Schattenkampf

Körper zu fassen zu bekommen. Aber er ließ sich nicht von der Stelle bewegen.
    »Er ist noch angeschnallt!«, rief er.
    Die hintere Tür auf der Fahrerseite war bei dem Einschlag fast aus den Angeln gerissen worden, und Evan gelang es, sie mit ein paar Tritten weiter aufzubekommen. So könnten sie Pisoni vielleicht aus dem Humvee holen. Evan hatte Fields gerade an seine Seite gewinkt, seine Schulter gegen die Tür gelehnt und zu drücken begonnen, als von den Dächern der umgebenden Häuser das automatische Gewehrfeuer wieder einsetzte. Fields direkt neben ihm gab einen schrecklichen gurgelnden Laut von sich. Er drehte sich um seine Achse, sackte in sich zusammen und kam, mit dem Rücken gegen den Humvee gelehnt, auf dem Boden zu sitzen.
    Auf der anderen Seite des Fahrzeugs gab Reese aus seiner Seitenwaffe ein paar harmlose Schüsse ab, und dann setzte
auch von den Dächern auf seiner Seite massives automatisches Gewehrfeuer ein. Irgendwo hinter ihnen war Nolan im Dach seines Humvee ohne Unterbrechung und nach allen Seiten am Feuern, aber als Evan in der Hoffnung, auch von dort Feuerschutz zu bekommen, zum zweiten Humvee schaute, war Davy Jefferson nirgendwo zu sehen, und die Windschutzscheibe des Fahrzeugs war von Einschusslöchern übersät. Es wäre eine Wunder gewesen, wenn Levy und Koshi auf dem Vordersitz nicht getroffen worden wären.
    »Alan!«, schrie Evan. »Hier rüber! Auf diese Seite!«
    Reese sah ihn über die Motorhaube des Humvee hinweg an und nickte. Er drehte sich zur Seite und schaffte es, immer noch mit seiner Seitenwaffe auf die Dächer der umstehenden Häuser feuernd, fast bis zum Heck des Wagens, bevor ihn mehrere Salven in die Höhe schnellen ließen und gegen die Karosserie schleuderten. Dann sank er zu Boden, und Evan konnte ihn nicht mehr sehen.
    Evan saß neben Fields mit gezogener Waffe im partiellen Schutz des Humvee auf dem Asphalt. Links konnte er zwei Gestalten am Rand eines Flachdachs entlanglaufen sehen, doch Nolan hielt sie gut in Schach. Er nahm die Häuser, in denen sich die Aufständischen verschanzt hatten, so heftig unter Beschuss, dass ihr Feuer auf ein Minimum begrenzt blieb. Nolan war jedoch der einzige MG-Schütze, der noch übrig war, und bei seiner augenblicklichen Feuerrate würde ihm bald die Munition ausgehen.
    Evan stupste Fields an. »Komm schon, los jetzt.« Er stieß noch einmal gegen Fields’ Schulter, aber er sackte nur zur Seite und blieb, sein Hemd rot von Blut, reglos auf dem Boden liegen. In diesem Moment fetzte direkt hinter ihm eine weitere MG-Salve durch die sengende Hitze, und als Evan
sich umdrehte, sah er, dass es sein eigener dritter Humvee mit Nolan auf dem Dach war, der auf ihn zugefahren kam, um ihm von der anderen Seite Deckung zu bieten.
    Aber er hatte drei getroffene Männer hier beim ersten Humvee und drei weitere im zweiten. Über Reeses Zustand konnte er nur Vermutungen anstellen. Vielleicht war er nur verwundet. Aber um das festzustellen, müsste er auf die andere Seite des Humvee kommen. Und dann waren noch Koshi, Jefferson und Levy drüben im zweiten Fahrzeug. Er musste Nolan und Onofrio befehlen, ihm zu helfen, die Toten und Verwundeten auf den Rücksitz und die Ladefläche des letzten noch fahrtauglichen Humvee zu packen. Er konnte seine Männer nicht auf der Straße liegen lassen.
    Ihm wollte nicht in den Kopf, dass er in so kurzer Zeit so viele von ihnen verloren hatte.
    Und dann hielt sein Humvee neben ihm an, die hintere Tür war offen, und Onofrio am Steuer bedeutete ihm wild gestikulierend und brüllend, obwohl Evan ihn kaum hören konnte, er solle aufspringen. Es war seine einzige Chance, ihre einzige Chance.
    Aber da war Fields direkt neben ihm; er verblutete, wenn er nicht schon tot war. Er hatte keine andere Wahl, er musste versuchen, ihn in den Humvee zu hieven.
    »Dafür ist jetzt keine Zeit!«, brüllte Nolan vom Dach zu Onofrio hinab. »Fahr zu! Los! Los! Los!« Er feuerte eine kurze Salve zu den Dächern hinauf. »Mach schon!«
    Es schien, als drängte - befähle! - Nolan Onofrio, ihn und sich selbst zu retten und Evan mit dem Rest der Männer zurückzulassen. Doch sein Fahrer bremste, als er auf gleicher Höhe mit Evan war, schaute verzweifelt nach rechts und streckte die Hand über den Sitz.

    Nolan brüllte vom Dach. »Lass sie, lass sie, dafür reicht die Zeit nicht! Es ist zu spät!«
    Jetzt war der Humvee ganz zum Stehen gekommen, und Onofrio beugte sich noch weiter nach rechts und stieß mit ausgestreckter Hand