenden Fernsehmonitore verbreiteten derweilen einen blauen Schimmer. Einer zeigte unscharfe Aufnahmen eines Aufstands in einem Gefängnis. Auf einem anderen waren Flugzeuge zu sehen, aus deren silberglänzenden Bäuchen Bomben auf einen dichten grünen Dschungel fielen. Flüssiges orangefarbenes Feuer ergoss sich über das Dickicht. „Was bist du, Perry?“
    „Nur eine schlichte Ausgeburt der Hölle. Dein untertänigster Diener, Kiss.“ Er lächelte, ein schmaler Bogen noch schmalerer Lippen. Seine Zunge schnellte hervor, war ganz kurz zu sehen, schockierend rot und feucht. Ohne das Armband konnte ich beinahe die übereinanderliegenden Schuppen daraufsehen.
    Mir drängt sich der Gedanke auf, dass du gar nicht so schlicht bist. Immerhin hast du Höllenfeuer des blauen Spektrums zustande gebracht. Am Ende bist du vielleicht ein vollentwickelter Talyn statt eines Arkeus? Nein, das kann nicht sein, du hast einen Körper. Du bist äußerst real, das weiß ich nur zu gut. „Ich denke, das weiß ich besser. Das Dienen liegt dir nicht, Perry. Dir gefallt es, alle Fäden in der Hand zu halten. Auch meine.“
    „Sieh mal einer an.“ Sein Lächeln wurde breiter. Er nahm einen kleinen Schluck von seinem Brandy und atmete mit einem selbstzufriedenen Grinsen aus. Seine halb geschlossenen Augen glühten wie helle blaue Gasflammen. „Ich habe dir doch gesagt, dass du mir gut geraten bist.“
    Na schön, du Drecksack. „Heute habe ich Melisande Belisa getroffen.“ Ich atmete tief und leise ein. „Sie lässt dich grüßen.“
    Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Aber wenn ich Perry mit den Neuigkeiten über die Sorrow, die auf einmal in der Stadt waren, ablenken konnte, würde ich vielleicht ein paar Minuten Zeit schinden können. Zeit, während der er nicht in meinem Kopf herumpfuschte.
    Er blinzelte, aber er schluckte den Köder nicht. „Es scheint mir höchst unwahrscheinlich, dass sie mich erwähnt hat. Aber früher oder später haben sich eure Wege wieder treffen müssen.“
    Mein Mund war trocken. Zu gerne hätte ich den Brandy hinuntergestürzt, aber ich riss mich zusammen. Schweiß rann mir über das Rückgrat wie ein kühler kitzelnder Finger. „Du wusstest, dass sie in der Stadt ist. Deshalb bist du mir auch gefolgt und hast ein Auge auf deine Investition gehabt.“
    Ich erntete ein vielsagendes Schulterzucken, das mir absolut nichts verriet. „Du schießt ins Blaue.“
    Tu ich das nicht immer, wenn es dich betrifft? „Was weißt du über tote Teenie-Nutten und ein Ding, das Patronen noch nicht einmal kitzeln und gegen das selbst Höllenfeuer nichts ausrichtet?“ Obwohl ich mir bei dem Höllenfeuer nicht sicher bin, denn ich hab ja nichts sehen können. Interessiert hätte es mich schon.
    „Lass uns heute Nacht nicht über die Arbeit reden“, sagte er in weit kühlerem Tonfall. Der Punkt ging an mich.
    Er weiß was. Mit einem Mal verlangsamte sich mein Herzschlag. „Deine Hilfe bei meinen Fällen ist Teil der Abmachung, Perry.“
    „Und dein Teil der Abmachung ist es, Zeit mit mir zu verbringen, auf jede Art, die mir gefällt. Was du, nebenbei bemerkt, nicht einhältst.“ Diese zärtliche Erinnerung schnürte mir die Kehle zu.
    Jetzt verlor ich die Beherrschung. „Worum geht’s diesmal, Perry? Soll ich dich auspeitschen, bis du blutest? Oder dich

so lange schneiden, bis du das Gefühl hast, wirklich echt zu sein? Oder – hey, wie wär’s denn damit: Vielleicht sollte ich dich einfach nur zusammenschlagen. Diesmal könnten wir zur Abwechslung mal ’ne große Show daraus machen und Tickets verkaufen. Bestimmt würden deine beschissenen Höllenbrut-Freunde da unten nur zu gerne dabei zusehen, wie du zur Abwechslung

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