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Schattenkrieg

Schattenkrieg

Titel: Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Julius’ Methoden: einem die Worte im Munde herumzudrehen und sie auf Dinge zu beziehen, für die sie gar nicht gedacht waren.
    Der Druide seufzte. »Hört mir zu, Ronan. Ich habe mir meinen Pfad nicht ausgesucht.« Anscheinend hatte er beschlossen, den vorherigen Gedanken nicht weiterzuverfolgen. »Aber ich strenge mich an, daraus das Beste zu machen. Und da sowohl Euer als auch mein Herr der Meinung sind, dass Casey MacRoberts eine ungeeignete Wahl wäre, setze ich eben meine Fähigkeiten dafür ein, Cintorix zu helfen.«
    »Ha! Der Zweck heiligt nicht die Mittel!«
    Kopfschüttelnd griff Julius zu dem Radio und schaltete es an. Offenbar fiel ihm zu ihrer Diskussion nichts mehr ein. Ronan wandte sich schweigend von ihm ab und starrte nach draußen. Er fühlte sich in seinem Schweigen bestätigt: Genau einen solchen Ausgang hatte er von einem solchen Streitgespräch erwartet …
     
    Es war neun, als sie schließlich am Sicheren Haus des Irenfürsten Cardew ankamen. Sie hatten seitdem kein Wort mehr gesprochen, und die Stimmung zwischen ihnen war eisig. Julius beschwor ihn vor dem Aussteigen noch einmal, ihn zu unterstützen, doch Ronan reagierte gar nicht darauf. Wenn es sich der Helvetier in den Kopf gesetzt hatte, seinem Fürsten durch Betrug zu Amt und Würde zu verhelfen, so war das seine Sache. Ronan würde sich dadurch nicht mitreißen lassen.
    Das Sichere Haus war ein Gehöft am Ufer eines großen, zugefrorenen Sees. Vor einem hellblauen, klaren Himmel erhob sich am gegenüberliegenden Ufer ein hoher, gletscherbedeckter Berg. Ein paar Kilometer weiter war eine Stadt zu sehen, mit rauchenden Kaminen und verschneiten Dächern.
    Verglichen mit dem Sicheren Haus der Bretonen, das tatsächlich nicht mehr war als ein Haus im Wald und hauptsächlich dazu diente, dem Stamm einen Telefonanschluss und den Druiden eine Möglichkeit zum Kleiderwechseln zu bieten, war das Sichere Hausder Iren eine Festung. Ein von Stacheldraht gekrönter Schutzwall zog sich um ein großes Grundstück. Männer mit Hunden und Maschinenpistolen bewachten das Tor und ließen sie erst nach einem misstrauischen Telefonanruf passieren. Zwei mehrstöckige betongraue Gebäude bildeten den Wohnkomplex, um den sich mehrere kleinere Schuppen und Garagen gruppierten.
    Sie stiegen aus. Julius, ein Außenweltdruide, zog eine Zigarettenpackung aus einer Jackentasche hervor. Ronan warf ihm einen missbilligenden Blick zu, doch der Helvetier ignorierte ihn. Bald darauf blies er mit einem Seufzer stinkenden Rauch in die Luft. Ronan lehnte sich gegen das Auto und wartete. Sie waren angemeldet. Es konnte nicht lange dauern, bis sie jemand abholen kam.
    Etwa fünf Minuten später trat eine attraktive Frau in Bluejeans und Winterjacke aus dem Haus und trat zu ihnen. »Guten Morgen!«, begrüßte die Frau sie, überraschenderweise auf Gälisch. Es war irisches Gälisch, verwandt genug mit dem Bretonischen, das sie sie ganz gut verstehen konnten. »Ihr seid Ronan und Julius? Ich bin Gwen, Cardews Frau. Ich arbeite als Försterin in der Gegend.«
    »Sehr erfreut«, meinte Ronan, als er ihr die Hand schüttelte.
    »Ich wusste, dass Cardew mit einer Außenweltlerin verheiratet war«, erklärte Julius, »aber bisher hatte ich nicht gewusst, dass der Fürst einen
solch
erlesenen Geschmack hat. Es ist mir eine große Freude, Eure Bekanntschaft zu machen!«
    Sie schmunzelte. »Ihr seid ein Charmeur! Kommt mit, wir brauchen hier nicht in der Kälte zu stehen!«
    »Warum ist das Gelände hier so aufwändig bewacht?«, fragte Ronan, während sie ihr folgten. »Schlechte Erfahrungen?«
    »Die Schatten wissen, wo unsere Pforte ist. Uns bleibt nichts anderes übrig, als uns angemessen zu verteidigen.«
    Drinnen war es nicht wesentlich wärmer. Kaltes, steriles Neonlicht beleuchtete kahle, enge Korridore. Tür reihte sich an Tür, jede von ihnen in einem identischen neutralen Beige gehalten. Die Schritte auf einer metallenen Treppe hallten durch das gesamte Gebäude.
    »Was war dieses Haus früher einmal?«, wollte Julius wissen. »Eine Kaserne?«
    »Keine Ahnung. Der Stamm kaufte das Grundstück, als wir die Pforte in der Nähe gefunden haben. Eigentlich wollten wir verhindern, dass das hier verkommt und verfällt und in zehn Jahren nur eine weitere Ruine ist, für die sich niemand mehr interessiert. Der Plan war, es abzureißen und frischen Wald anzupflanzen. Aber als die Schatten ebenfalls auf unsere Pforte aufmerksam wurden, haben wir uns hier eingerichtet.«
    Im zweiten

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