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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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sein.
    Die Echos des Schusses wurden von der Musik geschluckt. Keiner bewegte sich. Die Leiche des Dämons fiel wie ein Klumpen zu Boden und die klebrigen Überreste des Kopfes trieften auf den Laminatboden, mitten im Herzen des Monde Nuit.
    Verfluchte Scheiße.
    Ich wusste nicht, wer der Dämon war oder welches Problem er mit mir gehabt hatte – zur Hölle, ich war offensichtlich eine Jägerin, und es war gut möglich, dass er wegen irgendwas gesucht wurde. Aber trotzdem. Wenn Perry hatte klarmachen wollen, aus welchem Grund ich hier war, hätte er es kaum deutlicher ausdrücken können, auch nicht mit einem riesigen blinkenden Neonschild. Ich war geschäftlich hier und stand unter seinem Schutz.
    Mit anderen Worten: Perry hatte das getan, was Höllenbrütler nun mal so tun, während Werwesen zum Beispiel große, dicke Knutschflecke hinterlassen. Als ob irgendeiner der Anwesenden noch nicht Bescheid gewusst hätte.
    Abgesehen von dem toten Dämon im flaschengrünen Samtanzug.
    Perry deutete zur Tür und ließ mich los. Ich schluckte und schritt dann entschlossen darauf zu. Mein Rücken kribbelte vor Anspannung. Er ist hinter mir. Hinter mir. Guter Gott, ich hab ihn im Rücken.
    Die Tür schwang auf und blaues Licht fiel hindurch. Ich trat hinter die Purpurkordel und betrachtete die Treppe, die nach oben führte. Eis schien mich einzuhüllen.
    Himmel. Ich wünschte, Saul wäre hier.
    Nein, nein, stimmt nicht. Ich bin froh, dass er nicht mal in der Nähe ist. Denn dann ist er wenigstens sicher.
    Hinter mir erfüllten Perrys tonlose Schritte die Luft, während die Eisentür wieder ins Schloss fiel. „Heute sind wir wohl ein bisschen empfindlich, was, liebe Kiss?“ Er klang gelassen, mitfühlend, ruhig. „Ich frage mich, warum.“
    Lasst die Spiele beginnen! Ich schluckte. „In letzter Zeit versuchen ’ne Menge Leute, mich um die Ecke zu bringen.“
    „Nicht in meinem Haus.“ Ausnahmsweise klang er nicht amüsiert.
    „Man weiß eben nie, wann ein Höllenfreak auf dumme Gedanken kommt.“ Ich ging absichtlich langsam. Was ich jetzt an Zeit totschlug, konnte ich von den zwei Stunden abziehen. Jede Sekunde, die ich mich im Monde aufhielt, zählte.
    Lieber Gott, hilf mir, das durchzustehen.
    „Nein, das weiß man nie.“ Dieser sanfte, nachdenkliche Tonfall war neu, und sofort bekam ich eine Gänsehaut. Zum Glück hatte ich meinen Mantel an. „Willst du wissen, was ich mir für heute Nacht überlegt habe?“
    „Lieber nicht. Es kann nur was Unangenehmes sein.“ Nun war ich am oberen Ende der Treppe angekommen und drückte die Holztür dahinter auf. Die Scharniere quietschten – ich vermutete, dass Perry sie ganz bewusst nicht ölen ließ.
    „Wenn du dich nur ein wenig entspannen würdest, dann hättest du sogar deinen Spaß daran.“ Ein leises Lachen ertönte, das Stein und Bein gefrieren ließ. „Aber heute wirst du dich einfach nur zu mir setzen und mit mir trinken.“
    Nicht gut. „Was gibt es denn zu trinken?“
    „Was immer du möchtest. Und du wirst mir deine ganze Aufmerksamkeit schenken, Kiss. So lange schon habe ich das vermisst.“
    Nicht lange genug. Ich betrat das Zimmer und sank in den weißen Plüschteppich.
    Es war ein großer Raum, schwach hörte man von unten Musik durch den Boden wummern. Am anderen Ende stand hinter einer kugelsicheren, getönten Glasscheibe das Bett -makellos, blütenweiß und überhäuft mit Kissen. Die Bar zu meiner Linken bestand aus blankem Chrom und Spiegeln. Kunstvolle Spots beleuchteten den Brueghel an der Wand neben den Monitoren, die verschiedene Innenansichten des Monde und mehrere über Satelliten eingespielte Nachrichtenprogramme zeigten. Sämtliche Wände waren weiß gestrichen, und die Luft war dick vom Geruch nach Höllenbrut.
    Auf dem ausladenden weißen Teppich standen zwei Stühle: Lehnsessel aus weißem Leder. Womit ich nun die Wahl hatte: Wollte ich mit dem Rücken zur Tür sitzen, damit ich so tun konnte, als würde ich die Programme über Tod, Zerstörung und tanzende Höllenbrut schauen? Oder bevorzugte ich es, mich vor die kugelsichere Glasscheibe zu setzen, womit ich mein Augenmerk auf nichts anderes als Perry richten konnte?
    Das Leben steckt voll schwerer Entscheidungen.
    „Setz dich und nimm es ab. Was kann ich dir anbieten?“ Er schlenderte zur Bar hinüber, und ich musste abermals schlucken. Er war eindeutig zu höflich.
    Ob ich es mal mit einer neuen Strategie versuche? Soll er doch mal alle Entscheidungen treffen. Einen Versuch war es

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