Schattenkommando: Thriller (German Edition)

Pferdeschwanz, der Mun, kam zum Vorschein, seit Jahrhunderten Zeichen des iranischen Königtums. Sie schüttelte ihr Haar, froh, endlich von den selbst auferlegten, gleichwohl traditionellen Banden befreit zu sein. Sofort trat Major Saidi, einen erschrockenen Ausdruck im Gesicht, auf sie zu und bedrängte sie wortlos, ihren Mun wieder zu verhüllen, bevor jemand auf der Straße ihn bemerkte.
    In gespielter Verzweiflung verdrehte Azar die Augen, knotete den Pferdeschwanz dann aber wieder unter das Stirnband. » Sie sehen in mir eine dieser Heimatlosen, wie Sie es selbst sind, weiter nichts. «
    » Mit dem Unterschied von einhundert bewaffneten Leibwächtern, einem Kriegsrat, einer geheimen Kriegskasse, die größer ist als das Bruttosozialprodukt der meisten zentralasiatischen Staaten, sowie mehreren Hunderttausend Anhängern, die nur zu bereit wären, sich vor eine Batterie Maschinengewehre zu werfen, um Sie wieder auf dem Takht-e-Tavous, dem Pfauenthron, zu sehen. «
    » Ich würde alles, über das ich gebiete, eintauschen, wenn ich Sie und Ihre Brigaden nur überzeugen könnte, sich mir anzuschließen, Hesarak « , sagte sie. » Meine Anhänger sind mir hingebungsvoll ergeben, aber zurzeit sind wir noch viel zu wenige. Außerdem besteht meine Anhängerschaft aus Loyalisten, die keine Kämpfer sind. «
    » Worin besteht Ihrer Meinung nach der Unterschied zwischen einem sogenannten Loyalisten und einem Soldaten, Hoheit? « , fragte Buzhazi. » Wenn das eigene Land in Gefahr ist, gibt es keinen solchen Unterschied. In Kriegszeiten werden die Bürger entweder zu Kämpfern oder zu Sklaven. «
    » Sie brauchen einen General. Sie brauchen Sie. «
    » Sie brauchen eine Führungspersönlichkeit, Hoheit, und diese Persönlichkeit sind Sie « , entgegnete Buzhazi. » Wenn nur die Hälfte Eurer Loyalisten so klug, furchtlos und wagemutig ist wie die Gruppe Menschen, in der Sie sich gerade verborgen haben, wäre es für sie ein Leichtes, die Kontrolle über dieses Land zu übernehmen. «
    » Einer jungen Frau werden sie sich kaum anschließen. «
    » Wahrscheinlich nicht. Sehr wohl aber einer Führungspersönlichkeit. «
    » Ich möchte, dass Sie ihre Führung übernehmen. «
    » Ich werde hier für niemanden Partei ergreifen, Hoheit. Eine Regierung zu bilden, ist nicht mein Geschäft « , widersprach Buzhazi. » Ich bin hier, weil die Pasdaran und die von ihnen finanziell unterstützten Aufständischen nach wie vor eine Gefahr für dieses Land darstellen, und ich werde sie verfolgen, bis auch der Letzte von ihnen zur Strecke gebracht ist. Aber ich werde niemals der Präsident dieses Landes sein. Um mit den Worten John Altons zu sprechen: Macht korrumpiert, und absolute Macht korrumpiert absolut. Ich bin mir bewusst, dass ich meine Macht aus meiner Armee schöpfe, und ich möchte nicht, dass dieses Volk von seinem Militär regiert wird. Andersherum wäre es richtig. «
    » Wenn Sie nicht sein Präsident sein wollen, seien Sie sein General « , forderte Azar. » Führen Sie die Armee unter dem Qagev-Banner, bilden Sie unsere Loyalisten aus, rekrutieren Sie weitere Kämpfer aus der Zivilbevölkerung, und dann lassen Sie uns aus unserem Volk wieder eine Einheit formen. «
    Buzhazi bedachte die junge Frau mit einem ernsten Blick. » Und was ist mit Ihren Eltern, Hoheit? «
    Die unerwartete Frage ließ Azar schlucken, doch gleich darauf kehrte der stählerne Ausdruck in ihre Augen zurück. » Noch immer keine Nachricht, General « , antwortete sie mit fester Stimme. » Aber sie leben, das weiß ich. «
    » Selbstverständlich, Hoheit « , sagte Buzhazi milde. » Wie ich höre, will Ihr Kriegsrat Ihnen bis zum Erreichen der Volljährigkeit die Zustimmung für die Übernahme der Armeeführung verweigern. «
    Azar schüttelte spöttisch lächelnd den Kopf. » Jahrhundertelang war die Volljährigkeit mit dem Alter von vierzehn Jahren erreicht. Auch Alexander war vierzehn, als er seine Armee in die Schlacht führte. Als sich die Kriegsführung weiterentwickelte und Rüstungen dicker und Waffen schwerer wurden, wurde das Alter der Volljährigkeit auf achtzehn angehoben, weil niemand, der jünger war, ein solches Schwert anheben oder eine solche Rüstung tragen konnte. Aber welche Bedeutung hat das in der heutigen Welt? Heutzutage kann ein Fünfjähriger einen Computer bedienen. Aber mein hoch verehrter Rat aus wichtigtuerischen alten Männern und schnatternden alten Weibern lässt nicht zu, dass jemand, der jünger ist als achtzehn, die