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Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Titel: Schattenkinder - im Zentrum der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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einen falschen Ausweis für mich besorgt, als ich noch ein Baby war. Trotzdem hat er mich versteckt und mich nirgends hingelassen – er hat mir nicht einmal gesagt, dass er diesen Ausweis für mich hatte. Nie.«
    »Vielleicht hat er geglaubt, dass er nicht gut genug ist, und ihn nur als letzte Sicherheitsmaßnahme behalten. Für den Notfall«, meinte Mark.
    »Aber nachdem er gestorben war, hat meine Mutter mich zur Hendricks-Schule gefahren, mich vor der Tür abgesetzt und gesagt, es sei zu gefährlich für mich, sie jemals wiederzusehen.«
    »Das Gleiche haben alle gesagt, als Luke fortging«, sagte Mark.
    »Aber wer hatte nun Recht, Mum oder Dad?«, flüsterte Trey.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Mark. »Was würdest du tun, wenn du ein drittes Kind hättest?«
    Diese Frage hatte Trey sich noch nie gestellt. Er hatte nie darüber nachgedacht, wie es sein musste, die Kontrolle zu haben und Macht über das Leben eines anderen Menschen. Er dachte an all die Aufmerksamkeit, die sein Vater ihm gewidmet hatte, und wie er immer geschimpft hatte: »Deine älteren Brüder haben sich nie etwas aus Latein gemacht. Ich bin so froh, dass ich dich habe!« Und Trey, der seine großen Brüdernie kennen gelernt hatte, weil sie sehr viel älter waren als er und weit weg wohnten, hatte vor Stolz gestrahlt.
    Doch er dachte auch an das starre Gesicht der Mutter, als sie ihn vor der Hendricks-Schule zurückgelassen hatte. Sie hatte geweint, als sie davonfuhr.
    War es möglich, dass sowohl sein Vater als auch seine Mutter geglaubt hatten das Richtige zu tun?
    Auch er und Mark hatten geglaubt das Richtige zu tun, als sie losgefahren waren, um Lee zu helfen. Marks Eltern waren da sicher ganz anderer Ansicht, jetzt, wo zwei ihrer Söhne fort waren.
    Es war alles so verwirrend, all diese Entscheidungsmög lichkeiten im Leben. Und all die Fehler, die man machen konnte.
    Kein Wunder, dass Treys Vater geglaubt hatte seinem Sohn einen Gefallen zu tun, indem er ihn zu Hause behielt und ihm Grammatikregeln beibrachte, die die Welt sicher und geordnet erscheinen ließen.
    Trey schloss für einen Moment die Augen, als könne das die Verwirrung und die Dunkelheit vertreiben. Als er sie wieder öffnete, sah er auf der anderen Kellerseite einen schwachen Lichtschein auf und ab hüpfen. Eine Taschenlampe.
    »Ist es . . . schon Morgen?«, ächzte Mark. »Kommen sie mich holen?«
    »Pst!«, zischte die Person hinter der Taschenlampe.
    Warum sollten sich irgendwelche Bevölkerungspolizisten oder Wächter, die Mark holen kamen, um die Lautstärke sorgen? Warum schalteten sie nicht einfach das Licht an? Was ging hier vor?

22.   Kapitel
    D as Licht kam näher.
    »Sprich leise«, wies eine Stimme Mark an. »Warum hast du ›
liber ‹
gerufen?«
    »Ich dachte, es rettet mir vielleicht das Leben«, antwortete Mark mit gedämpfter Stimme. »Ist das so?«
    Der Wachmann – denn das war er; zwar ein anderer, aber dennoch in der Uniform eines Bevölkerungspolizisten – leuchtete Mark mit der Taschenlampe ins Gesicht.
    »Wie soll dir ein Wort das Leben retten können?«, fragte der Mann.
    »Weiß ich nicht«, gestand Mark.
    Trey sank der Mut. Das konnte Mark nicht wissen. Er hatte es ihm nicht erklärt. Aber schließlich wusste er selbst auch nicht viel mehr. Er hatte einfach ins Blaue geraten.
    »Warum dieses Wort?«, fuhr der Wachmann fort. »Woher kennst du das Wort ›
liber ‹

    »Von einem Freund«, sagte Mark.
    »Wer ist dieser Freund?«
    »Das kann ich nicht sagen.«
    »Hat dir dein Freund nicht gesagt, dass du lieber flüstern solltest statt zu rufen?«
    »Nein«, erwiderte Mark. »Er hat gesagt, ich soll rufen.«
    Der Mann leuchtete Mark weiter ins Gesicht, das er aufmerksam zu studieren schien.
    »Du bist keiner von uns«, sagte er schließlich. »Du bist eine Gefahr, kein Verbündeter. Ich kann dir nicht helfen.«
    »Bitte   –«, sagte Mark.
    Doch der Polizist war bereits auf dem Rückweg und leuchtete mit der Taschenlampe zur Treppe.
    »Ich bitte Sie«, flehte Mark.
    Der Mann drehte sich um.
    »Vielleicht ist dein Freund auch eine Gefahr für uns. Du könntest uns seinen Namen nennen«, sagte er.
    Trey zuckte zusammen. Der Mann versuchte zu handeln – er verhandelte um Treys Leben ebenso wie um Marks. Wie würde Mark darauf reagieren?
    »Warum sollte mir an euch etwas liegen?«, warf Mark ein. »Gerade hast du gesagt, ich bin keiner von euch, schon vergessen?«
    Der Wachmann zuckte die Achseln.
    »Wie du willst«, sagte er und ging weiter in

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