Schattenkommando: Thriller (German Edition)
Befreiung aus Amerika und meiner Rückreise hierher habe ich Najar zum Oberstleutnant und Saidi zum Major befördert. «
Buzhazi nickte beifällig. Azar Assiyeh Qagev, jüngste Tochter des vermeintlich rechtmäßigen Inhabers des Pfauenthrons Mohammad Hassan Qagev, der seit dem Beginn von Buzhazis Putsch gegen das theokratische Regime Irans abgetaucht war, war gerade erst siebzehn Jahre alt geworden, hatte aber das selbstsichere Auftreten eines doppelt so alten Mannes, von ihrem Mut, ihrem soldatischen Können und taktischen Weitblick als Befehlshaberin einer Infanteriebrigade ganz zu schweigen. Mit ihren langen, glänzenden schwarzen Haaren, den zarten Kurven, die ihr schlanker Körper entwickelte, und den lebendigen dunklen, fast ein wenig verschmitzt blickenden Augen entwickelte sie sich immer mehr zur Frau, wie Buzhazi nicht umhinkam zu bemerken. Sie trug eine weiße Bluse sowie eine Militärhose im Wüstentarnmuster und nicht etwa eine Burka; den Kopf hatte sie zwar bedeckt, allerdings mit einem hinten im Nacken verknoteten Stirnband der Team-Melli-World-Cup-Fußballmannschaft, nicht mit einer Hijab.
Sein Blick wurde automatisch von ihren Händen angezogen. Alle anderen Generationen von Männern der Qagev-Dynastie – und womöglich auch die Frauen, die aber vermutlich schon als Neugeborene ausgesondert wurden, statt sie mit einer Behinderung aufwachsen zu lassen – litten unter einem genetischen Defekt, den beidseitigem hypoplastischem Daumen. Mit anderen Worten, ihnen fehlte an beiden Händen der Daumen. Sie jedoch war als kleines Kind einem chirurgischen Eingriff unterzogen worden, danach hatten die Zeigefinger die Funktionen der Daumen übernommen, sodass sie vier Finger an jeder Hand hatte.
Doch anstatt darin eine Behinderung zu sehen, hatte Azar die Missbildung als eine Quelle der Kraft betrachtet, die sie bereits in sehr jungen Jahren hart gemacht hatte. Sie hatte diese körperliche Einschränkung mehr als kompensiert: Gerüchten zufolge übertraf sie im Schießen die meisten doppelt so alten Männer, darüber hinaus galt sie als fähige Pianistin und Kampfsportlerin. Angeblich trug sie nur selten Handschuhe, sodass alle ihre Hände sehen konnten, zum einen als Zeichen ihres Vermächtnisses, aber auch um ihre Widersacher abzulenken.
Azar hatte seit ihrem zweiten Lebensjahr heimlich in den Vereinigten Staaten von Amerika gelebt, unter der Obhut ihrer Leibwächter Najar und Saidi, die als ihre Eltern aufgetreten waren, und getrennt von ihren leiblichen Eltern, die, als Gäste des Amerikanischen Innenministeriums, ebenfalls ein Leben im Verborgenen geführt hatten. Sofort nach Ausbruch von Buzhazis Putsch hatten die Qagevs ihren Kriegsrat einberufen und waren in den Iran zurückgekehrt. Der König und die Königin aber, die angeblich untergetaucht gewesen waren, jedoch eine Website unterhalten hatten, regelmäßig in den Medien zu sehen gewesen waren und dort das theokratische Regime im Iran verdammt und ganz offen gelobt hatten, eines Tages zurückzukehren und wieder die Herrschaft im Land zu übernehmen, galten noch immer als verschollen. Man nahm an, dass sie mithilfe der Russen und Turkmenen entweder von Truppen der Iranischen Revolutionsgarde oder von Al-Qaida-Terroristen getötet worden waren. Azar jedoch war dank ihres klugen Kopfes, ihrer angeborenen Führungseigenschaften sowie der tatkräftigen Unterstützung durch die amerikanischen Streitkräfte und einer kleinen Armee aus bewaffneten Kommandoeinheiten die Einreise in den Iran gelungen, wo sie sich dem königlichen Kriegsrat und seinen Tausenden von jubelnden Anhängern angeschlossen hatte.
» Ich bin beeindruckt, Hoheit « , sagte Buzhazi, nahm seinen Helm ab und schüttete sich ein wenig Wasser aus einer Feldflasche ins Gesicht, bevor er einen tiefen Zug trank. » Ich habe bereits nach Ihnen Ausschau gehalten, doch Sie hatten sich gekonnt unter die Menge gemischt. Offenbar hatten die anderen keine Ahnung, wer Sie sind, sonst hätten die Leute einen Schutzwall um Sie gebildet, als ich mich Ihnen genähert habe. Sie verstehen es, Ihren Mun gut zu verstecken. «
» Ich treibe mich schon eine ganze Weile lang in der Stadt herum und versuche, diesen jungen Leuten zuzuhören und herauszufinden, was sie wollen und welche Erwartungen sie haben. « Azar sprach nach wie vor mit starkem amerikanischem Akzent, was ihr Farsi schwer verständlich machte. Sie nahm das Stirnband der iranischen Fußballnationalmannschaft ab, und der hüftlange
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