Schattenjahre (German Edition)
ihres Körpers gewaschen, unter der eisigen Kälte des Wassers gestöhnt und bedauert, dass sie nur Karbolseife besaß, die kein bisschen duftete.
Das Wetter war schlechter geworden. Wolken kündigten Regenfälle an, ein kühler Wind wehte. An diesem Tag trug sie ihre eigenen, von Lady Jeveson geerbten Sachen. Die mochten ihr nicht so schmeicheln wie Rosies Blumenkleid. Aber sie fühlte sich wohler darin, auch wenn sie Kit womöglich nicht gefielen. Auf den voluminösen, hässlichen BH hatte sie allerdings verzichtet. Das bereitete ihr Gewissensbisse. Beim Anziehen hatte sie über die Schulter gespäht, als erwartete sie, Tante Vi würde hinter ihr auftauchen, um den unmoralischen Entschluss zu tadeln.
Ein kleiner blauer Fleck an der linken Brust markierte die Stelle, wo Kit sie gebissen hatte, und die Knospen schmerzten immer noch ein wenig. Aber letzte Nacht, allein in ihrem kalten schmalen Bett, hatte sie sich an die späteren, sanfteren Liebkosungen erinnert, an Kits Hände und Lippen auf ihren Brüsten, und mit derselben Intensität jenes erregende Prickeln verspürt.
Heute würde alles gut gehen, daran zweifelte sie nicht. Sie wollte Kit beweisen, wie sehr sie ihn liebte. Heute – sie holte tief Luft –, heute würde sie alles tun, was immer er auch verlangen mochte, und ihm zeigen, wie ernst sie ihre Liebeserklärung meinte.
Trotzdem fühlte sie sich nervös, verletzlich und unbehaglich. Sie hielt den Atem an, als sie Schritte hörte, die auf den Teich zukamen. Wenn es nicht Kit war, sondern jemand anderer, ein Fremder, der unwissentlich die kostbaren Stunden verderben würde? Aber dann sah sie durch die zerbrochene Fensterscheibe Kits hochgewachsene, schlanke Gestalt. Er trug seine Uniform – ein Anblick, der Stolz und gleichzeitig Angst vor den Kriegsgefahren in Lizzie weckte.
Nur zu gut wusste Kit, wie imposant er in seiner Uniform wirkte – die Verkörperung aller Qualitäten, die ein Luftwaffenpilot besitzen sollte. Auf der Schwelle blieb er stehen. Triumphierend las er Angst und Bewunderung in Lizzies Augen. „Komm her“, befahl er leise.
Sie gehorchte unsicher, ließ sich umarmen und hob das Gesicht zu ihm empor, um einen Kusszu erbitten, die Vergebung ihrer am Vortag begangenen Fehler.
„So ist es besser“, lobte er und betrachtete genüsslich ihren zitternden Mund. „Viel besser.“ Während er seine Zunge zwischen ihre Lippen schob, drückte er sie fester an sich und ließ sie seine Erregung spüren. Seine Hände glitten rasch über ihre Hüften, drängend bewegte er seine eigenen, um Lizzies unschuldigem Fleisch die Botschaft seiner sexuellen Bedürfnisse mitzuteilen. Sobald er ihre Brust umfasste, merkte er, dass sie unter dem Pullover nackt war, und nickte anerkennend. „Braves Mädchen.“ Heiser flüsterte er in ihr Ohr: „Ich muss dich belohnen, weil du so rücksichtsvoll bist. Was möchtest du, Süße? Was soll ich tun?“
Sie hörte, wie belegt seine Stimme klang, und diese Erkenntnis sandte Warnsignale durch ihren Körper. Eher ängstlich als lustvoll wand sie sich in seinen Armen. Aber Kit war nicht bereit, Geduld zu üben. Letzte Nacht hatte er zu lange wach gelegen, unbefriedigt und voller Zorn, und deshalb wollte er an diesem Vormittag keine Zeit vergeuden. Er begehrte Lizzie, und er würde sie besitzen.
Sie bekämpfte ihre Furcht und erinnerte sich an die Erregung, die sie noch vor wenigen Stunden im Bett empfunden hatte, beim Gedanken, wie Kit ihre Brüste liebkosen würde – so, wie er es jetzt tat, erst mit den Händen, dann mit dem Mund. Trotzdem schrie sie auf vor Schmerzen, während seine Zähne die zarten Knospen misshandelten. Sollte sie ihm sagen, dass er ihr wehtat, und ihn bitten aufzuhören? Doch sie wagte es nicht, ihn zu ärgern, den Eindruck zu erwecken, mit ihr stimme etwas nicht, sie sei eine mit Mängeln behaftete Frau. Nein, mit mir ist alles in Ordnung, redete sie sich beklommen ein. Aber die Zweifel wuchsen und verkrampften ihre Muskeln.
Hastig zog er sie aus. Fast grob, dachte sie, zwang sich jedoch, nicht zusammenzuzucken, wenn seine Fingernägel über ihre zarte Haut kratzten. Entschlossen verdrängte sie die Ahnung, dass es nicht so war, wie es sein sollte, dass sie um irgendetwas betrogen wurde.
Düstere Gedanken und Ängste jagten durch ihr Gehirn. Was sie jetzt tat, war nach Tante Vis Maßstäben unverzeihlich und völlig falsch. Ihre eigenen widersprüchlichen Gefühle verwirrten sie. Kit sah sie erschauern, merkte ihr Zaudern und
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