Schattenkommando: Thriller (German Edition)
Nervenenden kontrollieren würden. Chef ist der Verstand, ermahnte er sich, und den kontrollierte er.
Wenige Augenblicke später, als sein Magen leer und der Geruch aus seinem Bewusstsein gelöscht war, erholte sich sein Magen rasch wieder. » Geht’s wieder? « , fragte Charlie und reichte ihm ein Erfrischungstuch.
» Ja. « Er nahm das Tuch entgegen und begann sich zu säubern, hielt dann inne und nickte. » Danke, Turlock. «
» Tut mir leid, dass ich Sie wegen Ihrer Strickerei aufgezogen hab. «
» Passiert mir ständig. «
» Normalerweise reißen Sie einem den Kopf ab, wenn man Sie aufzieht, aber diesmal haben Sie darauf verzichtet – nur weil ich es war? «
» Ich hätt’s schon getan, nur bin ich nicht an Sie rangekommen « , sagte Whack. Charlie dachte schon, dass er es ernst meinte, bis er zu grinsen anfing und amüsiert lachte. » Stricken entspannt mich halt, außerdem kann ich dadurch sehen, wer mir auf die Füße tritt und wer mich in Ruhe lässt. «
» Klingt nach einem verkorksten Leben, Boss, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf « , sagte Charlie.
Er zuckte mit den Achseln.
» Wenn Sie so weit wiederhergestellt sind, trinken Sie einen Schluck Wasser und bleiben Sie eine Weile auf reinem Sauerstoff. Benutzen Sie den Staubsauger, um alle Stückchen Erbrochenes, die Sie sehen, vor dem Wiedereintritt aufzusammeln, oder wir finden sie nie, und wenn sie erst mal auf Ihren Klamotten kleben, wittern die Bösen Sie schon von Weitem. «
» Sie haben recht, Tur… Charlie « , sagte Whack und fügte, als sie zu ihrem Sitz zurückkehrte, hinzu: » Sie sind in Ordnung, Turlock. «
» Ja, das bin ich, Boss. « Sie fand seinen Helm, der irgendwo hinten im Gepäckabteil des Passagiermoduls klemmte, und gab ihn ihm zurück. » Den sollten Sie auf keinen Fall vergessen. « Dann nahm sie den Sauger aus seiner Ladestation und ließ ihn ebenfalls zu ihm hinüberschweben. » Jetzt sehen Sie wirklich aus wie Martha Stewart, Boss. «
» Übertreiben Sie’s nicht, Captain « , knurrte er, nahm den Staubsauger dann aber mit einem Lächeln in Empfang.
» Ja, Sir. « Sie nickte schmunzelnd und kehrte auf ihren Platz zurück.
WOHNSITZ DES RUSSISCHEN PRÄSIDENTEN, BOLTINO, RUSSLAND
KURZE ZEIT SPÄTER
Sie trafen sich nicht immer unter solchen Umständen, um sich zu lieben. Beide, Leonid Zevitin, Präsident der Russischen Föderation, und Außenministerin Alexandra Hedrow hatten eine Vorliebe für klassische Schwarz-Weiß-Filme aus aller Welt, italienisches Essen und schweren Rotwein, weshalb sie – insbesondere unmittelbar vor einer längeren anstehenden Reise – nach einem langen Arbeitstag des Öfteren noch blieben, nachdem der Rest des Stabes bereits fortgeschickt worden war, und ein wenig Zeit miteinander verbrachten. Ein Liebespaar waren sie gleich nach ihrer ersten Begegnung anlässlich einer internationalen Bankenkonferenz in der Schweiz vor beinahe zehn Jahren geworden, und obwohl ihre beider Verpflichtungen und öffentlichen Auftritte zugenommen hatten, fanden sie gelegentlich noch Zeit füreinander.
Falls sie wegen der hinter vorgehaltener Hand getuschelten Gerüchte über ihre Affäre bekümmert waren, so war ihnen davon nichts anzumerken. Ohnehin tauchten Geschichten darüber nur in den Revolverblättern und den Society-Blogs auf, und denen schenkten die meisten Russen so gut wie keine Beachtung, und im Kreml würde es ganz sicher niemand wagen, sich über diese Dinge und derart mächtige Personen lauter als in einem stillen Gedanken auszulassen. Hedrow war verheiratet und Mutter zweier erwachsener Kinder, und die hatten schon vor langer Zeit gelernt, dass sowohl ihres als auch das Leben ihrer Eltern nicht mehr ihnen selbst, sondern längst dem Staat gehörte.
Die Präsidentendatsche war jener Ort innerhalb der Russischen Föderation, wo sie am ehesten so etwas wie ungestörte Privatheit genießen konnten. Im Gegensatz zum offiziellen Wohnsitz des Präsidenten im Senatsgebäude des Kreml, einem eher bescheidenen Zweckbau, war Zevitins Datsche vor den Toren Moskaus modern und stilvoll und eines internationalen Unternehmensleiters angemessen. Alles hier kreiste um Arbeit und Geschäftliches, auch wenn dies nicht unbedingt auf den ersten Blick zu erkennen war.
Waren Besucher erst einmal in Boltino gelandet, dem nahe gelegenen Privatflughafen des Präsidenten, wurden sie mit einer Limousine zum Wohnsitz gefahren und dort durch eine weitläufige, prachtvolle Eingangshalle zum großen Saal und
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