Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
Vom Netzwerk:
meinen Besuch hier als eine unangekündigte informelle Inspektion betrachten, um zu klären, ob wir eine groß angelegte Inspektion durchführen müssen. Ich habe dafür sowohl von Calliston wie vom Generalinspekteur der Army eine entsprechenden Genehmigung.«
    »Schön für Sie.« Allstrong machte einen Schritt zurück und verschränkte die Arme über der Brust. »Aber leider darf ich Sie nicht auf das Gelände lassen.«
    »Von wegen.«
    »Jetzt hören Sie mal gut zu, Major. Sie vergessen, dass ich nicht für die Army arbeite. Ich bin hier im Auftrag der Koalitions-Übergangsverwaltung. Also im Auftrag von Jerry Bremer und Kevin Ramsdale. Ein Calliston hat hier drinnen nichts zu sagen, haben Sie gehört? Und ein Tucker auch nicht. Und meine Auftraggeber sind durchwegs zufrieden mit meiner Arbeit und erteilen mir fast mehr Aufträge, als ich bewältigen kann. Deshalb: Wenn Sie mich kontrollieren wollen, klären Sie das mit Ramsdale. Ich habe nichts zu verbergen, aber ich lasse mir von niemandem in die Bücher schauen, der dazu nicht ermächtigt ist. Deshalb vielen Dank für Ihr Interesse, Major, aber ansonsten, fürchte ich, ist Ihr Ausflug pure Zeitverschwendung.« Er wandte sich dem Gurkha zu. »Mister Gurung, Major Tucker darf das Gelände ohne meine Erlaubnis weder heute noch an sonst einem Tag betreten. Ist das klar?«

    Gurung nickte. »Jawohl, Sir.«
    Tucker starrte Allstrong finster an. »Ich werde zu Ramsdale und, wenn es sein muss, auch zu Bremer gehen. An Ihrer Stelle, Allstrong, würde ich zusehen, dass ich meine Bücher in Ordnung bringe. Ich werde mit aller Befugnis, die ich brauche, zurückkommen. Warten Sie nur ab.«
    »Ich freue mich schon auf Ihren Besuch«, entgegnete Allstrong. »Aber fürs Erste wünsche ich Ihnen eine angenehme Rückfahrt nach Bagdad, Major. Und ziehen Sie den Kopf ein.« Allstrong setzte sein gewohntes Lächeln auf. »Man kann nie wissen.«

    Am selben Tag war Ron Nolan aus den Staaten nach Bagdad zurückgekehrt und saß jetzt mit Evan Scholler auf der Treppe des Casino-Wohnwagens. Von dem heißen Augustabend blieben noch ein paar Minuten Sonnenlicht. Der von den Nachmittagswinden aufgewirbelte Staub hatte die Luft gelblich braun verfärbt.
    »Glaub mir doch, Mann«, sagte Nolan. »Der Zug ist abgefahren. Du solltest endlich einen Schlussstrich ziehen.«
    Diesmal ließ sich Evan auf keine Diskussionen mit Nolan ein, ob er noch ein Budweiser trinken sollte oder nicht. Er hatte bereits drei gehabt - diesmal Dosen, keine Flaschen. Er riss die nächste auf und hob sie an seine Lippen, wischte sich den Schaum vom Mund. »War jemand anderes da?«
    »Wie? Bei ihr, meinst du? Ob ich einen anderen Kerl bei ihr gesehen habe? Hatten wir das nicht schon? Nein.« Nolan nahm einen Schluck aus seiner Dose. »Aber wir reden hier von insgesamt etwa drei Minuten, die ich mit ihr gesprochen habe, alle an der Wohnungstür, und ich die ganze Zeit nur damit beschäftigt, sie wenigstens dazu zu bringen, diesen dämlichen
Brief zu nehmen. Wenn ein Kerl bei ihr in der Wohnung war, habe ich ihn nicht gesehen.«
    »Vielleicht …«
    Nolan schnitt ihm das Wort ab. »Nichts vielleicht, Evan. Tu dir das nicht an. Du hättest ihr Gesicht sehen sollen - klasse Gesicht übrigens, weshalb ich dich durchaus verstehen kann -, aber trotzdem, wenn du ihr Gesicht gesehen hättest, hättest du keine Zweifel mehr. Sie wollte nichts mit dir oder diesem Brief zu schaffen haben. Willst du es nochmal hören? Sie hat gesagt: ›Ich werde ihn nicht lesen.‹ Und ich: ›Sie brauchen ihn nicht zu lesen. Ich habe Evan nur versprochen, dass ich Sie dazu bringe, ihn mir aus der Hand zu nehmen. Das werden Sie doch wohl tun können, oder nicht?‹ Und darauf sie: ›Ich werde ihn bloß wegwerfen.‹ Und ich: ›Das ist Ihre Sache, aber ich muss Ihnen den Brief aushändigen.‹ Sie nimmt ihn also, sagt danke, schaut mir in die Augen und reißt den Umschlag mitten durch.«
    Evan nahm einen Schluck Bier und atmete geräuschvoll aus. »Scheiße.«
    »Ganz genau. Richtig Scheiße, da muss ich dir Recht geben. Aber was Gutes hat die Sache auch: Du brauchst dir nicht mehr ständig das Hirn zu zermartern.« Nolan zögerte, nahm einen Schluck Bier, sah Evan kurz von der Seite an. »Ich weiß nicht, ob du das wirklich hören willst, mein Freund, aber sagen muss ich es dir, weil du es sonst nie erfahren wirst. Sie hat auch noch versucht, mich anzumachen.« Beschwichtigend die Hand ausstreckend, fuhr Nolan hastig fort. »Keine Sorge, es ist

Weitere Kostenlose Bücher