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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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wert. „Wo soll ich sitzen?“
    „Wo immer du möchtest, liebe Kiss. Aber leg endlich dieses bescheuerte Armband ab. Ich lausche so gern deinem Herzschlag.“
    Ich löste die Lederriemen und nahm es langsam ab. Dann steckte ich es in die Tasche. Luft streifte meine Haut. Verzückt zog sich die Narbe fester zusammen, und ich kämpfte gegen aufwallende Panik an. Was würde er wohl diesmal von mir verlangen? Würde er die Peitsche wollen oder doch lieber die Flechets?
    Und würde ich es genießen können? Er liebte den Schmerz. Und manchmal, Gott steh mir bei, genoss ich es, ihn bluten zu lassen.
    Falls es für Jäger so etwas wie ein finsteres Tal gab, dann war es dies hier. Man kann nicht lange mit all der Gewalt, dem Blut und den Schreien leben, ohne auf den Geschmack von Rache zu kommen. Jedes Mal, wenn ich Perry bluten ließ, fühlte es sich verdächtig nach Genugtuung an. Ein gutes Gefühl.
    „Setz dich“, hauchte er mir ins Ohr, sein heißer und zu feuchter Atem strich über meine Haut und bildete kleine Kondenstropfen. Ich zuckte heftig zusammen, wirbelte von ihm weg und legte die Hand auf meine rechte Pistole. Nur mit großer Anstrengung gelang es mir, die Finger wieder zu lösen, als Perry den Kopf schräg legte. Licht spielte auf seinem Blondschopf. Er hielt zwei Cognacgläser in der Hand, in jedem ein Fingerbreit schimmernder Flüssigkeit. „Jetzt komm schon, Kiss. Diese Spielchen sind heute Nacht nicht angebracht. Entspann dich endlich, wir könnten so gute Freunde sein.“
    „Du bist kein Freund.“ Meine Hände ballten sich zu Fäusten. „Du bist eine Höllenbrut. Eine Ausgeburt der Hölle. Nur einen Schritt von einem gottverfluchten Arkeus entfernt, das ist alles. Nur eine andere Art von Ungeziefer.“
    Er zuckte mit den Schultern und hielt mir dann eins der Gläser hin. „Und trotzdem kommst du immer wieder.“
    „Wir haben eine Abmachung. Eine, die mir erlaubt, eine bessere Jägerin zu sein.“ Ich vermied es, seine Finger zu berühren, als ich das Getränk entgegennahm. Der silberne Ring an meiner Linken spuckte einen einzelnen weißen Funken, und der geschliffene Rubin an meinem Hals flammte einmal auf und verströmte tröstende reine Hitze – beides Reaktionen auf Perrys Nähe.
    Wie üblich schien es ihn nicht zu stören. „Michail hat dich vor mir gewarnt“, stellte er fest.
    Er wies auf die Stühle. „Setz dich.“ Verblüffenderweise entschied er sich für den Sessel vor der Glaswand, machte es sich gemütlich und hielt sich das Glas unter die Nase. Mit halb geschlossenen Augen atmete er tief ein.
    Er schnurrte beinahe vor Vergnügen und sah unglaublich selbstzufrieden aus.
    Warum zum Teufel redet auf einmal jeder über Michail? Der Ring an meiner linken Hand wurde warm, und meine Brust zog sich zusammen. „Allerdings“, bestätigte ich.
    „Was hat er denn gesagt?“
    Mit aller Macht verdrängte ich die Erinnerung und machte mich bereit, ihm eine Lüge aufzutischen. Er hat mir erzählt, dass du deine eigenen Pläne mit mir hast und dass ich das nie vergessen solle. Und dass eine Frau in solchen Situationen immer im Vorteil ist. Ich habe ihm geglaubt. Ich habe ihm immer geglaubt. „Dass du mir nichts bieten kannst, was es wert wäre, den letztendlichen Preis dafür zu zahlen.“ Behutsam setzte ich mich in den anderen Stuhl. Mein Herzschlag war ganz leise. Und ich glaube ihm noch immer.
    „Aber du hast nicht auf ihn gehört.“
    „Ich habe einen Nutzen-Kosten-Vergleich angestellt.“ Immerhin bin ich noch immer am Leben, oder etwa nicht? Und spiele noch immer Backe, backe Kuchen mit dir. Noch bin ich dir um Haaresbreite überlegen, würde ich meinen.
    Und wie breit das Haar genau ist, darüber wollen wir nicht näher nachdenken.
    „Genau wie ein Trader“, bemerkte er amüsiert. Das Spiel dieser Nacht war noch jung, er konnte es sich leisten.
    „Ich bin kein Trader. Ich bin Jägerin. Und eines Tages, Perikles …“
    „Erspar mir das.“ Seine blauen Augen verdunkelten sich grüblerisch. Allmählich fühlte ich mich äußerst unwohl. Das war kein Besuch, wie ich ihn kannte. Normalerweise hätte er längst von mir verlangt, ihm die Handschellen anzulegen und ihn auf die Streckbank zu schnallen. „Ich stelle fest, dass es mir immer weniger Vergnügen bereitet, wenn du mich bedrohst, Kiss.“
    „Gewöhn dich dran.“ Silber brannte auf meinem Hals. Es war die Kette, an der mein Rubin hing, genauso wie mein Ring, der meinen Arm hinaufloderte. Auch meine Ohrringe wurden warm,

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