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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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Zivilist. Ich arbeite für Allstrong Security. Evan ist in unserem Bagdader Hauptquartier stationiert. Ich bin dienstlich zwei Wochen hier und müsste heute Abend ganz allein essen, worauf ich nicht sonderlich Lust habe.«
    »Und deshalb haben Sie als letzten Ausweg …«
    »So würde ich es nicht nennen, aber es gibt eindeutig ein paar Themen, über die wir uns sicher bestens unterhalten könnten, solange wir nur Evan aus dem Spiel lassen.« Er schaute an ihr vorbei in ihre Wohnung. »Sieht jedenfalls nicht so aus, als ob bei Ihnen gerade die große Party steigt.«
    »Nein.« Sie seufzte.
    Er spürte, dass sie schwach wurde, und fragte: »Haben Sie schon gegessen?«
    »Nein.«
    »Das Lokal können Sie bestimmen. Wo immer Sie wollen, ohne Grenzen nach oben.«
    Sie seufzte wieder, ließ sich ein zaghaftes Lächeln entwischen und nickte. »Das ist ein nettes Angebot. Ich esse auch
nicht gern allein, obwohl ich es in letzter Zeit oft getan habe.« Sie sah ihm in die Augen und schaute wieder weg. Sie rang um eine Entscheidung.
    »Ich möchte nicht nochmal einen Streit wegen dieses Kriegs oder wegen Evan.«
    »Ich will auch nicht streiten. Mir ist nur nach was Vernünftigem zu essen und zu trinken.«
    »Hört sich gut an.« Sie überlegte noch einmal kurz, dann trat sie ein Stück zurück und hielt ihm die Tür auf. »Möchten Sie kurz reinkommen und sich setzen. Ich ziehe mir nur schnell was an.«

    Sie hatte einen unprätentiösen und sehr guten Italiener in der Laurel Street in San Carlos vorgeschlagen, der knapp zwei Kilometer von ihrer Wohnung entfernt war, womit die Fahrt zu kurz war, um richtig ins Gespräch zu kommen. Obwohl normalerweise nie auf den Mund gefallen, war Nolan von dem Moment an etwas um Worte verlegen, als sie in Schuhen mit niedrigen Absätzen und einem klassisch schlichten schwarzen Spaghettiträgerkleid aus ihrem Schlafzimmer kam. Dazu trug sie einen goldene Halskette mit einer einzigen schwarzen Perle und dazu passende Ohrringe. Das Haar hatte sie hochgesteckt, so dass ihr anmutiger Hals zu sehen war und ihr Gesicht noch besser zur Geltung kam.
    Weder der Bikini, den sie bei ihrer ersten Begegnung angehabt hatte, noch das Tanktop und die Shorts mit den Tennisschuhen, in denen sie kurz zuvor an die Tür gekommen war, hatten ihn auf die dezente Eleganz vorbereitet, die sie jetzt an den Tag legte. Schon davor war sie natürlich hübsch genug gewesen, um eine gewisse Anziehungskraft auf ihn auszuüben - die gut aussehende kalifornische Cheerleaderin eben -,
doch jetzt ließ etwas an ihrer Aufmachung eine Weltgewandtheit und Reife erkennen, die ihn, wenn er ehrlich war, einschüchterte. Nolans Masche, und in diesem Fall auch sein Plan, wäre gewesen, sie wegen ihrer politischen Neigungen und Ansichten aufzuziehen, totzureden, zum Lachen zu bringen, betrunken zu machen und schließlich abzuschleppen, um dann Evan zu berichten, er könne froh sein, dass sie seine Briefe nicht gelesen oder beantwortet habe - sie sei die Mühe nicht wert.
    Doch jetzt machten die zehn Minuten Schweigen während der Fahrt im Auto seinen Plan mehr oder weniger zunichte. So sehr er es auch versuchte und so sehr er es sich auch gewünscht haben mochte, gelang es ihm nicht mehr, sie auf die leichte Schulter zu nehmen. Das lag nicht nur an der schlichten Tatsache ihrer elementaren Schönheit, sondern an einer Ernsthaftigkeit, einer Grandezza, wie er sie noch an keiner Frau, der er begegnet war, beobachtet hatte.
    Als Nolan vor dem Restaurant dem Valet die Autoschlüssel gab, merkte er, dass Tara, die Hände im Schoß verschränkt, sitzen blieb. Ein Test? Erwiese er sich als Kavalier der alten Schule, wenn er ihr die Tür öffnete, oder stempelte es ihn als Chauvi ab? Über solche höflichen Gesten hatte er sich zehn Jahre keine Gedanken mehr gemacht, und jetzt wollte er plötzlich unbedingt die richtige Entscheidung treffen, um gut vor ihr dazustehen. Allerdings hatte er gar keine andere Wahl, als sich selbst treu zu bleiben, und seine Eltern hatten ihm altmodische Manieren beigebracht. Deshalb ging er um das Auto herum und öffnete ihr die Tür. Sie belohnte ihn mit einem verhaltenen Lächeln, aus dem er, mit unverhältnismäßiger Freude, Anerkennung herauslas.
    Der Smoking tragende Oberkellner kannte sie, zumindest
dem Sehen nach. Er begrüßte sie mit einer gewissen Vertrautheit, küsste ihr die Hand, nickte Nolan mit Respekt und vielleicht einem Anflug von Neid zu und führte sie zu einem abgeschiedenen Tisch im hinteren

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