Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
schneidend schön, die Konturen und Proportionen waren makellos, auf eine bestimmte Weise falsch, aber dennoch … anziehend. Auf diese elegante Art der Hölle – die Art von Schönheit, die sich in den Apfel bohrte, um ihn von innen heraus aufzufressen; um die Frucht wie vor Schwindsucht erröten zu lassen, bevor sie anfing, Blut zu husten.
    Ich ließ mich in den Sessel fallen und starrte ihn an. Eine Stunde und vierzig Minuten. Gott steh mir bei. „Wenn du überhaupt irgendwas von mir haben willst, dann machst du jetzt besser den Mund auf, Perikles.“ Noch im gleichen Moment, da die Worte über meine Lippen kamen, wusste ich, dass ich einen Fehler gemacht hatte.
    „Ich könnte die ganze Nacht damit verbringen, dir schöne Dinge zu erzählen. Ich könnte zum Beispiel damit anfangen, die Vorzüge deines Mundes zu besingen, und mich dann deinen Augen widmen, die betörend sind in ihrer ungleichen Herrlichkeit. Möglicherweise sollte ich aus der Bibel zitieren. Angeblich steckt sie voll wunderbarer Poesie, wenn man all die Vergewaltigungen, Plünderungen, das Brandschatzen und Morden übersieht.“ Das Lächeln auf seinen Lippen hatte rein gar nichts Menschliches an sich. „Andererseits würde dir vielleicht gerade das gefallen, Jägerin.“
    Ich schlug die Beine übereinander, schloss die Augen und beruhigte meine Atmung. Er wartete eine Weile, aber als ich nicht reagierte, schien er ungeduldig zu werden. Ich hörte, wie er sich bewegte.
    Meine Atmung wurde tiefer, immer tiefer. Ich entspannte mich, einen Muskel nach dem anderen. Das ist eins der wunderbaren Dinge am Jägerdasein: Man nimmt sich den Schlaf, wo man ihn kriegen kann, denn wenn man nicht lernt, auch in gefährlichen Situationen loszulassen, hält man nicht lange durch.
    Perry empfand diese Fähigkeit allerdings weniger als einen Segen. „So leicht entkommst du mir nicht. Deine Zeit gehört mir.“
    Mag sein. Aber ich werde diese Zeit damit verbringen, Schlaf vorzutäuschen. Ich machte es mir in dem Stuhl gemütlicher und lockerte alle Glieder. Saul. Der Knutschfleck auf meinem Hals brannte, doch dieses Feuer war anders als das auf meinem Handgelenk. Reiner.
    Ich gehe nirgendwohin, Kätzchen, hörte ich Sauls raue Stimme im Inneren meines Kopfes, spürte seine struppigen Haare unter meinen Fingern. Ob er gerade ins Barrio fuhr, mein Auto an irgendeinem grässlichen Ort parkte und sich auf den Weg in eine Bar oder eine kleine Spelunke machte, um etwas über das Stückchen verknotetes Leder mit der Pfeilspitze daran herauszufinden?
    Nun war ich ganz gelassen. Perry würde mich nicht umbringen, und selbst wenn ich nicht wirklich einschlafen konnte, war es einen Versuch wert, so zu tun, als ob. Das war mal was Neues, vielleicht würde es klappen.
    Dann berührte er mich.
    Streichelte meine Wange, meine warme Haut. Er fuhr den Schwung meiner Wangenknochen nach, dann glitten seine Fingerspitzen über meine Lippen, mein Kinn und meinen Hals entlang.
    Himmel, aufhören! Sofort aufhören. Bitte, mach, dass er aufhört! Mit aller Kraft bemühte ich mich darum, nicht die Kontrolle über Herzschlag, Atmung, einfach alles zu verlieren. Mein Körper verkrampfte sich, während die Narbe, dieser verräterische Außenposten meines eigenen Fleisches, weich wurde.
    Nie zuvor hatte Perry das getan.
    Dann berührte etwas anderes, Zarteres meine Lippen. Da war kein Fäulnisgeruch, aber der unmenschliche Atem war dennoch zu heiß und zu dampfig. Kleine Tropfen setzten sich prickelnd auf meinen Mundwinkeln ab.
    Er trank meinen Atem, und die Narbe explodierte förmlich, peitschte mir flüssiges Feuer durch alle Adern. Ich hörte mich selbst schwach aufschreien, als ich aus dem Stuhl und zu Boden fiel. Die reißende Flut an Sinneseindrücken ebbte ab.
    Dafür schob sich mein Becken mit einem Ruck nach oben, und meine Absätze bohrten sich in den Teppich, während die Narbe immer weiter brannte. Nein, nicht schon wieder, nicht noch einmal, bitte …
    „Das hier könnte so viel leichter sein“, flüsterte er an meiner feuchten Wange. Kauerte er über mir? Ein Geräusch wie von flatternden Federn erfüllte den Raum.
    Mir rannen die Tränen über das Gesicht, während das Mal pochte. Oh, Jesus. Herr, steh mir bei. Noch immer eine Hure. Einmal verdammt, immer verdammt.
    Das Flüstern hielt an, und die Narbe pumpte eine neuerliche Woge der Lust wie ätzende Säure durch mein Nervensystem. „Du musst einfach nur nachgeben. Ich bin nicht nachtragend. Ich kann dich in Seide

Weitere Kostenlose Bücher