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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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zu seinem Funkgerät. »Gene«, sagte er, »wie stehen die Chancen, von hier wegzukommen?«
    »Wann?«
    »Jetzt gleich.«
    »Ganz gut. Es gibt eine Seitenstraße zu einem Barrikadenpunkt etwa fünfhundert Meter weiter, und ich kann …«

    In diesem Moment wurde die brütende Luft von einem tiefen Summen erfüllt. Nolan brüllte: »Panzerfaust. Runter!« Und zwanzig Meter von da entfernt, wo Evan stand, explodierte der erste Humvee plötzlich in einem Feuerball, der ihn, Fields und Reese zu Boden schleuderte. Fast taub von dem Knall, bekam Evan dennoch mit, dass Nolan aus seiner geduckten Haltung hochkam und das MG auf das Haus richtete, aus dem, wie er glaubte, die Panzerfaust abgeschossen worden war.
    Gene Pisoni und Marshawn Whitman hatten gerade einen Volltreffer abbekommen, den sie unmöglich überlebt haben konnten. Als sich Reese auf der anderen Seite von Evans Humvee wieder aufrichtete, war seine linke Gesichtshälfte blutüberströmt. Er versuchte etwas zu sagen und gestikulierte in Richtung Evan, aber entweder brachte er kein Wort hervor, oder Evan konnte wegen des Dröhnens in seinen Ohren nichts hören. Auch Fields rappelte sich, anscheinend unverletzt, wieder hoch und deutete in einer unmissverständlichen Geste auf den Humvee und dann auf die leere Straße vor ihnen. Inzwischen erübrigten sich alle Diskussionen. Sie mussten hier weg.
    Er hatte Recht. Jetzt waren der zweite und dritte Humvee schutzlose Ziele - möglicherweise, wurde Evan später bewusst, waren sie bisher nur wegen ihrer Nähe zu dem weißen Pkw oder der Menschenmenge, die sich um ihn gebildet hatte, verschont geblieben. Aber im Moment verschwendete er daran keinen Gedanken. Er winkte Reese zum zweiten Humvee und sprang selbst in den dritten. Keine Sekunde zu früh, denn im selben Moment regnete dichter Kugelhagel auf die Straße vor ihnen nieder und pfiff über die Motorhaube seines Fahrzeugs hinweg. Nolan wirbelte herum und feuerte erneut in die Häuser.

    Onofrio hatte seinen Humvee fahrbereit und fuhr los. Reese erreichte die offene Beifahrertür des zweiten Fahrzeugs direkt vor ihnen und sprang zu Levy, Koshi und Davy Jefferson hinein, einem vierundzwanzigjährigen In-N-Out-Filialleiter aus Sunnyvale, der das MG bediente. Vielleicht aus Angst, vielleicht aber auch aus einer instinktiven Komplizenschaft mit den Angreifern heraus war die Menschenmenge plötzlich von den Humvees zurückgewichen, so dass die zwei Fahrzeuge jetzt ein noch besseres Ziel abgaben. Inzwischen nahm auch Davy Jefferson auf dem Dach des zweiten Humvee mit seinem MG einige der umstehenden Häuser unter Beschuss.
    Wieder schlug ein Kugelhagel in die Straße zwischen den beiden Fahrzeugen ein. Über Evans Kopf hinweg gab Nolan eine weitere Salve ab. Sie wurde beantwortet von dem erschreckend nahen, tiefen, bebenden Summen einer Panzerfaust, die sie ganz knapp verfehlte und links von ihnen in einen Laden krachte. Glassplitter und Staub regneten auf sie herab.
    Evan schlug seinem Fahrer auf den Arm und deutete auf die ausgebrannten Reste ihres ersten Fahrzeugs. Obwohl er aus vollem Hals brüllte, konnte er sich immer noch kaum hören. »Gene und Marsh! Gene und Marsh!« Damit wollte er Onofrio zu verstehen geben, dass er nicht bereit wäre, seine toten Männer zurückzulassen und von der aufgebrachten Menge verstümmeln zu lassen. Denn genau in diese Richtung schien sich die Situation mehr und mehr aufzuschaukeln.
    Sie hielten neben ihrem zweiten Humvee an, und auf ein Zeichen Evans hin sprang Fields mit ihm wieder nach draußen. Evan bedeutete Nolan und Jefferson an den MGs, ihnen Feuerschutz zu geben, während sie zu den rauchenden Trümmern
des ersten Humvee rannten. Whitmans verkohlter und blutüberströmter Körper war aus seinem MG-Stand herausgeschleudert worden und lag auf dem Dach. Evan und Fields packten ihren gefallenen Kameraden an den Armen und zogen ihn herunter, um ihn dann, so schnell sie konnten, zu ihrem Fahrzeug zu schleppen.
    Ein paar Sekunden lang verstummten die Schüsse. Evan und Fields wuchteten Whitmans Leiche auf den Rücksitz ihres Fahrzeugs, dann rannten sie zu Alan Reese, der aus dem zweiten Humvee gesprungen war und versuchte, die Tür des ersten Fahrzeugs zu öffnen und Pisoni herauszuholen. Aber die Türen waren noch zu heiß und zudem von innen verriegelt. Die Fenster waren allerdings infolge der Wucht der Explosion zersprungen, weshalb sich Fields durch das Fenster auf der Fahrerseite ins Wageninnere beugte, um Pisonis leblosen

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