Schattenjahre (German Edition)
sich mit salzigen Tränen.
„Endlich“, hörte sie ihn flüstern. „Verdammt, Sage, weißt du eigentlich, wie lange ich darauf gewartet habe, dass du meinen Namen in diesem Ton aussprichst? Weißt du das?“ Er schüttelte sie beinahe.
„Wie spreche ich ihn denn aus?“, fragte sie. Ihre Hände glitten über seinen Rücken, spürten die harten Muskeln, die Wärme seines starken Körpers. „Wie denn?“, wiederholte sie träumerisch, ohne die neugierigen, belustigten Blicke der Leute ringsum wahrzunehmen.
„Als hättest du soeben herausgefunden, dass du ohne mich nicht leben kannst. Als hätte mein Name einen himmlischen Klang. Als würdest du mir dein ganzes Herz schenken – und dich selbst, für alle Zeiten.“
„Oh, das ist alles?“, provozierte sie ihn. „Ich dachte, du würdest sagen, der Ausdruck meiner Stimme hätte dir meine Liebe verraten.“
„Stimmt das?“, wollte er nach einem langen Kuss wissen.
„Was?“
„Liebst du mich?“
„Spielt das eine Rolle?“
„Die allergrößte in meinem Leben. Ich liebe dich, Sage, und ich will dich heiraten – und mich nie mehr von dir trennen.“
Sie erklärte, das finde sie in Ordnung, und ihre Gefühle seien ungefähr die gleichen. Dann erkundigte sie sich: „Wieso wusstest du, wann ich hier ankommen würde?“
„Faye hat’s mir erzählt. Täglich rief ich sie an und fiel ihr auf die Nerven, aber sie gab erst nach, als ich ihr versichert hatte, wie sehr ich dich liebe. Eine hartgesottene Person, deine Schwägerin …“
„Ja, nicht wahr?“, stimmte Sage amüsiert zu.
„Also, heiratest du mich?“
Sie lächelte wie eine erfahrene Frau, aber aus ihren Augen schaute ihn das Kind an, das so viel Leid kennengelernt und sich Daniel hingegeben hatte, auf der Schwelle der Weiblichkeit. Verführerisch entgegnete sie: „Ich weiß nicht recht … Wir kennen uns kaum, nicht einmal in sexueller Beziehung.“
„Das lässt sich ändern. Willst du’s? Jetzt gleich?“ „Nur wenn du’s auch willst“, erwiderte sie unsicher, und er las ihre Gedanken. Sie erinnerte sich an jene Nacht, als er das Geschenk ihres Körpers abgelehnt hatte.
„Komm mit mir, dann zeige ich dir, was ich will.“
Es war besser als erwartet – besser, als alles, was Sage je erlebt hatte. Nicht, weil Daniel ein großartiger Liebhaber war oder weil sie sich in so vollkommener Harmonie vereinten, dass jede kleinste Zärtlichkeit die Lust auf beiden Seiten im gleichen Maß erhöhte. Nein – es beglückte sie, weil sie Daniel liebte und wiedergeliebt wurde. Zum ersten Mal genoss sie nicht nur sinnliche Freuden, sondern emotionale Sicherheit.
„Ich liebe dich, Daniel Cavanagh“, wisperte sie, die Lippen an seiner Schulter, und er drückte sie fest an sich. Es belustigte sie, welch ein Vergnügen es ihr bereitete, dieses Worte auszusprechen, und sie fühlte sich wie ein junges Mädchen im ersten Liebesglück, trunken vor Entzücken.
„Ich liebe dich auch“, flüsterte er. „Und du bist die erste Frau, die ich eine ganze Nacht lang in den Armen halten möchte – die einzige, die ich jemals lieben wollte.“
„Lügner“, spottete sie schläfrig. „Du wolltest mich gar nicht lieben.“
„Anfangs nicht“, stimmte er zu. „Da kämpfte ich geradezu verbissen gegen das an, was mit mir geschah.“
„So wie ich. Aber nun sind die Kämpfe überstanden.“
„Glaubst du das wirklich?“, fragte er lachend. „Wir werden einander unser Leben lang bekämpfen – und uns immer lieben. Liebe, Kampf, Zweisamkeit … Wir sind füreinander geboren, Sage, aber bis jetzt waren wir zu dumm, um es zuzugeben.“
„Ich liebe dich, Daniel … Nie hätte ich mir träumen lassen, dass ich das jemals zu einem Mann sagen würde.“
„Schon gar nicht zu mir, was?“
„Genau. Komisch, wie sich manche Dinge entwickeln …“
„Sehr komisch.“ Er küsste sie. „Was immer sich auch in unserem Leben verändern mag – meine Liebe zu dir wird stets die gleiche bleiben.“
In seinen Augen las sie, wie ernst er es meinte. Stets würde er sie lieben und achten und ihr Erfüllung schenken. Mit einer Fingerspitze zeichnete sie die Konturen seines Mundes nach. „Daniel, meinst du, ich sollte auch Tagebuch führen?“
„Nicht, wenn du noch in dieser Nacht damit beginnen würdest“, erwiderte er und verschloss ihr die Lippen mit einem leidenschaftlichen Kuss.
– ENDE –
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