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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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sie hinzu: »Ich weiß nicht, was das bringen sollte. Es ist nur, dass ich mit so etwas nicht wirklich gerechnet habe, mehr nicht. Vielleicht hätte ich, du weißt schon, aber es ist … wenn es jemand ist, den man kennt, den man geliebt hat …« Sie seufzte bedrückt. »Ich weiß nicht, was ich denken soll. Ich möchte, dass er wieder gesund wird, aber Eileen hat mich gefragt, ob ich ihn besuchen will, und ich könnte nicht behaupten, dass ich das möchte. Obwohl ich manchmal glaube …«
    »Was?«
    »Nein, es würde sich nicht gut anhören. Für uns, meine ich.«
    »Ich werde es verkraften.«
    »Das weiß ich, Ron. Du steckst alles weg. Aber vielleicht muss man nicht immer alles aussprechen. Durch manches muss man einfach durch.«
    Er nahm einen Schluck von seinem Scotch. »Manchmal denkst du, du würdest ihn vielleicht besuchen und mit ihm reden wollen, wenn ich nicht wäre. Ist es das? Wenn es so ist, möchte ich dir auf keinen Fall im Weg stehen. Wirklich nicht,
T.« Er beugte sich vor. »Aber eines möchte ich dich trotzdem fragen: Hast du viel an ihn gedacht, bevor du seiner Mutter begegnet bist und erfahren hast, dass er verwundet wurde?«
    »Viel nicht, nein. Nur ab und zu.«
    »Dann sind es vielleicht - nur so ein Gedanke - vielleicht sind es Schuldgefühle. Vielleicht denkst du auf einer bestimmten Ebene, du bräuchtest seine Erlaubnis.«
    »Wofür?«
    »Dich abzunabeln. Dein eigenes Leben zu leben.«
    Sie saß auf der Kante des Sessels, nagte an ihrer Unterlippe, hielt ihr vergessenes Weinglas mit beiden Händen zwischen ihren Knien. Schließlich begann sie, langsam den Kopf zu schütteln. »Nein. Das glaube ich nicht.«
    »Na schön«, sagte Nolan. »Ich habe mich schon mal getäuscht. Zweimal, glaube ich.« Ein rasches Lächeln sollte die Spannung abbauen. Es funktionierte nicht. »Was hast du für eine Theorie?«
    »Es ist nicht so sehr eine Theorie als eine Veränderung der Tatsachen, mit denen ich bisher gelebt habe. Ich dachte, er hätte aufgehört, mir zu schreiben, weil er aufgehört hat … mich zu lieben.«
    »Vielleicht hat er aufgehört zu schreiben, weil du ihm nicht geantwortet hast.«
    »Okay, vielleicht hat auch das eine Rolle gespielt. Aber das wäre eigentlich nicht seine Art, das glaube ich nicht. Er ist ganz schön hartnäckig. Er hat mir zehn Briefe geschrieben, ohne dass ich auch nur einen von ihnen beantwortet habe. Warum sollte er dann nach dem zehnten aufgehört haben? Ich glaube, er hätte so lange weitergemacht, bis ich ihm gesagt hätte, damit aufzuhören. Nur wurde er schwer verwundet und konnte nicht mehr schreiben.«

    »Du glaubst also, er könnte immer noch an dir hängen?«
    »Möglicherweise.«
    »Und würde das für dich einen Unterschied machen?«
    Sie ließ ihren angehaltenen Atem entweichen. »Ich hatte mich ganz gut damit eingerichtet, zu glauben, es wäre aus, mehr nicht. Für beide von uns. Zu glauben, es wäre auch für ihn okay. Das hat es mir leichter gemacht.«
    »Mit mir zusammen zu sein, meinst du?«
    Sie nickte. »Was der eigentliche Grund ist, warum ich ihm nicht geschrieben habe. Das weißt du ganz genau.«
    »Ja, das weiß ich.« Er setzte sich zurück, atmete lange aus und trank einen Schluck Scotch. »Bereust du es? Uns?«
    Taras Kopf bewegte sich langsam von einer Seite auf die andere. »Das weiß ich nicht, Ron. Ich weiß es einfach nicht. Du bist ein netter Kerl, und wir hatten eine tolle Zeit miteinander …«
    »Aber?«
    Sie hob die Augen und sah ihn an, das bezaubernde Gesicht von Unschlüssigkeit und Bedauern zerfurcht. »Aber ich glaube, ich brauche vielleicht ein bisschen Zeit, um mir mehr Klarheit über alles zu verschaffen.« Sie bekam große Augen. »Mein Gott, ich weiß nicht, wie ich überhaupt dazu komme, so etwas zu sagen. Damit habe ich nicht gemeint, dass ich dich nicht mehr sehen möchte. Ich weiß wirklich nicht, was ich da überhaupt rede.«
    Nolan schob mit dem Zeigefinger die Eiswürfel in seinem Glas herum. Dann setzte er sich zurück, legte einen Fuß auf das Knie des anderen Beins, ließ das Schweigen eine Weile im Raum stehen. »Was hältst du davon?«, sagte er schließlich. »Du lässt dir so viel Zeit, wie du zu brauchen glaubst, tust alles, was du tun zu müssen glaubst. Die Sache ist nur, dass ich
vielleicht nicht mehr da bin, wenn du zu lange brauchst, um dich zu entscheiden. So ist es nun mal. Ich will dich nicht verlieren, aber ich will dich auch nicht nur halb. Damit müsste ich meinen Standpunkt eigentlich zur

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