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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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gefallen?«
    »Alle bis auf einen, glaube ich. Zwei, Evan mitgerechnet.«
    »Um Himmels willen, Eileen, wie furchtbar. Wie geht es ihm inzwischen?«
    »Von Tag zu Tag besser. Er hört sich vernünftiger an, wenn man mit ihm telefoniert. Die Ärzte können natürlich für nichts garantieren, aber der zuständige Neurologe meint, Evan könnte einer der ganz, ganz wenigen werden, die so gut wie keine bleibenden Schäden davontragen - auch wenn es eine Weile dauern wird.«
    »Macht er denn eine Reha?«
    »Jeden Tag. Physisch und psychisch. Aber wie gesagt, allmählich wird er wieder der Alte. Bis vor ein paar Wochen, als er in die Klinik eingeliefert wurde, wagten wir nicht einmal, darauf zu hoffen. Deshalb ist das schon mal ein gewaltiger Fortschritt. Sobald die Bewilligung für seine Therapie durch war, ging es deutlich aufwärts.«
    »Weshalb hätte er denn keine Bewilligung bekommen sollen?«
    Eileen spitzte die Lippen. »Es hieß, er könnte etwas getrunken haben, bevor er mit seinem Konvoi zu dieser letzten Fahrt aufbrach. Es hat zwar niemand behauptet, er wäre betrunken gewesen, aber … jedenfalls musste das erst geklärt werden. Wenn er tatsächlich Alkohol getrunken hätte, wäre die Therapie unter Umständen nicht bewilligt worden.«

    »Obwohl er von einer Kugel getroffen wurde?«
    Eileen holte tief Luft, um sich beruhigen. »Es war keine Kugel, Tara. Es war eine Panzerfaust.«
    Diese Neuigkeit ließ sie kurz innehalten. »Na gut, aber trotzdem, sie wollten ihn nicht behandeln?«
    »Wenn er betrunken gewesen wäre, möglicherweise nicht. Oder zumindest nicht sofort. Und wie wir inzwischen wissen, spielt die Zeit bei derartigen Verletzungen eine ganz entscheidende Rolle.«
    Tara drehte sich angesichts dieser Neuigkeiten immer noch der Kopf. »Das ist ja nicht zu fassen. Sie hätten ihn unter Umständen nicht behandelt? Wie hätten sie ihm das verweigern können, obwohl er in einem Kriegsgebiet verwundet wurde?«
    »Das ist eins der großen Rätsel, meine Liebe, aber lass mich erst gar nicht damit anfangen, wie sie einige dieser anderen armen verwundeten Jungen im Walter Reed behandeln. Es ist unglaublich. Aber - du wirst es nicht glauben - selbst nachdem sie seine Behandlung genehmigt hatten, hat die Army zur Bedingung gestellt, dass er sich weder bei den Medien noch bei sonst jemandem über die Zustände im Walter Reed beschweren würde.« Sie legte Tara die Hand auf den Arm und rang sich ein gequältes Lächeln ab. »Fürs Erste müssen wir also einfach nur froh sein, dass sie ihm endlich helfen, und das sind wir.«
    »Du bist ein wesentlich besserer Mensch, als ich das wäre, Eileen.«
    »Wie kommst du denn darauf? Und wie sollte ich denn anders sein. Natürlich ist das alles ganz furchtbar und frustrierend, aber wenigstens geht es Evan zunehmend besser. Im Übrigen wüsste ich nicht, was es irgendjemandem bringen sollte, wenn wir jetzt Stunk machen.«

    Tara schloss die Augen und pustete ihren Ärger hinaus. Sie fand nicht, dass Eileen Recht hatte - Stunk zu machen, konnte durchaus etwas bewirken. Aber mit einem Mal schien es im ganzen Land zu einem Stimmungsumschwung gekommen zu sein; plötzlich hatten alle Angst, wegen irgendetwas Stunk zu machen - weil es sie als schlechte Patrioten abstempelte. Weil es bedeutete, sie unterstützten die Terroristen. Aber diese Einstellung war in ihren Augen einfach nur dumm.
    Aber sie würde sich nicht auf weitere Diskussionen über diesen unseligen Krieg einlassen - nicht mit Eileen, nicht mit Ron Nolan, nicht mit sonst irgendjemandem. Wenigstens schien es, als wäre die kritischste Phase von Evans Verwundung, so schwer sie auch gewesen sein mochte, überstanden. »Und wie lang ist er jetzt schon hier?«, fragte sie.
    »Etwa drei Monate. Wir hoffen, dass er in zirka zwei Monaten entlassen wird, aber wir haben ein wenig Angst, ihn zu früh herauszuholen. Wenigstens erhält er dort eine erstklassige ärztliche Versorgung, und wir wollen bei seiner Genesung nichts überstürzen. Wenn er nach Hause kommt, möchten wir ihn heil wieder zurückhaben, verstehst du?« Eileens abgeklärter Blick blieb auf ihrer ehemaligen Schwiegertochter in spe haften. »Und wie geht es dir, Tara? Wie ist es dir ergangen?«
    »Im Großen und Ganzen gut, glaube ich.«
    »Im Großen und Ganzen gut, glaubst du? Das hört sich aber nicht sehr überzeugend an.«
    »Nein, wahrscheinlich nicht. Ich bin einfach irgendwie … ich fühle mich innerlich ziemlich zerrissen. Als würde ich auf etwas

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