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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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beherzigte seinen eigenen Rat und erhob keinen Einspruch. Besser, er bekam die Antwort jetzt schon zu hören, und erfuhr nicht erst in Anwesenheit der Geschworenen zum ersten Mal von einer in der Aussage des Zeugen versteckten Tretmine.
    »Wie fanden Sie das?«, fragte Mills.
    Es war nicht klar, ob Onofrio über ihre Naivität lächelte oder über die Frage. »Da hat man uns nicht gefragt. Das war etwas, worauf wir keinerlei Einfluss hatten.«
    »Das ist mir durchaus klar. Aber diese Konvoiaufgaben an
vorderster Front, war das nicht deutlich gefährlicher als die Tätigkeit, für die sie ursprünglich vorgesehen waren?«
    »Nur um das Zehn-, wenn nicht sogar Zwanzigfache.«
    »Also wesentlich gefährlicher, oder?«
    »Ja. Ganz erheblich.«
    Mills dachte kurz nach und warf weiter ihre Netze aus. »Haben Sie und die anderen Männer deswegen denn nicht protestiert?«
    »Natürlich. Aber was hätten wir denn tun sollen?«
    »Das weiß ich nicht, Mister Onofrio. Was haben Sie denn getan?«
    »Na ja, wir haben uns bei Lieutenant Scholler beschwert. Wir haben ihn gebeten, mit dem Stützpunkt-Kommandanten zu reden, ob wir zu unserer regulären Einheit zurückversetzt werden könnten.«
    »Und hat er das getan?«
    »Er hat es versucht, aber er wurde nicht zu ihm vorgelassen. Jedenfalls nicht rechtzeitig. Er hat sich auch an Nolan gewandt, ob er vielleicht seine Beziehungen spielen lassen könnte, aber auch das geschah nicht rechtzeitig.«
    »Mister Scholler dachte, Mister Nolan könnte seine Beziehungen für ihn spielen lassen? Warum? Waren sie befreundet?«
    »Ich würde schon sagen, doch.«
    »Eng?«
    »Also, das weiß ich nicht.« Er zuckte wieder mit den Schultern, dann ließ er unwissentlich die Bombe platzen. »Jedenfalls haben sie hin und wieder einen miteinander gehoben.«
    Die Bedeutung dieser Bemerkung war noch kaum durchgedrungen, als Washburn bereits herausplatzte: »Einspruch! Irrelevant!«

    Aber das war pures Wunschdenken. Niemand im Saal hielt diese Antwort auch nur im Entferntesten für irrelevant, und Tollson besiegelte diese Einschätzung im Handumdrehen. »Abgelehnt.«
    Mills vermied es, ihre Genugtuung hinauszuposaunen, und behielt ihre Mundwinkel unter Kontrolle. »Danke, Euer Ehren.« Und an den Zeugen gewandt, fuhr sie fort: »Mister Onofrio, soll das heißen, dass Mister Nolan und Mister Scholler tatsächlich des Öfteren gemeinsam etwas getrunken haben?«
    Onofrio, dem die Panik in Washburns Stimme nicht entgangen war, warf einen kurzen Blick zur Anklagebank hinüber. »Gelegentlich schon, glaube ich, ja.«
    »Glauben Sie nur, dass sie gemeinsam etwas getrunken haben, oder haben Sie sie tatsächlich zusammen trinken sehen?«
    »Ich habe sie trinken sehen.«
    »Mister Onofrio, gibt es beim Militär eine Vorschrift, dass im Dienst oder in einem Kriegsgebiet der Konsum von Alkohol verboten ist?«
    »Ja.«
    »Aber Mister Scholler hat gegen diese Vorschrift verstoßen?«
    »Ich schätze schon.«
    »Sie haben das selbst gesehen, mit eigenen Augen?«
    »Ja.«
    »Wie oft?«
    »Keine Ahnung. Ein paarmal.«
    »Öfter als fünfmal?«
    »Euer Ehren«, protestierte Washburn. »Die Anklage bedrängt den Zeugen.«

    »Abgelehnt.«
    Mills nickte. »Öfter als fünfmal?«
    »Schon möglich.«
    »Öfter als zehnmal?«
    »Also, mitgezählt habe ich nicht«, sagte Onofrio. »So genau kann ich das wirklich nicht sagen.«
    »Einmal am Tag? Einmal die Woche? Einmal im Monat?«
    »Ein paarmal die Woche.«
    »Gut. Hat Mister Scholler übermäßig getrunken?«
    »Einspruch«, tönte Washburn erneut. »Lädt zu Rückschlüssen ein.«
    »Abgelehnt«, entschied Tollson. »Ein Laienzeuge kann seine Meinung hinsichtlich des Alkoholisierungsgrades äußern.«
    Mills bremste sich. Sie war hier etwas sehr Gutem auf der Spur und wollte es nicht vermasseln. »Machte Mister Scholler jemals einen betrunkenen Eindruck auf Sie, als er im Dienst war?«
    »Einspruch. Rückschlüsse.«
    »Abgelehnt.«
    Mills setzte von neuem an. »Haben Sie persönlich jemals mitbekommen, dass Mister Scholler betrunken war, nachdem er mit Mister Nolan getrunken hatte?«
    Onofrio warf einen weiteren besorgten Blick zu Washburn und Evan hinüber. »Ja, Ma’am.«
    »Und mit betrunken, meinen Sie da, dass Sie ihn lallen gehört oder wanken gesehen haben?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Mister Onofrio. Wann ist Ihnen dergleichen zum letzten Mal aufgefallen - dass der Angeklagte lallte oder unsicher auf den Beinen war?«

    Onofrio schaute in seinen Schoß hinab. »An

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